Belascoaran Privatdetektiv Netflix
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Belascoarán, Privatdetektiv – Staffel 1

Belascoaran Privatdetektiv Netflix
„Belascoarán, Privatdetektiv“ // Deutschland-Start: 12. Oktober 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Eigentlich führte Héctor Belascoarán Shayne (Luisa Gerardo Méndez) ein gutes und bequemes Leben. Nur hat er eben darauf keine Lust mehr. Und so kündigt er seinen Job, trennt sich von seiner Frau und beschließt, als Privatdetektiv noch einmal ganz von vorne anzufangen. Schließlich hat er immer gern Kriminalromane gelesen, da weiß er, was er tut. Zumindest glaubt er das. Ein Büro hat er schnell gefunden, auch wenn er sich dieses mit dem Klempner Gilberto Gomez Letras (Silverio Palacios) teilen muss. Seine Schwester Elisa (Irene Azuela), die als Journalistin arbeitet, steht ihm bei seinen Fällen immer mal wieder hilfreich zur Seite. Und Hilfe kann er gut gebrauchen, hat die Polizei doch nur wenig Interesse, mit dem Schnüffler zusammenzuarbeiten …

Wiedersehen mit einem vergessenen Helden

Wer an die großen Autoren und Autorinnen des Kriminalromans denkt, dem werden vor allem Beispiele aus den USA und Europa einfallen. Arthur Conan Doyle, Agatha Christie, Georges Simenon, die Liste ist lang. Lateinamerika dürfte für die meisten aber in der Hinsicht ein Terra Incognita sein. Einer der wenigen, der sich auch international einen Namen machen konnte, war Paco Ignacio Taibo II. Inzwischen sind die meisten Bücher des Mexikaners hierzulande nur noch antiquarisch zu bekommen. Allein deshalb ist es schön, dass mit der Netflix-Serie Belascoarán, Privatdetektiv an den Schriftsteller erinnert wird, der seit den 1970ern zahlreiche Werke veröffentlicht hat. Zu denen zählen auch die von Héctor Belascoarán Shayne, Held mehrerer Romane.

Drei davon wurden in der Serie verwendet. Aus jedem wurde eine Folge, die zwischen 70 und 80 Minuten lang ist, also ungefähr Spielfilmlänge hat. Prinzipiell stehen sie alle für sich allein. Dennoch ist es sinnvoller, sie hintereinander anzuschauen. So gibt es Figuren und Themen, die sich über die komplette Staffel hinwegziehen. Beispielsweise lernt er im Auftakt Die Zeit der Mörder Irene (Paulina Gaitan) kennen, die Tochter eines Opfers, die später zu seiner Freundin wird. Vor allem aber die wiederkehrenden Konflikte mit der Polizei ziehen sich durch Belascoarán, Privatdetektiv, wenn er regelmäßig an dieser verzweifelt. Eigentlich hat diese kein Interesse an den Fällen, hat es zudem selbst nicht so mit Recht und Ordnung, was ein selbsternannter Sucher der Wahrheit natürlich nicht gutheißen kann.

Nostalgisch mit ein bisschen Humor

Dass Privatdetektive und Polizisten sich nicht immer gut verstehen, ist nichts Neues. Das gehört zum Genre ein bisschen dazu. Legendär waren beispielsweise die Auseinandersetzungen zwischen Miss Marple und Chief Inspector Craddock in 16 Uhr 50 ab Paddington und den anderen Klassikern in den 1960ern. Bei Belascoarán, Privatdetektiv hat dies jedoch einen stärker gesellschaftskritischen Charakter: Da geht es um die Gleichgültigkeit der Polizei dem Verbrechen gegenüber. Wenn immer wieder Frauen ermordet werden, scheint das niemanden zu interessieren. Bis auf den Mörder natürlich, der sich durch diese Nichtachtung vernachlässigt fühlt und deswegen dem Titelhelden umso dankbarer ist, wenn wenigstens der ihn sucht.

Nicht nur an diesen Stellen findet sich Humor. Immer mal wieder wird die Jagd auf Verbrecher durch solchen aufgelockert, sei es in Form von Spott oder weil der angehende Amateur-Kriminologe schon eher im skurrilen Spektrum eines Privatdetektivs ist. Aber auch die schöne 70er Jahre Atmosphäre, welche der Serie etwas Nostalgisches verleiht, macht Belascoarán, Privatdetektiv zu einem kleinen Geheimtipp. So richtig komplex mögen die Fälle des in Vergessenheit geratenen Neulings nicht sein. Aber es macht doch Spaß, ihm dabei Gesellschaft zu leisten, wie er sein durch Bücher erworbenes Wissen in die Praxis umzusetzen versucht, zumal Hauptdarsteller Luis Gerardo Méndez (Half Brothers) in der Rolle eine gute Figur macht. Insofern wäre es zu hoffen, dass die Adaptionen sich genügend Beliebtheit erfreuen, damit noch weitere Vorlagen ihren Weg zu Netflix finden.

Credits

OT: „Belascoarán, PI“
Land: Mexiko
Jahr: 2022
Regie: Gonzalo Amat, Ernesto Contreras, Hiromi Kamata
Drehbuch: Aura García-Junco, Augusto Mendoza, Rodrigo Santos
Vorlage: Paco Ignacio Taibo II
Musik: Jacobo Lieberman
Besetzung: Luis Gerardo Méndez, Paulina Gaitan, Irene Azuela, Silverio Palacios

Bilder

Trailer

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Belascoarán, Privatdetektiv – Staffel 1
fazit
„Belascoarán, Privatdetektiv“ ist eine gelungene Adaption mehrerer Kriminalromane und handelt von einem Mann, der endlich seine Vorliebe für Krimigeschichten in die Tat umsetzen will. Die Fälle an sich sind dabei gar nicht so besonders. Aber es macht Spaß, dem Amateur zu folgen, auch wegen der schönen 70er Jahre Atmosphäre und der gelegentlichen Mischung aus Humor und Gesellschaftskritik.
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