Toskana Netflix
Toskana

Toskana

Toskana Netflix
„Tokcana“ // Deutschland-Start: 18. Mai 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Viele Jahre hatte Theo (Anders Matthesen) seinen Vater nicht gesehen. Er hatte auch kein Bedürfnis danach, machte er ihm doch schwere Vorwürfe dafür, die Familie verlassen zu haben, als Theo noch ein Kind war. Nun ist sein Vater tot und Theo weiß nicht so recht, was er damit anfangen soll. Zumindest weiß er aber, was er mit dem Haus anfangen will, das er in der Toskana geerbt hat und wo er selbst auch seine Kindheit verbrachte. Er will es verkaufen und auf diese Weise die notwendigen finanziellen Mittel zu haben, um sein Restaurant zu betrieben. Doch dann begegnet er Sophia (Cristiana Dell’Anna), die nach dem Tod seines Vaters den Laden führt. Und sie hat ganz andere Geschichten vom Verstorbenen zu erzählen als die, die Theo mit sich herumschleppt …

Ein Film voller Kontraste

Wenn in Filmen die Hauptfigur aufs Land fährt, gibt es meistens nur zwei Möglichkeiten, wie es weitergeht. Im Horrorgenre bedeutet das, dass dort irgendwelche psychotischen oder zurückgebliebenen Leute nur darauf warten, Jagd auf dich zu machen. Die Alternative ist das genaue Gegenteil: Die ländliche Bevölkerung darf dem Protagonisten oder der Protagonistin zeigen, worauf es im Leben wirklich ankommt und diese damit zu besseren Menschen machen. Das kann man auf humorvolle Weise geschehen, Culture-Clash-Komödien arbeiten gern mit diesem Szenario. Andere wählen eine etwas ernstere Ausrichtung. So auch der dänische Netflix-Film Toskana, in dem ein dänischer Koch lernt, durch eine neue Perspektive die Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Ein bisschen überraschend ist es schon, dass Regisseur und Drehbuchautor Mehdi Avaz völlig darauf verzichtet. Schließlich baut er so viele Kontraste und Gegensätze auf, dass eine Komödie naheliegend gewesen wäre. Wenn es einen Skandinavier nach Italien verschlägt, dann prallen zumindest dem Klischee nach zwei Welten aufeinander. Tatsächlich ist die erste Begegnung der beiden auch recht unglücklich. So wie bei Liebesfilmen oft die erste Begegnung völlig schief geht, damit es später umso stärker funken kann. Klar, zu Beginn von Toskana ist Sophia anderweitig vergeben. Sie steht sogar kurz davor, Pino (Andrea Bosca) zu heiraten. Aber wie uns unzählige Romanzen gelehrt haben: Wenn zwei Menschen füreinander bestimmt sind, dann kommen sie zwangsläufig zusammen. Das ist Gesetz.

Leise, aber wenig ambitioniert

Der Film folgt diesem dann auch. Ambitionen, das Publikum zu überraschen oder dem Genre neue Facetten abzugewinnen, hat Avaz offensichtlich nicht. Während der Teil von Toskana mäßig interessant ist, überzeugt ein anderer deutlich mehr. Der Film ist eben keine reine Romanze, sondern vor allem auch ein Drama um einen Mann, der mit seinem verstorbenen Vater hadert. Dass er sich diesem erst nach dessen Tod annähert und eine andere Seite an ihm kennenlernt, ist natürlich tragisch. Avaz schlägt hier gleichzeitig versöhnliche wie bittere Töne an, wenn Theo sich nach und nach öffnet. Auf der einen Seite freut man sich für ihn natürlich, dass er nach den vielen Jahren innerlichen Frieden schließt und nicht mehr der Gefangene seiner eigenen Wut ist. Gleichzeitig darf man aber bedauern, dass es keine Aussprache vorher gab und so viel Zeit verschwendet wurde, die man besser hätte nutzen können.

Impliziert werden damit eine Reihe guter Ratschläge an das Publikum, das hier mehr über sich selbst und den Umgang mit Krisen lernen darf. Bahnbrechend neue Erkenntnisse darf man dabei natürlich nicht erwarten, auch in der Hinsicht zeigt sich Toskana eher genügsam. Dafür ist es schön, wie der Film nicht versucht, die Tragik auszuschlachten. Wo andere auf dröhnend-manipulative Musik und aufdringlichen Herzschmerz gesetzt hätten, da bleibt die dänische Produktion leise und auf Nachdenklichkeit ausgerichtet. Natürlich wird es trotz allem ein wenig dazu gedrängt, hier etwas zu fühlen, damit das Genz nicht völlig umsonst ist. Das Drama lässt sich aber ganz gut von Leuten anschauen, denen solche Filme sonst zu dick aufgetragen sind.

Credits

OT: „Toscana“
Land: Dänemark
Jahr: 2022
Regie: Mehdi Avaz
Drehbuch: Mehdi Avaz
Musik: Thomas Volmer Schulz
Kamera: Michael Sauer Christensen
Besetzung: Anders Matthesen, Cristiana Dell’Anna, Andrea Bosca, Ghita Nørby, Sebastian Jessen, Ari Alexander

Trailer

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Toskana
Fazit
„Toskana“ ist ein schön zurückhaltendes Drama um einen Mann, der sich mit seinem toten und entfremdeten Vater auseinandersetzen muss. Die damit verbundene Romanze folgt hingegen ein bisschen zu sehr der Formel und verpasst es dabei, eine eigene Note zu entwickeln.
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