Kal Verlass mich nicht Netflix
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Kal – Verlass mich nicht

Kal Verlass mich nicht Netflix
„Kal – Verlass mich nicht“ // Deutschland-Start: 11. November 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Sechs Jahre waren Semih (Burak Deniz) und Defne (Dilan Çiçek Deniz) ein Paar. Ein sehr glückliches Paar, zumindest dachte Semih das immer. Umso größer ist der Schock bei ihm, als Defne eines Tages aus heiterem Himmel heraus mit ihm Schluss macht. War das aus einer Laune heraus? Oder hatte sich das länger angekündigt, ohne dass er es gemerkt hat? Immer wieder kehren seine Gedanken zu ihr zurück, lässt Erinnerungen wiederaufleben. Je mehr er sich mit diesen beschäftigt, umso mehr muss er erkennen, dass schon vorher einiges nicht so wirklich lief. Mit seinem Leben weitermachen, nach vorne blicken, das fällt ihm hingegen sehr schwer, selbst als eine neue Beziehung sich ankündigt …

Das Ende einer Beziehung

An Liebesgeschichten mangelt es auf Netflix bekanntlich nicht. Die beiden Hochphasen sind natürlich rund um den Valentinstag und Weihnachten, wenn das romantische Bedürfnis des Publikums jede Woche neu bedient wird, oft mehrfach. Meistens handelt es sich dabei jedoch um Titel, die von dem Beginn einer großen Liebe handeln. Oder zumindest von dem Übergang von einer Beziehung zur nächsten, wie es kürzlich Falling for Christmas demonstriert hat, bei der eine akute Amnesie zur emotionalen Neubesinnung führt. Insofern ist Kal – Verlass mich nicht schon ein recht außergewöhnlicher Film, wenn es hier praktisch ausschließlich darum geht, was nach dem Ende einer Beziehung geschieht. Denn wie der deutsche Titel schon ankündigt, hat der Protagonist damit seine Probleme.

Wobei das mit dem Ende auch nur zum Teil stimmt. Zwar sollte der Blick nach der Trennung nach vorne gehen. Stattdessen blickt Semih aber nur zurück. So gelingt es ihm nicht, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, sondern ist ein ständiger Gefangener davon. Das bedeutet einerseits, dass er in der Gegenwart in ein tiefes Loch fällt, was nicht nur privat, sondern auch beruflich Auswirkungen hat. Andererseits führt das dazu, dass es in Kal – Verlass mich nicht immer wieder zu Flashbacks kommt, in denen er an verschiedene Situationen in seiner Beziehung denkt. Wir sehen die beiden bei der ersten Begegnung in einer Bar, die nicht ganz glücklich beginnt. Wir sehen sie auch während der sechs Jahre. Dabei sind es vor allem Konfliktsituationen, die behandelt werden und beim Protagonisten zu der Erkenntnis führen, dass da einiges nicht stimmte.

Gefangen in der eigenen Perspektive

Was hingegen völlig fehlt, ist die Perspektive von Defne. Das ist einerseits verständlich: Kal – Verlass mich nicht erzählt in erster Linie die Geschichte eines Mannes, der sich aus seinem ichbezogenen Leben befreien muss. Dass es eine andere Möglichkeit gibt, die vergangenen Jahre zu sehen, ist ihm ein absolut fremder Gedanke. Das muss er erst im Laufe des Films lernen. Die Fortschritte lassen dabei lange auf sich warten, wodurch das türkische Drama zuweilen zu einem Geduldsspiel wird. Hinzu kommt, dass Semih allgemein ein anstrengender Mensch ist. Selbst aus dem eingeschränkten Blickwinkel heraus wird deutlich, dass eine Beziehung mit ihm kein Selbstläufer ist und jede kleinste Änderung große Schwierigkeiten bedeutet. Zumindest die Zuschauer und Zuschauerinnen werden recht schnell verstehen, warum das keine Zukunft haben konnte.

Der Film ist daher keiner, den man sich anschaut, um selbst in der Idee einer großen Liebe schwelgen zu können. Zwar sind da schon einige süße Szenen aus der Anfangszeit der zwei dabei, bei denen spürbar wird, warum sie zusammengekommen sind. Nur macht Kal – Verlass mich nicht gleichzeitig deutlich, dass Gefühle allein oft nicht ausreichend sind. Für den Protagonisten bedeutet dies eine Chance, dass er es beim nächsten Mal besser machen kann. Dass eine notwendige Veränderung nicht in einer neuen Haarfarbe enden sollte. Eine wirklich neue Erkenntnis bedeutet das nicht, aufregend ist das Drama ohnehin nicht. Und doch hat es etwas Heilsames, wie hier ein Mensch, der außer Stande war, auch einmal etwas zu investieren, sich mit seiner eigenen Rolle versöhnt.

Credits

OT: „Kal“
Land: Türkei
Jahr: 2022
Regie: Ozan Açiktan
Drehbuch: Sami Berat Marçali
Besetzung: Burak Deniz, Dilan Çiçek Deniz, Ceyda Düvenci, Berrak Tüzünataç, Sükran Ovali, Ersin Arici, Dolunay Soysert

Trailer

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Kal – Verlass mich nicht
fazit
„Kal – Verlass mich nicht“ setzt nach dem Ende einer Beziehung an und schildert, wie der von der Situation überrumpelte Mann sich und seine eigene Rolle hinterfragen muss. Das ist manchmal etwas zäh durch die vielen Flashbacks, zumal der Protagonist anstrengend ist. Gleichzeitig hat es etwas Heilsames, wie er mit der Zeit lernt, auf eigenen Beinen zu stehen und mehr Rücksicht auf andere zu nehmen.
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