Back Street Girls Gokudols Netflix
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Back Street Girls -GOKUDOLS-

Back Street Girls Gokudols Netflix
„Back Street Girls -GOKUDOLS-“ // Deutschland-Start: 12. Dezember 2018 (Netflix)

Das ist jetzt ein bisschen doof gelaufen für Kentaro, Ryo und Kazuhiko. Einen Job zu versemmeln, das ist ja nie besonders toll. Als Yakuza kann dies aber sogar tödlich sein. Und so werden die drei dann auch vor die Wahl gestellt: Entweder lassen sie sich gleich von ihrem Boss abmurksen oder sie übernehmen einen kleinen Spezialauftrag. Denn das richtig große Geld, das lässt sich heute nicht mit den üblichen Verbrechen verdienen. Nein, das Geschäft der Zukunft sind sogenannte Idols, hübsche, junge Popsternchen, die auf der Bühne stehen und kleine Liedchen trällern. Und eben solche Idols sollen die drei werden, wenn es nach dem Boss geht, ein kurzer Trip nach Thailand wird das mit der Geschlechtsumwandlung schon richten.

Nachdem Netflix längere Zeit den Anime-Markt recht stiefmütterlich behandelt hat, produziert bzw. lizensiert der Streaminganbieter seit diesem Jahr kräftig. So manches davon ist natürlich Massenware, die keines zweiten Blickes rechtfertigt. Oder auch eines ersten. Dazwischen tummeln sich aber auch immer wieder Titel, die so seltsam sind, dass man allein deshalb schon einmal reinschauen sollte – etwa die teuflisch stylische Manga-Adaption Devilman Crybaby oder auch Aggretsuko um eine rockende Pandadame.

Irrsinn aus dem fernen Osten
Auch die Geschichte von Back Street Girls -GOKUDOLS- ist auf eine Weise bescheuert, wie sie wohl nur in Japan entstehen kann. Genauer geht sie auf Jasmine Gyuh zurück, welche die dieses Jahr beendete Mangareihe verfasst hat. Wie sie auf die irrsinnige Idee kam, Yakuzas in Idols verwandeln zu wollen, ist nicht bekannt. Auch nicht, was genau sie damit eigentlich verfolgte. Denn zumindest die Animeserie gibt keinen wirklichen Hinweis darauf, macht irgendwie alles einmal, ohne dabei einen ersichtlichen Plan zur Hand zu haben.

Anfangs lebt die von Chiaki Kon (Higurashi – When They Cry) inszenierte Adaption von der puren Absurdität der Situation, wenn ein paar harte Männer plötzlich süße Mädchen mimen müssen. Und zumindest hin und wieder nimmt Back Street Girls das auch zum Anlass, um über Geschlechterrollen und das grundsätzlich sexistische Geschäft mit den hübschen Sängerinnen nachzudenken oder zu spotten. Schmierige Typen, jede Menge Zynismus, Gyuh lässt wirklich kein gutes Haar an dem Phänomen, das in Japan bzw. allgemein in Fernost für jede Menge Kohle sorgt.

Da wäre mehr drin gewesen
Eine reine Satire ist Back Street Girls dennoch nicht. Es ist sogar so, dass das ungewöhnliche Potenzial, welche das Szenario mit sich bringt, so gut wie gar nicht ausgeschöpft wird. Anstatt die eigene Steilvorlage zu nutzen, um mehr über die Gesellschaft zu nutzen, versteift sich die Serie zu oft auf schlüpfrige und kaum komische Witze. Was noch recht lustig beginnt, verliert auf diese Weise schnell an Reiz. Spätestens zur Hälfte der insgesamt zehn Folgen langen Serie wird es sogar richtig langweilig. Das hängt auch damit zusammen, dass der Anime keine wirkliche Geschichte erzählt, sondern nur einzelne Situationen und Gags aneinanderreiht. Wenn die dann nicht überzeugen, ist das für den Unterhaltungsfaktor natürlich fatal. Wie eine Sitcom, die nur aus schlechten Witzen besteht.

Dafür ist die Optik reizvoll. Das Animationsstudio J.C.Staff (Kare Kano, Danmachi – Is It Wrong to Try to Pick Up Girls in a Dungeon?) folgt hier nicht den derzeit gängigen Standards, die mit viel Computern und übertriebenen Lichteffekten arbeiten. Stattdessen ist ihre Adaption sehr oldschool, verlässt sich auf markante, gern mal etwas überzogene Designs und eine Präsentation, die ihre Mangawurzeln offen zur Schau stellt. Viel animiert wird dabei nicht, nicht einmal während gelegentlicher Actionszenen, muss aber irgendwie auch nicht. Back Street Girls ist eine Serie, die sich nicht darum schert, was man von ihr erwartet, was sie – trotz des letztendlich enttäuschenden Inhalts – irgendwie sympathisch macht.



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Drei Yakuzas müssen eine Geschlechtsoperation über sich ergehen lassen und als Popsternchen Karriere machen, sonst werden sie kalt gemacht – das ist selbst für Animeverhältnisse eine seltsame Geschichte. Von gelegentlichen Spitzen auf das Idol-Geschäft abgesehen macht „Back Street Girls -GOKUDOLS-“ aber wenig daraus, versteift sich auf schlüpfrige, wenig komische Witze.
5
von 10