Colonia Dignidad Eine deutsche Sekte in Chile Netflix
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Colonia Dignidad: Eine deutsche Sekte in Chile

Inhalt / Kritik

Colonia Dignidad Eine deutsche Sekte in Chile Netflix
„Colonia Dignidad: Eine deutsche Sekte in Chile“ // Deutschland-Start: 1. Oktober 2021 (Netflix)

Netflix und True-Crime-Dokus gehen Hand in Hand wie uninspirierte Kritikenanfänge und abgedroschene Vergleiche. Der neueste Streich des Streamingriesen nimmt uns mit in das Chile der Vergangenheit, direkt ins Innere der Sociedad Benefactora y Educacional Dignidad, welche Anfang der 1960er-Jahre von Laienprediger Paul Schäfer eröffnet wurde. Der geläufigere Namen Colonie Dignidad – Kolonie der Würde – mag dem ein oder anderen bekannt vorkommen. 2015 erschien der Kinofilm Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück mit Emma Watson und Daniel Brühl in den Hauptrollen. Während das von ihnen gespielte Paar rein fiktiv war, war es die deutsche Sekte in Chile, derer sie zu entkommen versuchten, ganz und gar nicht.

Jahre bevor er sich mit etwa 150 ihrer Anhänger nach Chile absetzte, gründete Schäfer eine religiöse Sekte in Deutschland. Der Umzug hatte nicht etwa missionarische Motive, sondern geschah recht unfreiwillig, schließlich wurde gegen Schäfer wegen Vergewaltigung zweier Jungen ermittelt. Schnell fasste die Kolonie Fuß in Chile, Schäfer knüpfte Kontakte zu rechtsextremen Gruppierungen und unterstützte Augusto Pinochet bei dessen Machtübernahme 1973 mit Waffenlieferungen aus Deutschland. Während die Bewohner Zwangsarbeiten verrichten mussten, frönte Schäfer ganz anderen Tätigkeiten, die seinem Verbrechen in der ehemaligen Heimat in nichts nachstanden. Colonia Dignidad: Eine deutsche Sekte in Chile lässt Zeitzeugen zu Wort kommen und zwar eine ganze Menge davon. Ihre Aussagen sowie bisher unveröffentlichtes Archivmaterial (Fotos, Videos, Tonaufnahmen, auch hier wieder eine ganze Menge davon) werden mit zunehmender Laufzeit wohl immer mehr Zuschauer fassungslos werden lassen.

Verstörend harter Stoff

Während die erste Folge sich noch damit begnügt, einen – bereits recht unangenehmen – Grundstein zu legen, geht es ab der zweiten Episode erst richtig los und die Dokuserie hört bis zum Ende auch nicht mehr damit auf, verstörend zu sein. Paul Schäfer, wie jeder Sektenführer, hat für den zugänglichen Geist ein einnehmendes Wesen, versteht es, Schwächere, insbesondere Schutzbefohlene, zu manipulieren und einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Nicht nur sind vom Band abgespielte Aussagen wie etwa „Mein liebes Kind, ich will dir was sagen. Du warst von allen zu sehr geliebt. Das ist dir schlecht bekommen.“ inhaltlich gruselig genug, die Demagogie in der Stimme dieses Mannes erinnert dazu noch auf erschreckende Weise an Adolf Hitler.

Obwohl die meisten Interviewten Deutsch sprechen, gibt es keine reine deutsche Sprachfassung. Nur in der spanischen Originalfassung wird nicht über ihre Aussagen drübergesprochen, ansonsten ist aber natürlich alles auch untertitelt. Dafür hat die Serie eine exzellente deutsche Hörfassung.

Credits

OT: „Colonia Dignidad: Eine deutsche Sekte in Chile“
Land: Deutschland, USA
Jahr: 2021
Regie: Wilfried Huismann, Annette Baumeister
Drehbuch: Wilfried Huismann, Annette Baumeister
Musik: Hans P. Ströer
Kamera: Johannes Straub, Michael Dreyer, Arnaldo Rodríguez, Erik Schimschar, Enrique Stindt

Bilder

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„Colonia Dignidad: Eine deutsche Sekte in Chile“ arbeitet die grauenhaften Taten von Sektengründer Paul Schäfer und Konsorten auf. Massig nie zuvor gezeigtes Material sowie Zeitzeugeninterviews geben erschreckende Einblicke in die Machenschaften hinter der Fassade der vermeintlich gemeinnützigen Siedlung.
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