In guten Händen Netflix
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In guten Händen

In guten Händen Netflix
„In guten Händen“ // Deutschland-Start: 21. März 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Fünf Monate. Mehr haben ihr die Ärzte nicht gegeben. Für Melisa (Asli Enver) bedeutet das, dass sie sich jetzt beeilen muss. Denn es ist weniger ihr eigener anstehender Tod, der sie beschäftigt, sondern vielmehr die Sorge, wer sich in Zukunft um ihren Sohn Can (Mert Ege Ak) kümmern soll. Schließlich hat der keinen Vater oder sonst jemanden, der sich seiner annehmen könnte. Der ahnt nichts von ihrer schweren Krankheit, Melisa selbst will an diesem Zustand auch nichts ändern. Während sie noch nach einer Antwort sucht, wie sie die Sache lösen soll, begegnet sie Firat (Kaan Urgancioglu). Der hat keine Sorgen, dafür jede Menge Geld, welches der Geschäftsmann verdient hat. Zunächst kann sie mit ihm relativ wenig anfangen, zu unterschiedlich sind die beiden. Doch mit der Zeit findet sie Gefallen an ihm …

Jetzt bist du dran!

Es gehört zu den immer wieder beliebten Motiven von Dramen: Ein Mensch stirbt und ein anderer muss sich nun des Kindes annehmen, welches der oder die Tote hinterlassen hat. Onkel sind in solchen Fällen immer wieder beliebt, siehe Manchester by the Sea oder Babamin Kemani – Die Geige meines Vaters. In Eine fremde Tochter musste der Vater ran, nachdem seine Exfrau gestorben ist – zum Missfallen der Tochter, die mit ihm nichts zu tun haben will. Der türkische Netflix-Film In guten Händen geht da in eine ganz ähnliche Richtung, wenn mal wieder ein Mann lernen muss, dass es mehr im Leben gibt. Die Besonderheit: Diese Annäherung findet statt, noch bevor die Mutter tot ist. Denn die hat beschlossen, dass niemand von ihrer Krankheit erfahren darf.

Verbunden wird das mit Elementen der Liebeskomödie, wenn zwei Leute aufeinandertreffen, die am Anfang nicht so gut miteinander können und auch gar nicht zusammenpassen. Das erfahrene Publikum weiß an der Stelle jedoch bereits: Das kommt noch. Die beiden Menschen sind schließlich attraktiv. Und in Filmen kommen attraktive Menschen immer zusammen. Über weite Strecken ist In guten Händen dann auch kein übermäßig erwähnenswerter Film. Sieht man einmal von der ungewöhnlichen Mischung dieser beiden Standardthemen ab, läuft die Geschichte nach den bewährten Mustern ab. Ab einem gewissen Zeitpunkt schaltet die türkische Produktion auf Autopilot und fährt ganz gemütlich und ohne den Hauch erzählerischer Ambitionen die üblichen Stationen ab.

Erst charmant, dann lächerlich

Das bedeutet aber nicht, dass das Ergebnis automatisch schlecht ist. Zwischendurch ist In guten Händen eigentlich sogar ganz nett. Da sind ein paar witzige Spleens dabei, der Ton ist heiter genug, um die drohende Katastrophe zumindest für eine Weile vergessen zu lassen. Wenn Firat versucht, den kleinen Can für sich zu gewinnen, der überhaupt keine Lust hat, seine Mama mit einem Wildfremden zu teilen, ist das sogar irgendwie süß. Ketche mag keinen übermäßig ambitionierten Film inszeniert haben. Dafür hat dieser genügend Charme, um den Inhalt eine Weile vergessen zu lassen. Das Zusammenspiel des Trios funktioniert ebenfalls, gut genug, damit die Zielgruppe solcher Geschichten satt und zufrieden ist.

Doch dann schafft es In guten Händen, noch einmal komplett zu entgleisen und das Bisherige mit in den Abgrund zu reißen. Als hätte Hakan Bonomo beim Schreiben des Drehbuches gemerkt, dass da irgendwo das Überraschende fehlt, werden auf den letzten Metern noch ein paar Wendungen eingebaut. Und ab da wird es schlimm, richtig schlimm. Klar, schon vorher was das Drama nicht unbedingt ein Musterbeispiel für Glaubwürdigkeit. Doch das, was dann geschieht, ist so bescheuert, dass der Film die hin und wieder mal zu lesende Einteilung ins Fach der Komödie durchaus verdient hat. Mit dem Unterschied, dass es sich um eine unfreiwillige Komik handelt. Auch dafür gibt es natürlich eine Zielgruppe, Seifenopern erfreuen sich nun einmal einer größeren Beliebtheit. Wer jedoch den Anspruch hat, etwas mit realen Menschen zu sehen, macht hierum einen Bogen.

Credits

OT: „Sen Yasamaya Bak“
Land: Türkei
Jahr: 2022
Regie: Ketche
Drehbuch: Hakan Bonomo
Musik: Iskender Paydas
Kamera: Martin Szecsanov
Besetzung: Asli Enver, Kaan Urgancioglu, Mert Ege Ak, Ezgi Senler, Birce Irem Ilacan, Sertaç Güder

Trailer

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In guten Händen
Fazit
In „In guten Händen“ lernt eine sterbende Mutter einen erfolgreichen Geschäftsmann kennen und nähert sich diesem an. Über weite Strecken folgt das Drama den bekannten Mustern, tut dies aber auf eine vergleichsweise charmante Art. Zum Ende hin wird es aber richtig übel, wenn plötzlich noch ein paar Überraschungen rein sollten.
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von 10