Verloren
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Verloren

Verloren
„Verloren“ // Deutschland-Release: Netflix: 9. August 2018

14 Jahre ist es mittlerweile her, aber Manuela Pelari (Luisana Lopilato) ist bis heute nie so ganz darüber hinweggekommen, dass ihre Freundin Cornelia damals spurlos verschwand. Inzwischen arbeitet sie bei der Polizei und kümmert sich besonders um Entführungsfälle, wobei ihr die eigenen Gefühle immer wieder dazwischenfunken. Als eines Tages Cornelias Mutter bei ihr auftaucht und ihr ins Gewissen redet, beschließt Manuela den Fall doch wieder aufzugreifen – gegen den Willen ihres Vorgesetzten. Gemeinsam mit ihrer Freundin Alina Zambrano (Oriana Sabatini) entdeckt sie tatsächlich auch damals übersehene Spuren, was wiederum der von Sirena (Amaia Salamanca) geleiteten Menschenhandel-Organisation ein Dorn im Auge ist.

Während Netflix in der letzten Zeit einige Filme aus Spanien ins Programm aufgenommen hat, darunter die empfehlenswerten Dramen Die Haut des Wolfes und Sunday’s Illness, hinkt der Streamingdienst in Sachen Lateinamerika noch ziemlich hinterher. Lediglich das kolumbianische Krimidrama Pickpockets – Meister im Stehlen und Die 4. Kompanie aus Mexiko hielten dieses Jahr stolz die Filmflagge nach oben. Insofern war die Vorfreude groß, als mit Verloren ein weiterer Vertreter sich anbahnte. Doch wenn einen die argentinisch-spanische Coproduktion eines lehrt, dann das: Heute ist echt auf nichts mehr Verlass.

Berufung mit traumatischem Hintergrund
Dabei fängt Verloren noch recht klassisch an. Nachdem Manuela ein kleines Mädchen unter hohem Risiko, dafür mit nur wenig Teamgeist aus den Klauen eines Entführers befreite, erfahren wir mehr über die Polizistin. Noch immer traumatisiert durch das Verschwinden ihrer Freundin, tut sie alles dafür, damit es anderen nicht ebenso geht. Originell ist das nicht, dafür aber funktional. Hauptsache der aktuelle Fall ist interessant. Warum sich Cornelias Mutter 14 Jahre nach dem Vorfall wieder meldet, ohne konkreten neuen Anlass, das ist dann schon etwas verwunderlich. Zu dem Zeitpunkt ist die Neugierde, was denn mit der Jugendlichen passiert ist, aber groß genug, um diese Mängel zu ignorieren.

Im Verlauf der gut 100 Minuten, welche Verloren in Anspruch nimmt, wird das jedoch immer schwieriger. Dass der Thriller, der auf einem Roman von Florencia Etcheves basiert, so viele Klischees einbaut, ist da noch das geringere Problem. Die Suche nach Verbrechern muss nicht zwangsweise komplett neue Wege beschreiten. Außerdem ist die etwas zähe Hälfte, die irgendwie ewig braucht, bis sie denn mal richtig mit den Ermittlungen anfängt, noch die bessere.

Das ist nicht euer Ernst, oder?
Richtig schlimm wird es nämlich in Runde zwei, wenn die beiden Handlungsstränge – der alte Fall und der Menschenhändlerring – zusammenfinden. Wo die Anknüpfungspunkte sind, was das große Geheimnis ist, das ahnt man relativ früh, es ist eher das „wie“, auf das man wartet. Zu dem Zeitpunkt wird Verloren jedoch zu einer ziemlichen Katastrophe, die den anfangs ordentlichen Eindruck zunehmend verschlechtert. Dem Film fehlt jegliches Gespür dafür, wie viel eine Geschichte verträgt bzw. was die Qualität einer Geschichte ausmacht.

Schon die Ermittlungen halten sich so gar nicht mehr an Faktoren wie Glaubwürdigkeit, Manuela und Alina machen einfach irgendetwas, ohne dass das Publikum in die Entscheidungen und Gedankengänge richtig involviert wäre. Als wäre das alles nicht schon blöd genug, war man offensichtlich der Ansicht, auch noch ein paar Wendungen einbauen zu müssen. Die sind dann endgültig an den Haaren herbeigezogen, sind zudem komplett überflüssig: Auf den eigentlichen Fall haben sie keinen Einfluss, die Ideen sind so unausgegoren, dass sie allenfalls der Erheiterung dienen. Aber auch für echten Trash ist Verloren nicht konsequent genug, redlicher Anstrengung durch die Schauspieler zum Trotz. Vielmehr wechselt der Film zwischen Langeweile und Ärgernis hin und her, was beides für Krimis nicht die beste Voraussetzung ist.



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Wenn sich in „Verloren“ eine Polizistin auf die Suche nach ihrer Freundin macht, die vor 14 Jahren verschwand, dann ist das teils gewöhnlich-langweilig, später sogar ziemlich ärgerlich. Vor allem die ebenso unsinnigen wie überflüssigen Wendungen tragen dazu bei, dass der anfangs solide Eindruck noch vor dem Abspann zunichtegemacht wird. Krimifans schauen woanders rein, allenfalls Trashfans haben hier noch ihre Freude.
3
von 10