Eli
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Eli

Eli
„Eli“ // Deutschland-Start: 18. Oktober 2019 (Netflix)

Seit seiner Geburt schon leidet Eli (Charlie Shotwell) an einer seltenen Krankheit, die es ihm unmöglich macht, nach draußen zu gehen. Er bekommt keine Luft, seine Haut brennt wie Feuer, nur kurz würde er es überleben. Und doch haben seine Eltern (Max Martini, Kelly Reilly) nie die Hoffnung aufgegeben, eine Rettung für den Jungen zu finden. Nun meinen sie, eben diese Rettung endlich vor sich zu haben: Dr. Isabella Horn (Lili Taylor) hat ihnen versprochen, eine Heilmethode für Elis Autoimmunkrankheit entwickelt zu haben. Doch der anfängliche Optimismus schlägt bald in Skepsis um, immer wieder macht Eli eigenartige Beobachtungen. Glauben will die ihm niemand, was aber nur seine Überzeugung verstärkt: In dem abgelegenen Hospital stimmt etwas nicht …

Wenn Netflix Filme einkauft, dann oft aus einem von zwei Gründen: 1. Man erhofft sich ein bisschen Kritiker-Renommee. Das trifft vor allem auf Festival-Beiträge zu, die der Streamingdienst entdeckt hat. 2. Der ursprüngliche Rechteinhaber zweifelte an den kommerziellen Aussichten des Films. Das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass der Titel von minderwertiger Qualität wäre, wie einige Beispiele gezeigt haben. Auch wenn Kinogänger verständlicherweise wütend über den Verlust sind, bei Werken wie Auslöschung oder Mogli: Legende des Dschungels war tatsächlich nicht damit zu rechnen, dass ein regulärer Kinostart Geld eingebracht hätte.

Hmm, ich bin misstrauisch …
Wenn Netflix nun aber einen Horrorfilm ins Programm aufnimmt, der eigentlich schon einen Kinotermin hatte, dann wird man doch hellhörig. Schließlich gibt es kein Genre, das mit einem derart geringen Budget so viel einspielen kann. Dass der Verleih von Eli dennoch der Ansicht war, man überlasse die Rechte lieber einem anderen, obwohl er gerade mal 11 Millionen Dollar gekostet haben soll, das irritiert. Es irritiert aus Prinzip. Es irritiert auch wegen der größeren Namen, die bei dem Film mitgewirkt haben. Hauptdarstellerin Kelly Reilly (10×10, L’auberge espagnole – Barcelona für ein Jahr) ist ja durchaus eine gefragte Schauspielerin. Und Regisseur Ciarán Foy dürfte zumindest Horrorfans dank seiner Arbeit an Citadel – Wo das Böse wohnt und Sinister 2 ein Begriff sein.

Mit Eli wird er jedoch vermutlich nicht unbedingt neue Anhänger gewinnen. Der Einstieg ist solide, wenn mit kurzen Szenen das erbarmungswürdige Leben des Jungen demonstriert wird, der Schaden und Spott zugleich erntet, während er einfach nur ganz normal sein möchte. Und das finstere Hospital irgendwo im Nirgendwo, das man unter regulären Umständen nicht betreten würde, ist für einen gepflegten Horrorabend ebenfalls nicht verkehrt. Doch dieses Versprechen erfüllt der Film im Anschluss nicht. Weder sind im Drehbuch irgendwelche interessanten Einfälle zu finden, noch hat Foy visuelle Mittel gefunden, um den Aufenthalt im düsteren Haus spannend zu gestalten.

Schrecklich langweilig statt erschreckend
Stattdessen: Jump Scares. Jump Scares hier. Jump Scares dort. Sobald Eli auch nur einen Fuß aus seinem Zimmer setzt, passiert irgendetwas mit einem lauten Knall, damit auch ja jeder zusammenzuckt. Manchmal geschieht nicht einmal das, stattdessen gibt es ebenso sehr an Klischees gefesselte Figuren, die aufzeigen: Oh, da ist noch viel mehr los hier! Das ist ein ganz übler Ort! Eli kombiniert also eine besonders unheimliche mit einer besonders mysteriösen Atmosphäre. So ist zumindest der Plan. Leider geht dieser Plan aber nur bedingt auf. Vor allem der erste Part ist nicht wirklich geglückt, wenn der Film aus so vielen belanglosen, mit altertümlichen Schablonen gefertigten Szenen besteht, dass man dem Einschlafen näher ist als dem Erschrecken.

Der Punkt mit dem Mysteriösen ist da schon wirkungsvoller. Zum einen will man natürlich wissen, was genau da in dem Hospital eigentlich gespielt wird, wenn wir schon unsere Zeit darin verbringen. Zum anderen hat sich das immerhin drei Mann starke Drehbuchteam zum Ende hin einiges einfallen lassen, um das Publikum zu überraschen. Mit Erfolg: Selbst alte Horrorhasen werden die Wendungen eher nicht vorhersehen. Ein Triumph der Kreativität ist das dennoch nicht, vielmehr wird Eli irgendwann so unsinnig, dass man überhaupt nicht die Chance hat, als normal denkender Mensch auf die Auflösung zu kommen. Genauer wird es sogar richtig trashig. Auch das kann natürlich Spaß machen, zumal die Darsteller selbst nicht so zu wissen scheinen, was sie mit der Geschichte anfangen sollen – während die einen zum Overacting neigen, sind andere offensichtlich ins Wachkoma gefallen. Das kann man sich anschauen, um später behaupten zu können, man sei dabei gewesen. Wer jedoch zu Halloween einen tatsächlich spannenden Film sehen will, der sollte das hier lieber ignorieren.



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„Eli“ fängt vergleichsweise vielversprechend an, wenn ein schwerkranker Junge in einem ominösen Hospital im Nirgendwo Heilung sucht, aber nur seltsame Vorkommnisse findet. Spannend ist der Horrorfilm jedoch nicht, da nur die üblichen Jump Scares abgespult werden. Zum Ende hin wird es sogar so unsinnig und trashig, dass die beste Medizin dann doch das Lachen ist.
4
von 10