Meine Freunde sind alle tot Wszyscy moi przyjaciele nie zyja All My Friends Are Dead Netflix
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Meine Freunde sind alle tot

Inhalt/Kritik

Meine Freunde sind alle tot Wszyscy moi przyjaciele nie zyja All My Friends Are Dead Netflix
„Meine Freunde sind alle tot“ // Deutschland-Start: 3. Februar 2021 (Netflix)

Nur noch wenige Stunden, dann ist das neue Jahr da. Und das muss natürlich gefeiert werden! Also lud Marek (Kamil Piotrowski) alle zu seiner gigantischen Party ein. Denn je mehr Leute, umso größer der Spaß. Dachte er. Irgendwie ist aber der Wurm drin, immer wieder kommt es unter den Gästen zu Konflikten. So sticht beispielsweise die 40-jährige Gloria (Monika Krzywkowska) mit ihrem deutlich jüngeren und unerfahrenen Freund Pawel (Nikodem Rozbicki) hervor. Daniel (Konrad Zygadlo) will seiner Freundin Angelika (Katarzyna Chojnacka) einen Heiratsantrag machen, was auf wenig Gegenliebe stößt. Und auch bei Anastasia (Julia Wieniawa-Narkiewicz) und ihrem Freund Jordan (Adam Turczyk) läuft nicht alles rund. Doch die eigentliche Katastrophe beginnt erst, als sich immer mehr in die Zimmer zurückziehen, um ein bisschen Spaß zu haben …

Polnische Publikumsmagneten

Im rasant wachsenden Portfolio von Netflix fanden sich 2020 auffallend viele polnische Werke, aus den unterschiedlichsten Genres. Ob nun die Krimiserie Im Sumpf oder der umstrittene Erotikthriller 365 Days, der Horrorslasher Nobody Sleeps in the Woods Tonight oder das Drama Fierce, die Bandbreite war groß, das Publikum war es auch. Bislang handelte es sich aber durchwegs um ernste Filme und Serien. Komik stand hingegen nicht auf dem Programm, zumindest keine freiwillige. Aber besser spät als nie: Auch wenn der Titel Meine Freunde sind alle tot nicht unbedingt darauf schließen lässt, so handelt es sich bei dem neuen Film doch um eine Komödie.

Regisseur und Drehbuchautor Jan Belcl, der hier sein Debüt abgibt, verlässt sich dabei auf einen in Filmen immer wieder gern angewendeten Kniff: Er beginnt mit einer total abgefahrenen Szene, nur um dann im Rückblick zu erzählen, wie es dazu gekommen ist. Woraus diese Szene besteht, das kann man sich mehr oder weniger denken, der Titel Meine Freunde sind alle tot verrät es schließlich bereits. Die beiden Polizisten, die am Tatort eintreffen, haben für den Film keine Bedeutung. Die Möglichkeit, durch Ermittlungen und Befragungen das Geschehen zu rekonstruieren, wie in einem Krimi, die interessiert Belcl nicht. Stattdessen gibt es einen durchgängigen Flashback. Die Rahmenhandlung ist daher völlig überflüssig, sieht man einmal von der offensichtlichen Absicht ab, die Neugierde des Publikums zu wecken.

Eile mit Weile

Dieses muss aber jede Menge Geduld aufbringen, damit diese Neugierde auch befriedigt wird. Anstatt sich gleich dem Massaker zuzuwenden, lässt man sich bei Meine Freunde sind alle tot erst einmal viel Zeit, um einzelne Gäste vorzustellen. Bei den meisten dreht es sich in erster Linie darum, wer mit wem zusammen ist oder gerne zusammen wäre und welche Probleme es dabei so gibt. Prinzipiell geht das in Ordnung. Horror- und Thrillertitel erzielen beispielsweise mehr Wirkung bei der Bedrohung der Figuren, wenn diese schon vertrauter sind. Bei einer Komödie mit Todesfolge gilt das genauso, selbst wenn diese hier nicht auf Serienmörder oder Monster zurückzuführen ist, sondern nur auf sehr dumme Menschen.

Bei der konkreten Ausgestaltung hapert es dann aber leider doch. Zum einen sind weder die Figuren noch ihre Schicksale tatsächlich interessant oder unterhaltsam. Wenn man schon viel Zeit mit ihnen verbringt, sollte sich das eigentlich lohnen. Das zweite große Problem ist, dass die zu erwartende Eskalation enttäuscht. Sie beginnt zwar mit einem richtigen Knall, der aber erst einmal kaum Auswirkungen hat. Wenn Meine Freunde sind alle tot dann später doch noch aufdreht, geschieht das zu sehr aus dem Nichts heraus. Die Kunst solcher Filme liegt normalerweise darin, dass Situationen sich immer weiter verschärfen, bis am Ende die Katastrophe steht. Belcl springt aber lieber gleich zum überzogenen Ende, anstatt sich die Mühe zu machen, das irgendwie aufbauen zu wollen.

Eine ordentliche Enttäuschung

Insgesamt ist der Film dabei immer noch ordentlich. Positiv ist beispielsweise, dass die einzelnen Handlungsstränge zwar unabhängig voneinander geschehen, aber gut miteinander verknüpft werden. Immer wieder laufen sich die Figuren der unterschiedlichen Stränge im Haus unterwegs, wodurch man hier das Gefühl hat, auch wirklich an einem Ort zu sein. Dennoch ist Meine Freunde sind alle tot letztendlich eher enttäuschend, da man sich zwar an zahlreichen Horrorkomödien orientiert hat, dabei aber verpasste, etwas Interessantes daraus zu machen. Sowohl bei den Witzen wie den Todesarten wäre mehr Kreativität gut gewesen. Konkurrenztitel wie Ready or Not – Auf die Plätze, fertig, tot oder The Babysitter waren da doch noch spaßiger, wenn es darum geht, im komischen Umfeld den Bodycount auf völlig überzogene Weise in die Höhe zu treiben.

Credits

OT: „Wszyscy moi przyjaciele nie zyja“
IT: „All My Friends Are Dead“
Land: Polen
Jahr: 2020
Regie: Jan Belcl
Drehbuch: Jan Belcl
Musik: Lukasz Targosz
Kamera: Cezary Stolecki
Besetzung: Julia Wieniawa-Narkiewicz, Mateusz Wieclawek, Adam Turczyk, Monika Krzywkowska, Nikodem Rozbicki, Kamil Piotrowski, Adam Bobik, Paulina Galazka, Magdalena Perlinska, Katarzyna Chojnacka, Konrad Zygadlo

Bilder

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Wenn in „Meine Freunde sind alle tot“ das Ende einer Silvesterparty mit Dutzenden von Leichen gezeigt wird, ist die Neugierde natürlich hoch, wie es dazu kam. Der Weg dorthin ist aber nicht annähernd so interessant. Die Figuren sind langweilig, die Witze mittelmäßig, die Eskalation geschieht spät und zu sprunghaft. Trotz vereinzelt lustiger Momente ist das zu wenig.
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