Sick Note Netflix
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Sick Note – Staffel 1

Sick Note Netflix
„Sick Note – Staffel 1“ // Deutschland-Release: 23. November 2018 (Netflix)

Man kann nicht unbedingt behaupten, dass Daniel (Rupert Grint) ein besonders vorbildlicher Mensch ist. Ob es nun seine Beziehung ist, die er nicht ernst nimmt, seine Arbeit, die er noch viel weniger ernst nimmt, eigentlich macht er nichts außer Videospiele zocken und Serien anschauen. Warum auch? Schließlich ist er bislang damit gut durchgekommen. Doch dann scheint sich alles gegen ihn verschworen zu haben. Seine Freundin Becca (Pippa Bennett-Warner) setzt ihn vor die Tür, bei der Arbeit droht die Kündigung. Und dann eröffnet ihm Arzt Dr. Iain Glennis (Nick Frost) auch noch, dass er Krebs hat. Eine Falschdiagnose, wie sich bald herausstellt. Aber eine, die gar nicht mal so schlecht ist, denn plötzlich sind alle viel netter zu ihm und lassen ihm alles durchgehen, was er tut – oder auch nicht tut.

Humor ist, wenn man trotzdem krank ist
Eines vorweg: Zartbesaitete sollten sich das lieber zweimal überlegen, ob sie sich wirklich Sick Note anschauen wollen. Vor allem Zuschauer, die selbst Erfahrungen mit schweren Krankheiten gesammelt haben, seien es eigene oder die von Nahestehenden, werden hier ganz schön schlucken dürfen. Ein Nichtsnutz, der eine tödliche Krankheit vortäuscht, um hemmungslos schmarotzen zu können? Das ist schon bitterböser Stoff, der nur dazu gemacht ist, andere Leute furchtbar zu ärgern. Mindestens.

Wobei es ja nicht nur Daniel ist, der dem Publikum einiges zumutet. Irgendwie haben sie hier alle einen an der Waffel, was im Fall von Daniels Kollegin Linda (Marama Corlett) noch charmant ist, wenn sie einen Blödsinn nach dem anderen erfindet. Der Rest der Figuren besteht hingegen weitestgehend aus an und für sich furchtbaren Menschen, die sich alle hintergehen, lügen und betrügen oder im Fall von Kenny West (Don Johnson) – der Boss von Daniel – auf furchtbar zynische Weise andere Leute ausnutzt.

Die flachen Abgründe
Freunde schwarzen Humors dürfen daran ihren Spaß haben, auch wenn manches schon etwas over the top ist. Dann und wann neigt die Netflix-Serie aber auch zu belangloseren Albernheiten und Witzen, die eher im Kinderprogramm ihren Platz finden sollten. Etwas weniger schön ist auch, dass Sick Note ein bisschen langsamer voranschreitet, als man es bei einer Staffel aus gerade einmal sechs Folgen erwarten sollte. Denn irgendwie geht es doch eine ganze Weile hin und her, Figuren und Szenen wiederholen sich, manches ähnelt sich auch zu sehr.

Dennoch ist die erste Staffel eine recht launige Angelegenheit, gerade auch weil die Darsteller ohne Rücksicht auf Verluste vorgehen. Rupert Grint, den meisten aus den Harry Potter Filmen bekannt, hält die Waage aus armer Tropf und nerviger Klischeenerd. Johnson brilliert als fieser Chef, dem jegliche Empathie abgeht. Und Nick Frost (Shaun of the DeadThe World’s End) hat als völlig ungeeigneter Arzt auch den einen oder anderen Lacher auf seiner Seite. Da die Folgen, abgesehen von dem Auftakt, nur die für Sitcoms üblichen 22 Minuten lang sind, können Liebhaber eines etwas gemeineren, politisch wenig korrekten Humors hier einmal reinschauen.



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„Sick Note“ zeigt uns einen elenden Schmarotzer, der nicht einmal davor zurückschreckt, eine tödliche Krankheit zu simulieren, um sich nicht anstrengen zu müssen. Politisch korrekt oder feinfühlig ist das nicht, dafür aber lustig – auch wenn der böse Humor teilweise durch einen recht albernen verwässert wird.
7
von 10