Rainbow Netflix
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Rainbow

Rainbow Netflix
„Rainbow“ // Deutschland-Start: 30. September 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Als Dora (Dora Postigo) erfährt, dass ihr Vater Diego (Hovik Keuchkerian) sie jahrelang belogen hat und er sehr wohl ihre Mutter Piral wiedergesehen hat, fällt sie aus allen Wolken. Sie ist also doch noch da. Aber wo könnte sie stecken? Und so packt die Jugendliche kurzerhand ihre Sachen und macht sie sich gemeinsam mit ihrem Hund Toto auf den Weg, die lang vermisste Piral zu suchen. Dabei trifft sie zunächst auf Coco (Carmen Maura) und Maribel (Carmen Machi), die sich gerade mitten in einem heftigen Familienstreit befinden, welcher auch Doras weiteren Weg maßgeblich mitbestimmen wird. Zu ihrem Glück begegnet sie aber auch anderen Figuren, die sie auf ihrer schwierigen Reise begleiten werden …

Eine Zauberwelt mal anders

Nach Alice im Wunderland dürfte Der Zauberer von Oz von Lyman Frank Baum das Fantasyabenteuer sein, das die meisten Adaptionen inspiriert hat. Die berühmteste ist natürlich das gleichnamige Musical von 1939, welches uns das unsterbliche Somewhere over the Rainbow beschert hat. Andere bekannte Versionen sind der Kinderalptraum Oz – Eine fantastische Welt von 1985 sowie das Prequel Die fantastische Welt von Oz, das es 2013 in die Kinos schaffte. Weit mehr als 100 Mal wurde das Kinderbuch fürs Kino, das Fernsehen oder das Theater adaptiert. Entsprechend muss sich jede neue Fassung die Frage gefallen lassen: Braucht es das jetzt wirklich? So auch bei dem Netflix-Film Rainbow, der derzeit das Publikum ziemlich spaltet.

Das hängt auch damit zusammen, dass zwar durchaus Motive der berühmten Geschichte verwendet werden, die Richtung aber eine völlig andere ist. Während manche dieser Elemente wie Hund Toto oder der Löwe noch recht eindeutig als solche zu erkennen sind, stellen sich andere Verwendungen doch als recht frei heraus. So ist die Smaragdstadt nicht mehr als solche wiederzuerkennen, auch bei der Entourage hatte man bei Rainbow etwas andere Vorstellungen davon, wie das aussehen könnte. Außerdem ließ man die Fantasyrichtung hinter sich. Da wird nicht gegen Hexen gekämpft, es tauchen keine Fabelwesen auf, die uns in eine fremde Welt jenseits des Regenbogens entführen. Stattdessen halten wir uns noch, mehr oder weniger zumindest, in der realen Welt auf.

Aus Liebe zum Skurrilen

Gewöhnlich ist der Film deswegen aber nicht. Stattdessen haben der überwiegend als Schauspieler tätige Regisseur Paco León (Massive Talent) und sein Co-Autor Javier Gullón (Die obskuren Geschichten eines Zugreisenden) eine schillernd-skurrile Version unserer Welt geschaffen, die mit eigenartigen Figuren bevölkert ist. Ein Höhepunkt in Rainbow sind dabei immer die Auftritte der beiden Veteraninnen Carmen Machi und Carmen Maura, deren Figuren sich nicht nur einmal in den Haaren liegen und damit beim Publikum für Unterhaltung sorgen. Die anderen sind weniger präsent, aber auch eigenwillig genug, um immer wieder amüsante Anblicke zu ermöglichen. Überhaupt, zu sehen gibt es hierbei einiges, wenn sich Dora auf den Weg macht und dabei Stadt und Land durchquert.

Das wird trotzdem vielen zu wenig sein. Rainbow ist ein bewusst eigenartiges und überdrehtes Werk, welches zwar Fans leicht surrealer spanischer Filme ansprechen wird, jedoch alles andere als Massenappeal hat. Dass die Wertungen der Zuschauer und Zuschauerinnen ebenso verheerend ausfällt wie die in manchen Kritiken, überrascht nicht wirklich. Das Drama, welches auf dem prestigeträchtigen San Sebastian Film Festival 2022 Premiere feierte, ist eines, das sich an der eigenen Seltsamkeit erfreut und sich nicht darum schert, was andere davon halten. Das Ergebnis ist ein Film, der sicherlich nicht den ganz großen Tiefgang bietet, aber aus dem ansonsten oft austauschbaren 08/15-Algorithmus-Einheitsbrei bei Netflix klar hervorsticht. Für Fans der Vorlage ist das kaum geeignet. Wer aber mal wieder etwas anderes sehen möchte, der findet bei dieser schrulligen Selbstfindung einiges, was es sich anzuschauen lohnt.

Credits

OT: „Rainbow“
Land: Spanien
Jahr: 2022
Regie: Paco León
Drehbuch: Paco León, Javier Gullón
Vorlage: Lyman Frank Baum
Kamera: Marc Miró
Besetzung: Dora Postigo, Carmen Machi, Carmen Maura, Ayax Pedrosa, Luis Bermejo, Wekaforé Jibril

Bilder

Trailer

Filmfeste

San Sebastian Film Festival 2022

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Rainbow
fazit
„Rainbow“ verwendet zwar Elemente aus „Der Zauberer von Oz“, ist letztendlich aber eine Art Coming-of-Age-Drama mit einer sichtbaren Vorliebe fürs Eigenartige. Wer diese teilt, sollte bei der Suche einer Jugendlichen nach ihrer verschwundenen Mutter einmal vorbeischauen. Viele werden mit der eigenwilligen Interpretation aber nichts anfangen können.
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