Yucatan Netflix
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Yucatán

Yucatan Netflix
„Yucatán“ // Deutschland-Start: 15. Februar 2019 (Netflix)

Wo viel Geld ist, da gibt es auch immer eifrige Menschen, die es dir in der einen oder anderen Form wieder abnehmen möchten. Diese Erfahrung macht auch Antonio (Joan Pera), der nach einem kürzlichen Lottogewinn mehr als 160 Millionen Gründe hat, sich vor seinem Umfeld in Acht zu nehmen. Das schließt natürlich Lucas (Luis Tosar) und Clayderman (Rodrigo De la Serna) mit ein, die sich unabhängig voneinander auf ein Kreuzfahrtschiff geschlichen haben, um dort die Menschen auszunehmen. Früher einmal so etwas wie Kollegen und Freunde sind die beiden zu erbitterten Rivalen geworden, die sich nun auf hoher See einen Wettstreit darum liefern, wer von ihnen am schnellsten an Antonios Kohle kommt.

Luxus-Jahrmarkt der Eitelkeiten
Inzwischen sind Kreuzfahrten ja nicht mehr ganz das exklusive Urlaubsvergnügen, das sie einmal waren, da gibt es eigentlich für jeden Geldbeutel und jeden Geschmack etwas. Was aber nicht heißt, dass man sich nicht nach wie vor gerne sehr luxuriös und glamourös gibt. An Glitzerfassade mangelt es in Yucatán zumindest nicht, wenn ausgedehnte Kamerafahrten und kleine Musicalnummern keinen Zweifel daran lassen: Hier betreten wir eine ganz eigene Welt. Das erinnert etwas an Meine große Nacht, das sich ebenfalls schon in den ersten Einstellungen an sich selbst berauschte, um sich anschließend über selbstverliebte Stars und Sternchen lustig zu machen, die in grotesken Kostümen über eine Jahrhundertparty stolzierten.

Daniel Monzón hat aber etwas anderes vor. Der spanische Regisseur und Co-Autor hat sicher Gefallen an seinem Setting und nutzt es ausgiebig, um ein bisschen in der Weltgeschichte herumzufahren. Für den Inhalt hat das aber keine echte Bedeutung. Das meiste von dem, was in Yucatán passiert, hätte genauso gut auf Land stattfinden können, an jedem beliebigen Ort. Dass ein neureicher Lottogewinner sich und seiner Familie eine Kreuzfahrt spendiert, ist zwar irgendwo naheliegend. Doch weder wird das genutzt, um etwas über die Teilnehmer einer solchen Kreuzfahrt zu sagen, noch wird es irgendwie clever oder immerhin sinnvoll in die Handlung integriert.

Eine Seefahrt, die ist … langweilig
Auch sonst halten sich Monzóns Ambitionen recht zurück. Dass sein Film letztendlich nicht mehr ist als eine Aneinanderreihung von größeren und kleineren Betrugsversuchen, das ist dabei weniger tragisch. Auch dass sich weder Geschichte noch Figuren im Laufe der Zeit nennenswert weiterentwickeln, muss nicht zwangsweise ein Manko sein. So lange genug passiert, das es sich zu sehen lohnt, über das man auch lachen kann, da sieht man über solche Punkte hinweg. Hauptsache, der Spaßfaktor stimmt.

Leider versagt die Netflix-Komödie aber in der Hinsicht. Die Figuren schwanken zwischen nervig und nichtssagend, geben einem nur wenig Grund dafür, Zeit mit ihnen verbringen zu wollen. Vor allem nicht so viel Zeit: 130 Minuten dauert Yucatán, was für einen solchen Film schon jede Menge ist. Letzten Endes auch zu viel: Wer sich erst einmal an den schönen Bildern sattgesehen hat, dem droht hier sehr schnell die Langeweile. Den Mini-Coups mangelt es an Finesse, den Gaunern an Charisma, der Geschichte an Zugkraft. Von den vielen nicht wirklich witzigen Witzen ganz zu schweigen. Damit reiht sich das Werk in die große Masse an Filmen ein, die der Streamingdienst unter seinem Namen verkauft, die man als Hintergrundmeeresrauschen benutzen kann, letztendlich aber auch irgendwo Zeitverschwendung sind.



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Was zunächst wie eine Satire auf Luxus-Kreuzfahrten wirkt, wird bei „Yucatán“ schnell zu einer wenig glamourösen Komödie über zwei Gauner, die einen Lottogewinner ausnehmen wollen. Das ist teils schön anzusehen, insgesamt aber eher langweilig, da weder die Figuren noch die diversen Betrugsversuche nennenswert sind, der Film auch einfach nicht besonders witzig.
5
von 10