Verirrte Kugel 3

Eigentlich hatte Lino (Alban Lenoir) ja gehofft, dass er seine Vergangenheit hinter sich lassen kann. Doch als er erfährt, dass der korrupte Polizist Areski (Nicolas Duvauchelle), der den ehemaligen Polizeichef Charas getötet hat, zurück ist, gibt es für Lino kein Halten. Er will Rache, etwas anderes kommt für ihn nicht in Frage. Nur ist da auch Alexander Resz (Gérard Lanvin), ein ebenfalls korrupter Polizist, der gerade darum bemüht ist, einige lose Enden zu beseitigen, bevor eine Beförderung ansteht. Und so verschwimmen bei den drei rasch die Grenzen zwischen Feind und Freund, wenn sie beginnen, sich gegenseitig zu jagen und dafür über Leichen zu gehen …

Der Kampf gegen die korrupte Polizei geht weiter

Fast fünf Jahre ist es her, dass Netflix den französischen Actionthriller Verirrte Kugel veröffentlichte. Die Geschichte um einen Mechaniker, der es mit der korrupten Polizei zu tun bekommt und plötzlich in Lebensgefahr schwebt, war zwar nicht weiter erwähnenswert. Der Film wurde aber positiv aufgenommen, weshalb zweieinhalb Jahre später mit Verirrte Kugel 2 die Fortsetzung anstand. Das war inhaltlich etwas besser, zeichnete sich aber trotz allem primär durch die brachiale Action aus. Wenig überraschend gilt das auch für Verirrte Kugel 3, das erneut zweieinhalb Jahre später beim Streamingdienst herausgekommen ist und die Reihe zu einem Abschluss bringen soll.

Inhaltlich darf man dabei nach wie vor nicht viel erwarten. Da geht es mal wieder um die korrupte Polizei und den Kampf gegen sie, wortwörtlich und im übertragenen Sinn. Sie ist gleichzeitig etwas umständlich und übertrieben, wenn da drei Parteien umeinander herumscharwenzeln, ergänzt um die „gute“ Polizei, die ebenso mit drinsteckt wie die organisierte Kriminalität. Das ist bei Verirrte Kugel 3 aber nur ein Anlass, damit es wieder ordentlich kracht. Auch bei der Figurenzeichnung ist man nicht wesentlich vom Fleck gekommen. Die Menschen bekommen Namen, aber keine wesentlichen Charakterzüge, sieht man von verschiedenen Variationen moralischer Flexibilität ab. Richtig gut ist in dieser Trilogie kaum jemand, selbst Lino nicht, obwohl er der „Held“ dieser Reihe ist.

Brachiale Karambolage-Action

Aber es schaut sich auch niemand diese Filme an in der Erwartung, tiefgründige moralische Fragen präsentiert zu bekommen, über die man im Anschluss lang nachdenkt. Das Publikum will in erster Linie sehen, dass es ordentlich zur Sache geht. Und das ist bei Verirrte Kugel 3 eindeutig der Fall. Schon beim Einstieg wird keine Zurückhaltung gezeigt, im weiteren Verlauf geht es ähnlich weiter. Gerade auch die Verfolgungsjagden und die Einsätze diverser Transportmittel, die zerbrechen dürfen und sollen, sorgen für gute Unterhaltung. Realistisch ist bei diesen Auftritten nichts, das will Regisseur und Co-Autor Guillaume Pierret aber auch gar nicht. Das hier ist Karambolage-Action, die zwar nicht mit den Budgets entsprechender Hollywood-Produktionen mithalten kann, aber im Rahmen eines französischen Films ordentlich Schauwerte liefert.

Dabei geht es nicht nur um Karosserien. Alban Lenoir, der auch in AKA und Lohn der Angst sein Talent für Actionszenen demonstriert hat, ist Dreh- und Angelpunkt der Reihe. Zwar hat er erstmals nicht am Drehbuch mitgearbeitet, vor der Kamera zeigt der Franzose dafür umso mehr Einsatz. Ein bisschen verwunderlich ist es daher schon, dass das internationale Kino ihn bislang nicht entdeckt hat, er bringt die nötige Präsenz und Ruppigkeit mit, um sich durch die Geschichte zu prügeln. Da Verirrte Kugel 3 zudem auf einen verkrampft-lockeren Humor verzichtet, wie man ihn heutzutage oft im Actiongenre findet, ist der dritte Teil wie schon die Vorgänger ein Tipp für Fans ganz klassischer Genrevertreter. Hier wird nicht experimentiert, nichts ausgesagt. Aber das, was man zeigt, ist solide umgesetzt, für Kurzweil ist damit gesorgt.