Muted Stumm El silencio Netflix Streamen online
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Stumm

Muted Stumm El silencio Netflix Streamen online
„Leave“ // Deutschland-Start: 19. Mai 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Der Fall ist klar: Sergio Ciscar (Arón Piper) hat seine Eltern vom Balkon gestürzt. Doch warum der Minderjährige diese schreckliche Tat begangen hat, ist ein Rätsel. Umso mehr, da er beharrlich schweigt und nicht sagen will, was vorgefallen ist. Mehrere Jahre später wird er auf Bewährung aus der Haft entlassen, noch immer weiß niemand die Hintergründe oder auch, was in dem jungen Mann vor sich geht. Und damit auch nicht, ob er weiterhin eine Gefahr für die Gesellschaft darstellt. Um dies herauszufinden, haben sich die Psychiaterin Ana Dussel (Almudena Amor) und ihr Team ein System ausgedacht, wie sie Sergio den ganzen Tag beobachten können. Dadurch erhoffen sie sich Einblicke in sein Seelenleben und die überfälligen Antworten auf die Fragen, die seit Jahren mit ihm verbunden sind. Doch diese Methode fordert auch dem Team einiges ab und führt zu Grenzüberschreitungen …

Die Suche nach dem Grund

Auch wenn es bei der konkreten Ausgestaltung die unterschiedlichsten Variationen gibt, die meisten Krimis laufen dann doch nach einem festen Prinzip ab: Ein Verbrechen wurde begangen, die Hauptfigur muss den Täter oder die Täterin finden. Damit verbunden ist oft auch die Frage nach dem Motiv. Irgendeinen Grund muss es ja geben, warum die schuldige Person ihre Tat begangen hat. Die spanische Netflix-Serie Stumm ist insofern ungewöhnlich, weil das mit dem „wer“ hier nicht von Bedeutung ist, sondern das „warum“. Was bringt einen Jugendlichen dazu, seine Eltern zu ermorden? Und aus welchem Grund sagt Sergio nichts dazu, sondern lässt sich ohne jedes Wort wegsperren, viele Jahre lang? Dass da irgendwo ein Geheimnis darauf wartet, gelüftet zu werden, ist klar. Das wird dem Publikum von Anfang an so verkauft.

Auch das daran anschließende Szenario ist interessant. Wenn der Protagonist 24 Stunden am Tag beobachtet wird, dient das natürlich einerseits dazu, weiteres Unglück zu vermeiden. Gleichzeitig erhofft man sich, durch diese Dauerbeobachtungen mehr über den Menschen hinter der Tat zu erfahren. Damit verbunden sind eine Reihe spannender Fragen. Manche sind philosophischer Natur, etwa ob es überhaupt möglich ist, aus dem Verhalten einer Person Rückschlüsse auf das Innenleben zu ziehen. Andere betreffen mehr gesellschaftliche Aspekte, die Diskussionen um die Überwachung der Bevölkerung zum Zwecke der Sicherheit werden seit Jahren hitzig geführt. Da sieht man dann auch darüber hinweg, dass sich Stumm kaum um Glaubwürdigkeit bemüht. Ein ganzes Team und Dutzende von Kameras einsetzen, nur um einen einzelnen jugendlichen Straftäter zu beobachten? Wer bezahlt denn so etwas?

Viel Potenzial, enttäuschendes Ergebnis

Dass die Serie nicht sonderlich nah an der Realität ausgerichtet ist, ist dabei das geringste Problem ist. Viel schlimmer ist, dass Serienschöpfer Aitor Gabilondo (Entrevías) das von ihm entworfene Konzept nicht konsequent verfolgt. Die erste große Irritation ist, dass Sergio bereits in der ersten Folge anfängt zu sprechen. Später wird er sich dauernd mit anderen Leuten unterhalten, als wäre nie etwas gewesen, was den Titel Stumm ad absurdum führt. Die allmähliche Annäherung an den Protagonisten lässt ebenfalls zu wünschen übrig, da die Geschichte sich oft mit ganz anderen Themen befasst. Eine große Rolle spielt beispielsweise Marta (Cristina Kovani), die sich aus der Ferne in den inhaftierten Jugendlichen verliebt hat, was wiederum zu Stress mit Eneko (Manu Ríos) führt.

Mit dem eigentlichen Fall hat das nichts zu tun. Offensichtlich wollte man aber noch irgendwie eine Art Romanze hineinquetschen, vielleicht um Fans von Jugenddramen anzusprechen. Legitim ist das schon. Es führt aber dazu, dass die Geschichte immer weiter ausfranst und ähnlich zu Leave völlig unnötig verkompliziert wird. Lang ist die Serie mit ihren sechs Folgen à 45 Minuten zwar nicht. Aber sie ist in die Länge gezogen, bis man sich zwischenzeitlich fragen darf, worum es überhaupt noch in Stumm geht. Das ist schade, weil da durchaus Potenzial für mehr gewesen wäre. Die anfängliche Inszenierung, die viel auf Kamerabilder setzt, machte neugierig auf mehr. Am Ende reicht es dann aber doch nur für eine durchschnittliche Krimiserie, deren zunehmend idiotischen Wendungen und Auflösungen nicht so spannend sind, wie sich Gabilondo und die anderen das wohl erhofften.

Credits

OT: „El silencio“
IT: „Muted“
Land: Spanien
Jahr: 2023
Regie: Gabe Ibáñez, Esteban Crespo, Aitor Gabilondo
Drehbuch: Aitor Gabilondo, Joan Barbero, Iñaki González, Anna Casado, Mónica Ovejero
Idee: Aitor Gabilondo
Musik: Zacarías M. de la Riva
Kamera: Octavio Arias, Curro Ferreira
Besetzung: Arón Piper, Almudena Amor, Cristina Kovani, Aitor Luna, Manu Ríos, Aria Bedmar, Ramiro Blas, Mikel Losada

Bilder

Trailer

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Stumm
fazit
Ein Jugendlicher bringt seine Eltern um und schweigt im Anschluss, eine heimliche Dauerüberwachung bis in die Wohnung hinein soll Antworten bringen. Das klang eigentlich spannend. Nach einem vielversprechenden Auftakt verrennt sich die Krimiserie aber unnötig in Wendungen. Sehr schade ist zudem, dass das Konzept des schweigenden Protagonisten gleich zu Beginn aufgegeben wird, was den Titel „Stumm“ ad absurdum fühlt.
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