Christmas Flow Netflix
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Christmas Flow – Staffel 1

Inhalt / Kritik

Christmas Flow Netflix
„Christmas Flow – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 17. November 2021 (Netflix)

Über mangelnden Erfolg kann sich Marcus (Tayc) kaum beklagen, mit seinen Hip-Hop-Alben hat er jede Menge Fans gewonnen. Doch nicht alle können mit ihm etwas anfangen. Vor allem seine frauenfeindlichen Texte, zu denen er sich als Künstler verpflichtet fühlt, stoßen einigen sauer auf. Als er mal wieder negativ auffällt, droht ihm richtig viel Ärger, er landet deswegen sogar vor Gericht. Um sein ramponiertes Image aufzubessern und seine Karriere zu retten, lässt er sich – widerwillig – dazu überreden, ein Weihnachtsalbum aufzunehmen. Lisa (Shirine Boutella) wiederum kämpft als Journalistin für die Gleichberechtigung von Frauen, weshalb sie zunächst nicht sonderlich viel für Marcus übrig hat. Aber je mehr Zeit sie mit ihm verbringt, umso näher kommen sie sich …

Überall weihnachtet es (nicht)

Nur noch wenige Wochen, dann ist endlich wieder Weihnachten. Das bedeutet bei Netflix, dass jede Woche mehrere Titel erscheinen, die alle etwas mit dieser besonderen Zeit des Jahres zu tun haben – oder zumindest so tun als ob. Während Die Familie Claus tatsächlich Weihnachten thematisierte, wenn ein weihnachtshassender Junge feststellt, dass sein Großvater der Weihnachtsmann ist, wird bei Love Hard das Setting mehr oder weniger nur zum Rahmen für eine recht konventionelle Liebeskomödie. Man hätte das festliche Drumherum zwar mehr oder weniger weglassen können. Immerhin wurde es aber einigermaßen organisch integriert, dann und wann durften die Figuren auch über Weihnachten reden. Das ist ja schon mal was.

Bei der Serie Christmas Flow kann man das nicht unbedingt behaupten. Sicher, es gibt da dieses Weihnachtsalbum, welches Marcus zur Strafe aufnehmen soll und welches einen großen Kontrast zu seiner sonstigen Arbeit darstellt. Dann und wann taucht außerdem ein kitschig überschmückter Weihnachtsbaum auf. Ansonsten würde man bei der französischen Produktion kaum merken, dass das hier eine Weihnachtsgeschichte sein soll. So etwas ist natürlich immer ein wenig dreist, wenn ohne jegliche Eigenarbeit von der besonderen Zeit und dem Bedürfnis nach dieser Besonderheit profitiert werden soll. Die tatsächlichen Probleme dieser Liebeskomödie liegen aber woanders: Sie ist völlig uninteressant.

Satirisches Potenzial trifft belanglose Liebelei

Dabei gibt es hier durchaus Ansätze, welche eine lohnenswerte Geschichte ermöglicht hätten. Dass ein frauenfeindlicher Rapper mittels eines Weihnachtsalbums zur Karrierenrettung verdonnert wird, öffnet viele Möglichkeiten für eine satirische Auseinandersetzung mit einer vom reinen Kommerzgedanken bestimmten Unterhaltungsindustrie. Sowohl der Versuch von Marcus, mit seinen Texten ein Publikum zu finden, wie auch das groteske Album sind so zynisch, dass man daraus einiges hätte machen können. So ganz konnte man sich bei Christmas Flow aber nicht dazu durchringen, diese Themen wirklich konsequent zu verfolgen. Sie verkommen mehr und mehr zum Hintergrundgeräusch, während die sich anbahnende Liebesbeziehung der beiden nach vorne schiebt.

Das ist letzten Endes eine ziemliche Verschwendung, umso mehr, da die Romanze so banal ist. Im Grunde verlässt sich Christmas Flow auf das so bewährte wie ausgelutschte RomCom-Konzept, dass zwei Leute sich anfangs nicht ausstehen können und dann doch Gefühle füreinander entwickeln. Das kann man natürlich machen, sollte in einem solchen Fall aber auch gute Gründe liefern, weshalb die Annäherung stattfindet. Hier fehlt das. Mehr noch: Es wird nie begreiflich, warum eine Feministin einen Mann toll finden soll, der ein Geschäft daraus macht, Frauen zum Objekt zu degradieren. Klar muss das nicht so bleiben. Die Serie erzählt dann auch davon, dass sich Leute weiterentwickeln dürfen und können. Nur bleibt das hier eben reine Behauptung. Der Wandel geht nicht mit Erkenntnissen einher. Nicht mal mit wirklichen Auseinandersetzungen.

Zu lang, zu wenig

Das bedeutet dann auch, dass der Unterhaltungsfaktor eher gering ausfällt. Zwar ist die Idee mit dem Weihnachtsalbum schon witzig, umso mehr, da das mit einigen grotesken Einfällen einhergeht. Nur reicht das nicht, um die komplette Staffel zu rechtfertigen. Die ist zwar mit drei Folgen à rund 50 Minuten nicht sonderlich lang. Aber sie ist zu lang, um überhaupt ein Serienformat zu erfordern. Da gibt es bei Christmas Flow genug Füllmaterial, das man problemlos hätte streichen können, um bei einer regulären Filmlänge herauszukommen. Das Ergebnis ist mit Sicherheit keine Katastrophe, da gibt es auf Netflix sowohl im Rom-Com- wie im Weihnachtssegment deutlich Schlimmeres. Es fehlt aber eindeutig an einem guten Argument, warum man nun ausgerechnet das hier anschauen sollte. Da waren beispielsweise die festlich bestimmten Serien Dash & Lily und Weihnachten zu Hause deutlich spaßiger und charmanter.

Credits

OT: „Christmas Flow“
Land: Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Nadège Loiseau
Drehbuch: Henri Debeurme, Marianne Levy, Victor Rodenbach
Kamera: Julien Hirsch
Besetzung: Tayc, Shirine Boutella, Marion Séclin, Aloïse Sauvage, Camille Lou, Walid Ben Mabrouk, Estelle Meyer

Bilder

Trailer

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Die Liebeskomödie „Christmas Flow“ bringt einen frauenfeindlichen Rapper und eine feministische Journalistin über die Feiertage zusammen. Das Ergebnis ist weder romantisch noch komisch. Die Idee, dass er ausgerechnet ein kitschiges Weihnachtsalbum aufnehmen soll, ist zwar witzig. Aus dem Stoff wird aber zu wenig gemacht, stattdessen gibt es viel Leerlauf.
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