Paranormal Staffel 1 Netflix
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Paranormal – Staffel 1

Kritik

Paranormal Staffel 1 Netflix
„Paranormal – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 5. November 2020 (Netflix)

Dr. Refaat Ismail (Ahmed Amin) ist ein Mann der Wissenschaft, ein studierter Hämatologe, der für alles einen rationalen Grund sucht und jegliche Form von Aberglauben verspottet. Zumindest war er das. Umso schwieriger ist es für ihn, als er eine Reihe von Erfahrungen macht, für die sein Geist keine Erklärung findet. Handelt es sich dabei um einfache Sinnestäuschungen? Oder gibt es doch Geister und andere Fabelwesen? Zusammen mit seiner schottischen Kollegin Maggie Mckillop (Razane Jammal), für die er insgeheim immer Gefühle gehegt hat, macht er sich auf die Suche nach Antworten. Eine Suche, die ihn immer weiter in die eigene Vergangenheit zurückführt …

Auch wenn mit dem Ende von Halloween die große Horror-Flut auf Netflix ein Ende findet, ein paar düstere Stoffe kommen auch im Anschluss noch raus, um die Genrefans bei Laune zu halten. So ging mit Paranormal nur einige Tage später eine weitere Serie an den Start, in der sich alles um Geister und andere unerklärliche Wesen dreht – der Titel kommt ja nicht von ungefähr. Obwohl Letzterer langweiliger nicht sein könnte, ein bisschen neugierig durfte man schon sein, was einen hier erwartet. Es kommt schließlich nicht allzu oft vor, dass eine ägyptische Produktion den Weg zu uns findet, schon gar nicht aus dem Gruselsegment.

Ein Rätsel vergangener Tage
Wobei man Paranormal nur bedingt als Horror einstufen kann. Zwar gibt es sie, die unheimlichen Kreaturen, die den Lebenden an den Kragen wollen. Neben den besagten Geistern tummeln sich Bestien herum oder auch diverse dämonenartige Wesen. Die Serie will aber gar nicht so sehr Angst und Schrecken verbreiten, wie man meinen könnte. Wenn eine der Folgen beispielsweise von einer Mumie und einem damit verbundenen Fluch erzählt, erinnert das eher an Abenteuergeschichten von einst, die mit hohem Mysteryfaktor die Neugierde des Publikums wecken wollten. Damit einher geht eine schön nostalgische Stimmung, verstärkt durch das Setting der späten 60er.

Die Adaption eines Romans von Ahmad Khaled Towfeq verfolgt dabei zwei Spuren parallel. So gibt es einerseits in den sechs Folgen unterschiedliche Fälle rund um übernatürliche Ereignisse, mit denen Refaat zu tun hat. Aber es gibt auch einen fortlaufenden Strang, der sich durch die ganze Staffel zieht und stärker mit dem Protagonisten zu tun hat, seiner Person und seiner Vorgeschichte. Der ist als Figur auch nicht unspannend. Gerade der Konflikt zwischen seiner rationalen Grundeinstellung und den rational so gar nicht zu erklärenden Ereignissen sorgt für Unterhaltung, zumal sich um ihn herum einige traurige, sehr irdische Geschichten spinnen.

Drama ohne Ende
Die Mischung an sich ist interessant. Paranormal selbst ist es aber leider nur manchmal. Dafür gibt es einfach zu viele Schwächen. Dass die Spezialeffekte ziemlich billig aussehen, ist noch die harmloseste, schließlich gibt es trotz allem einige schöne Bilder. Bedauerlicher ist schon, dass ab der Mitte, wenn der Fokus sich zunehmend auf die Hauptgeschichte verlagert, die Serie immer häufiger Längen hat. Zum Ende hin zieht sie sich sogar ziemlich grausam, während man händeringend auf die Auflösung wartet. Das liegt auch daran, dass der teils humorvoll-lockere Ton gegen einen sehr klagevollen getauscht wird und alles ganz schrecklich dramatisch werden soll.

Nun spricht natürlich nichts dagegen, Horror mit Drama zu verbinden. Relic – Dunkles Vermächtnis und His House beispielsweise zeigten dieses Jahr, dass mit persönlichen Tragödien sehr effektiv Schrecken erzeugt werden kann. Paranormal stellt sich jedoch recht plump an, kämpft so verzweifelt darum, Gefühle zu wecken, dass man unentwegt aus dem Geschehen gerissen wird. Vor allem die schrecklich aufdringliche Musik, wie man sie in einer melodramatischen Seifenoper vermuten würde, hat einen großen Anteil daran, dass der anfänglich gute Eindruck schnell unter Kitsch begraben wird. Aufgrund der ungewöhnlichen Mischung und Herkunft kann man zwar einen Blick auf die Serie werfen, trotzdem bleibt die Enttäuschung, dass man aus diesem Szenario nicht mehr herauszuholen wusste.

Credits

OT: „Paranormal“
Land: Ägypten
Jahr: 2020
Regie: Majid Al Ansari, Amr Salama
Drehbuch: Amr Salama, Mahmoud Ezzat, Omar Khaled
Vorlage: Ahmad Khaled Towfeq
Musik: Khaled Kamar
Kamera: Ahmed Beshary
Besetzung: Ahmed Amin, Razane Jammal, Ahmed Dash, Samma Ibrahim, Aya Samaha

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In „Paranormal“ bekommt es ein rationaler Wissenschaftler mit zunehmend unerklärlichen Ereignissen zu tun. Die ägyptische Serie ist eine prinzipiell interessante Mischung auf Horror, Fantasy, Mystery und Drama, die auch mit der Hauptfigur punktet. Mit der Zeit zieht sich diese aber, wird zum Ende hin auch melodramatisch mit einer nervtötenden Musik und Seifenoper-Ausrichtung.
5
von 10