Run Rabbit Run Netflix
© Sarah Enticknap/Netflix

Run Rabbit Run

Run Rabbit Run Netflix
„Run Rabbit Run“ // Deutschland-Start: 28. Juni 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Eigentlich ist es ein Grund zum Feiern: Mia (Lily LaTorre) wird sieben Jahre alt! Und doch ist die Stimmung nicht übermäßig gut. So muss sich ihre Mutter Sarah (Sarah Snook) mit dem Tod ihres Vaters auseinandersetzen, zu dem sie zu Lebzeiten kein besonders gutes Verhältnis hatte. Aber auch ihre eigene Mutter Joan (Greta Scacchi), zu der sie ebenfalls keinen Kontakt mehr hatte, bereitet ihr Sorgen. So leidet diese an einer beginnenden Demenz, zeigt immer wieder Anzeichen für Verwirrung. Verwirrend für Sarah ist hingegen, dass Mia Joan unbedingt treffen möchte. Schließlich kannten die beiden sich überhaupt nicht, haben einander nie kennenlernt. Und das ist nur der Anfang einer rätselhaften Verwandlung des Kindes …

Dein Kind, das unheimliche Wesen

Im Bereich des Horrorfilms gibt es natürlich zahlreiche Motive, die in den verschiedensten Variationen immer wieder ihre Anwendung finden. Eines davon ist das des Kinds, das sich auf unheimliche Weise verhält. In The Pope’s Exorcist war kürzlich der Fall klar, ein Dämon hat Besitz ergriffen. Bei M3GAN war es der Einfluss einer eigenwilligen Puppe, welche das Mädchen so schwierig werden ließ. Manchmal weiß man am Anfang auch nicht so genau, was eigentlich los ist. In The Twin etwa zeigt ein Junge Anzeichen für größere Aggressionen nach dem Tod seines Zwillingsbruders, ohne dass das richtig erklärt würde. In eine ähnliche Richtung geht nun der australische Netflix-Film Run Rabbit Run. Auch hier beginnt ein Kind sich nach einem Todesfall anders zu verhalten.

Wobei der Mystery-Faktor noch etwas größer ist. Denn während der Tod des Zwillings zumindest etwas ist, dessen Einfluss unbestreitbar ist, darf sich das Publikum wundern: Warum ist das Kind so von den Großeltern besessen, die es nie gekannt hat? Richtig seltsam ist jedoch, dass das Mädchen behauptet, jemand anderes zu sein. Die Zuschauer und Zuschauerinnen sollen an der Stelle rätseln, was da los ist, zumal die Hinweise nur zögerlich geteilt werden. Das klingt erst einmal alles nicht schlecht. Hinzu kommt, dass Regisseurin Daina Reid einige atmosphärische Aufnahmen drumherum gemacht hat. Dazu gehört auch ein Kaninchen, das sich zu Beginn von Run Rabbit Run ins Haus verirrt und nicht wieder herausfindet. Da bieten sich eine Reihe von Assoziationen an, allen voran die mit Alice im Wunderland – zumal es direkt danach um eine Alice gehen wird.

Unmotivierte Genre-Zitatensammlung

Doch während der Einstieg noch einigermaßen vielversprechend ist, stellt sich bald Ernüchterung ein. Größtes Problem ist, dass der Film einfach nichts Interessantes zu erzählen hat. Gerade weil das Motiv des unheimlichen Kinds so gern verwendet wird, braucht es schon noch einen Einfall, was man daraus machen könnte. Hier fehlt ein solcher. Themen wie verdrängte Schuld bzw. ein nicht aufbereitetes Trauma sind nun wirklich Standardprogramm. Auch die Sache mit der Demenz der Mutter reicht so nicht aus. Relic – Dunkles Vermächtnis nutzte das schon einige Jahre zuvor, um von der Entfremdung dreier Generationen zu erzählen, auch hier waren es Großmutter, Mutter und Tochter. Der Film nutzte das auch besser als Run Rabbit Run, das zu sehr Stückwerk bleibt. Eine unmotivierte Genre-Zitatensammlung.

Das bedeutet nicht, dass das Ergebnis schlecht ist. Das Horrorwerk, das auf dem Sundance Film Festival 2023 Premiere feierte, hat die besagten atmosphärischen Aufnahmen. Und dann wäre da noch Hauptdarstellerin Sarah Snook (Predestination, Winchester – Das Haus der Verdammten), die eine ganze Reihe starker Szenen hat. Zunächst „nur“ verzweifelte Mutter verliert ihre Figur mit der Zeit ebenfalls die Kontrolle, weiß nicht mehr, was sie da eigentlich tut. Daraus hätte sich auf jeden Fall etwas Spannendes machen können. Aber wenn man keine Geschichte zu erzählen hat und auch inszenatorisch die Ideen ausbleiben, dann bleibt bei Run Rabbit Run eben nur ein durchschnittlicher Genrebeitrag übrig. Das ist auch deshalb schade, weil Netflix dieses Jahr sehr zurückhaltend ist, was Horrortitel angeht. Da wird man wohl wieder bis zum Herbst warten müssen.

Credits

OT: „Run Rabbit Run“
Land: Australien
Jahr: 2023
Regie: Daina Reid
Drehbuch: Hannah Kent
Musik: Mark Bradshaw, Marcus Whale
Kamera: Bonnie Elliott
Besetzung: Sarah Snook, Lily LaTorre, Damon Herriman, Greta Scacchi

Bilder

Trailer

Filmfeste

Sundance Film Festival 2023

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fazit
„Run Rabbit Run“ beginnt ganz stimmungsvoll, enttäuscht letztendlich aber. Die Geschichte um eine Siebenjährige, die sich plötzlich seltsam verhält, hat nichts Eigenes zu erzählen, bleibt Stückwerk, das auf vielen Horrorkonventionen aufgebaut wurde. Da kann auch eine starke Sarah Snook nichts ändern.
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