Girls with Balls Netflix
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Girls with Balls

Girls with Balls Netflix
„Girls with Balls“ // Deutschland-Start: 26. Juli 2019 (Netflix)

Eine für alle, alle für eine! Das galt auch einmal bei den Falcons. Doch derzeit hängt der Haussegen bei den Volleyballspielerinnen ein wenig schief, interne Rangeleien haben einen ziemlichen Keil zwischen die Mädels getrieben. Als ihr Mannschaftsbus mitten im Nirgendwo liegenbleibt, müssen Jeanne (Tiphaine Daviot), Morgane (Manon Azem), Hazuki (Anne-Solenne Hatte), Dany (Dany Verissimo-Petit), Tatiana (Margot Dufrene), M.A. (Louise Blachere) und Lise (Camille Razat) dann aber doch zusammenhalten. Schließlich treiben sich da draußen einige Männer herum, die ihnen nicht nur an die Wäsche wollen …

Filmerfahrung hat Olivier Afonso natürlich ohne Ende, als Special Makeup Effect Artist hat er in mehr als 80 Produktionen mitgewirkt, von der Kultserie The Returned über das umwerfende Paarporträt Die Poesie der Liebe bis zur Dupieux-Absurdität Die Wache. Da war so ziemlich alles mal dabei, jedes Genre, die unterschiedlichsten Qualitätslevel. Deswegen durfte man natürlich gespannt sein, wofür sich der Franzose bei seiner ersten Regiearbeit entscheiden würde. Und was auch immer man im Vorfeld wohl gemutmaßt haben wird, so etwas wie Girls with Balls dürfte kaum einer erwartet haben. Schließlich gibt es nicht allzu viele Filme, in denen Volleyball-Spielerinnen gegen Hinterwäldler-Kannibalen antreten.

Viel Gewalt, wenig dahinter
Wobei Afonso durchaus Erfahrung hat mit dem Thema Genuss menschlichen Fleisches. Schließlich gehört auch der berühmt-berüchtigte Horrorstreifen Raw zu seinem Oeuvre. Jener Kannibalenfilm also, der in den Kinos akute Fluchtströme ausgelöst haben soll. Bei Girls with Balls, das auf einer Reihe von Filmfestivals lief und jetzt über Netflix auch bei uns aufgetaucht ist, ist das eher nicht zu befürchten. Und wenn das Publikum doch Reißaus nehmen sollte, dann dürfte das weniger an der durchaus gezeigten, sehr übertriebenen Gewalt liegen als vielmehr an der unterirdischen Qualität des Films.

Anders als der obige Inlands-Kollege will Girls with Balls nämlich eine Komödie sein. Eine Horror-Komödie, um genau zu sein. Das ist als Idee erst einmal nicht so verkehrt, schließlich ist die Kombination aus Volleyballspielerinnen und Kannibalen so abstrus, dass man allein schon aus Neugierde hier einmal reinschauen wird. Und die Neuseeländer haben vor einigen Jahren mit Fresh Meat auch vorgemacht, dass der Kampf gegen Menschenfresser durchaus lustig sein kann. Da sollte sich doch einiges hier rausholen lassen, wenn wir an einem etwas anderen Überlebenskampf teilhaben können.

Mehr gibt’s heute nicht!
Nur: Afonso, der nicht nur Regie führte, sondern auch das Drehbuch mitschrieb, fiel sehr wenig ein, was sich beim besten Willen als Witz verkaufen lässt. Eine Szene ist ganz amüsant, die sich um einen kleinen Hund dreht – auch wenn sich Hundeliebhabern der Magen dabei umdreht. Außerdem spielt immerhin Denis Lavant mit, den einige für seine Zusammenarbeit mit Leos Carax kennen dürften (Die Nacht ist jung, Holy Motors). Dessen Auftritte als bizarrer Sektenführer gehören dann auch zu den einsamen Höhepunkten des Films. Sie reichen aber nicht aus, um den kompletten Film zu füllen, selbst bei einer Laufzeit von nicht einmal 80 Minuten.

Die restliche Zeit muss sich das Publikum damit begnügen, dass die leicht bekleideten jungen Damen durch die Gegend rennen, sich mal verstecken oder auch lauthals schreien. Letzteres kann durch die Verfolger bedingt sein. An anderen Stellen ist es Ausdruck von internen Streitereien. Warum das Ganze aber lustig sein sollte, das ist so oder so ein Rätsel. Der eine oder andere mag sich von der Hysterie anstecken lassen und Girls with Balls allein schon seiner Sinnlosigkeit wegen lustig finden. Der Film ist aber weder so böse, wie es das Thema erlauben würde, noch ist er so durchgeknallt. Vielmehr ist er teils anstrengend, teils auch einfach sehr langweilig, während man darauf wartet, dass die Mädels endlich abgemurkst werden, damit das Elend ein Ende nimmt.



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Die Idee klingt schön bescheuert: Ein Bus voller Volleyballspielerinnen landet im Nirgendwo und muss sich gegen Kannibalen wehren. Die Idee hinter „Girls with Balls“ ist aber noch der witzigste Aspekt, der Rest ist eine ziemliche Enttäuschung. Trotz der übertriebenen Gewalt und eines bizarren Auftritts von Denis Lavant ist der Film ziemlich langweilig, hat so gut wie keine Einfälle, die über das grundsätzliche Szenario hinausgehen.
3
von 10