In from the Cold Netflix
© Netflix/Enrique Baró Ubach

In From the Cold – Staffel 1

Inhalt / Kritik

In from the Cold Netflix
„In From the Cold – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 28. Januar 2022 (Netflix)

Eigentlich wollte Jenny (Margarita Levieva) ihre Tochter Becca (Lydia Fleming) nur zu einem Eiskunstlauf-Wettbewerb begleiten, der in Madrid abgehalten wird. Ein bisschen wertvolle Zeit zu zweit, die Stadt erkunden, Urlaub machen. Doch damit ist es vorbei, als sie in ihrem Hotelzimmer überfallen wird. Als sie wieder zu sich kommt, wird sie vom Agenten Chauncey (Cillian O’Sullivan) und seinem Computerspezialisten Chris (Charles Brice) freundlich, aber alternativlos dazu aufgefordert, sie bei einer Mission zu unterstützen. Die Argumente dafür sind gut, war Jenny doch vor langer Zeit unter ihrem damaligen Namen Anya (Stasya Miloslavskaya) selbst Agentin – für die Sowjetunion. Entweder lässt sie sich auf die Forderung der US-Amerikaner ein oder sie landet in einem speziellen Knast als feindliche Spione und darf sich für immer von ihrer Tochter verabschieden. Und so willigt sie ein, hat dabei aber noch die eine oder andere Überraschung in petto …

Überraschung, ich bin jemand anderes!

Diese Woche war bei Netflix mal wieder Serien-Overkill angesagt. Gleich zwölf (!) neue Serien und Staffeln starteten innerhalb weniger Tage. Darunter war auch viel Nachschub für Science-Fiction-Fans. Neben einer neuen Staffel von Snowpiercer und der Animeserie The Orbital Children erschien Chosen, die Geschichte einer etwas anderen Alien-Invasion. Und wem das noch nicht reichte oder eine etwas actionreichere Variante des Genres bevorzugt, für den wurde In From the Cold ins Programm aufgenommen. Wobei die Genrezugehörigkeit hier zunächst noch versteckt wird. Zwar kündigte der Streamingdienst die US-amerikanische Eigenproduktion als Science-Fiction an, neben vielen anderen Genres. Worauf sich das bezieht, wird dabei erst später klar.

Aber das passt zu einer Serie, die sich an der eigenen Wandlungsfähigkeit erfreut – in mehr als einer Hinsicht. So darf das Publikum in der ersten Folge von In From the Cold nach wenigen Minuten erfahren, dass die Protagonistin nicht die unscheinbare und uncoole Mama ist, als die sie ihre Tochter wahrnimmt. Und es darf auch sehen, was sie zu einer so gefährlichen Waffe macht, wenn sie Jahre nach ihrem Rückzug ihre beeindruckend aktuellen Kampffertigkeiten unter Beweis stellt. So etwas ist immer unterhaltsam, wenn eine große Diskrepanz zwischen der Fassade und dem dahinter herrscht. Wie oft sieht man schon, wie eine Hausfrau so aus dem Stegreif einfach ein paar Muskelmänner vermöbelt?

Agentin mit Superkräften

Das tatsächliche Alleinstellungsmerkmal packt Serienschöpfer Adam Glass dann beim Einsatz aus. Jenny war nicht nur eine Geheimagentin. Sie war eine biologisch-technologisch modifizierte Geheimagentin. Den Beruf hat sie zwar abgelegt, als es um die Gründung einer Familie ging. Die Fähigkeiten sind aber noch da. In From the Cold knüpft da an die gängigen Comic-Adaptionen im Kino an, bei denen Helden und Heldinnen noch ein paar ganz besondere Talente brauchen, um die Welt zu retten. Tatsächlich ist die Serie eine Mischung aus herkömmlichen Agentengeschichten und Superheldenabenteuern. So als hätte man Jason Bourne und Marvel in die Küchenmaschine gesteckt und einmal gut durchgemixt. Das Ergebnis: gleichzeitig naheliegend und total bescheuert.

Wie viel Spaß man mit In From the Cold hat, hängt dann auch maßgeblich damit zusammen, ob man sich auf das absurd-alberne Szenario einlassen kann. Sinn ergibt das Ganze nicht, soll es wohl auch nicht. Die Serie ist so überzogen, als hätte Glass ursprünglich an einer Parodie gearbeitet, sich im letzten Moment aber umentschieden. Hinzu kommen ein paar humorvolle Auseinandersetzungen, beispielsweise um Tech Guy Chris, der in der brutalen Welt der Agenten immer etwas fehl am Platz wirkt. Diese Komik wird nur nie konsequent verfolgt, am Ende soll das hier dann doch eine „richtige“ Agentenserie sein. Ob das die bessere Wahl ist, darüber lässt sich streiten. Wenn man so groteske Einfälle hat, ist es schon etwas schade, dass das nicht gezielt betrieben wurde.

Und schon wieder ein Flashback …

Ein größerer Mangel ist in der Hinsicht, dass die Serie immer wieder in die Vergangenheit zurückkehrt, um die Geschichte der jungen Agentin zu erzählen. Prinzipiell ist es nicht verkehrt, einer Hauptfigur mehr Hintergrund mitgeben zu wollen – vor allem wenn die Diskrepanz zwischen vergangenem und aktuellem Leben so groß ist. Aber hier führt das dazu, dass die Serie immer wieder an Schwung verliert, wenn gefühlt alle zehn Minuten ein neuer Flashback dazwischenfunkt. In From the Cold wird dadurch deutlich zäher, als man es von einer derartigen Wahnsinnsshow erwarten sollte. Dafür gibt es einige ansehnliche Actionszenen, die Fans was fürs Auge liefern. Dass ein solches Durcheinander nicht für alle geeignet ist, ist klar. Dass die Reaktionen sehr gespalten sind, verwundert nicht wirklich. Tatsächlich empfehlenswert ist das Ergebnis nicht, aber doch zumindest eigen genug, dass man einmal reinschauen kann.

Credits

OT: „In From the Cold“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Paco Cabezas, Daniel Calparsoro, Ami Canaan Mann, Birgitte Stærmose
Drehbuch: Adam Glass
Idee: Adam Glass
Musik: Tori Letzler
Kamera: Hermes Marco, Imanol Nabea
Besetzung: Margarita Levieva, Cillian O’Sullivan, Lydia Fleming, Charles Brice, Stasya Miloslavskaya, Alyona Khmelnitskaya, Amanda Bright

Bilder

Trailer

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In „In From the Cold“ stellt sich eine vermeintlich harmlose Hausfrau als technologisch modifizierte Ex-Agentin heraus, die vom Geheimdienst zwangsrekrutiert wird. Das Szenario ist völlig bescheuert, kann aber Spaß machen, wenn man sich darauf einlässt, zumal die Actionszenen ansehnlich sind. Die ständigen Flashbacks führen jedoch dazu, dass die Serie zäher ist, als sie es sein sollte.
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