Interceptor Netflix
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Interceptor

Interceptor Netflix
„Interceptor“ // Deutschland-Start: 3. Juni 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Eigentlich hatte sich Captain JJ Collins (Elsa Pataky) ihre berufliche Laufbahn etwas anders vorgestellt. Doch als sie sich mit den Falschen anlegt und einen Missbrauch melden möchte, ist ihre Karriere vorbei. Stattdessen landet sie auf einer Abfangstation für Nuklearraketen, die mitten im Pazifik gelegen ist. Ein recht ruhiger Job, normalerweise. Doch als eine ähnliche Station in Alaska überfallen wird und ausfällt, stellen Collins und die anderen aus ihrem Team die letzte Bastion dar, sollte jemand die USA angreifen. Und eben dieses Worst-Case-Szenario tritt ein, als auf einmal Alexander Kessel (Luke Bracey) auftaucht, ein früherer Agent des US-Militärs. Denn der verfolgt einen teuflischen Plan …

Zu wenig und schwach

Zuletzt wurde offensichtlich, dass das Netflix-Modell langsam an seine Grenzen stößt, der rasante Wachstum der Abonnenten ist erst einmal gestoppt. Seither wird viel darüber spekuliert, wie es in Zukunft weitergehen kann und welche Möglichkeiten es für den Streamingdienst gibt, aus dieser Krise wieder herauszukommen. Sollte er sich auf große, publikumsträchtige Titel fokussieren? Liegt des Rätsels Lösung in einer stärkeren Besinnung auf Qualität, anstatt dauernd irgendwas Neues auf den Markt zu werfen? Ist das Binge-Modell überholt? Während wir noch auf eine langfristige Antwort warten, ist es doch recht ernüchternd zu sehen, wie das gegenwärtige Angebot aussieht. Letzte Woche gab es keinen Film zu Wochenende. Diese Woche, immerhin das Pfingstwochenende, wo mehr Leute Zeit zum Schauen haben, steht mit Interceptor nur ein einziger Film an. Und auf den hätte man gut und gern verzichten können.

Auf Prominenz braucht hier niemand zu hoffen. Zwar taucht werbewirksam Chris Hemsworth in den Credits auf, für einen kleinen Gastauftritt reicht es auch. Doch das liegt vorrangig daran, dass er als ausführender Produzent auftritt, um seiner Ehefrau Elsa Pataky Schützenhilfe zu leisten, die in Interceptor die Hauptrolle übernommen hat. Wer das spanische Model und Schauspielerin nicht kennen sollte und schon immer mal wissen wollte, wer sich den begehrten Hollywood-Star aus Australien geschnappt hat, der kann das hiermit nachholen. Dass sie einen ähnlichen Status wie ihr Mann erlangen wird, ist aber so gut wie ausgeschlossen. Denn wo dieser in seinen Filmen durch Humor und Charisma auffällt, da bleibt Pataky völlig blass. Während sie in den Actionszenen durchaus Einsatz zeigt, ist der Eindruck in den leiseren Momenten nicht unbedingt positiv.

Ein Drehbuch für die Tonne

Wobei da nicht immer klar ist, ob das nun auf ein mangelndes Talent ihrerseits zurückzuführen ist oder doch das Drehbuch Schuld hat. Schließlich sind die Dialoge derart unbeholfen geschrieben, dass selbst schauspielerische Schwergewichte ihre Probleme hätten, das in irgendeiner Form glaubhaft darzustellen. Das ist auch deshalb schockierend, weil es sich bei Interceptor um einen Film von Matthew Reilly handelt. Der ist eigentlich als Romanautor unterwegs und hat zahlreiche Actionthriller-Bücher geschrieben, hier gibt er sein Regiedebüt. Werbung für sein schriftstellerisches Oeuvre macht er hiermit aber auf keinen Fall. Im Gegenteil: Wenn schon ein nicht unbedingt wortreiches Drehbuch ihn schon derart überfordert, kann es einem ganz angst und bange sein, wie erst ein komplettes Buch von ihm aussieht.

Dabei muss man ihm zugutehalten, dass er bei dem gemeinsam mit Stuart Beattie (Collateral) verfassten Skript durchaus versucht hat, dem Publikum etwas anzubieten. Dass da ein paar Männer und Frauen die letzte Bastion gegen einen drohenden Nuklearschlag sind, das ist schon heftiger Stoff – gerade auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs, der immer wieder mit solchen Drohungen einhergeht. Außerdem versucht sich Interceptor an gesellschaftlichen Themen wie #MeToo. So richtig viel haben die beiden Männer dazu aber nicht zu sagen. Eigentlich dient diese Nebenhandlung nur der Charakterisierung der Hauptfigur, die auf diese Weise als besonders aufrecht und moralisch beschrieben werden soll. Das macht sich immer gut, selbst wenn die Geschichte nichts mit der Handlung zu tun hat.

Unfreiwillig Komisch

Tatsächlich durchdacht ist hier dann auch nichts. Vielmehr ist der Film eine Kombination aus Absurdität und Schwachsinn. Man hätte das Ganze gut und gern als Komödie anlegen können, zumal Bösewicht Alexander eine üble Karikatur darstellt. Dummerweise meinte man das hier aber ernst. Darüber ließe sich hinwegsehen, wenn denn die Actionszenen gut genug wären. Aber selbst in der Hinsicht ist Interceptor eher schwach auf der Brust. Im Gegensatz zu den Greenscreen-Abenteuern ihres Mannes hat Elsa Pataky in dem Actionthriller einige richtig physische Auftritte. Grundsätzlich hätte das mit ihr also schon funktionieren können. Genutzt hat es nichts. Der stark unterschiedliche Genreversuch ist weder dazu geeignet, die Karriere der Hauptdarstellerin voranzutreiben, noch dem schwächelnden Geschäft von Netflix neuen Schwung zu verleihen.

Credits

OT: „Interceptor“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Matthew Reilly
Drehbuch: Matthew Reilly, Stuart Beattie
Musik: Michael Lira
Kamera: Ross Emery
Besetzung: Elsa Pataky, Luke Bracey, Aaron Glenane, Mayen Mehta, Rhys Muldoon, Belinda Jombwe

Bilder

Trailer

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Interceptor
Fazit
Eine kleine Station auf dem Meer ist die letzte Bastion gegen einen nuklearen Erstschlag – das klang als Setting eigentlich ganz interessant. Am Ende wurde bei „Interceptor“ ein unterdurchschnittlicher Actionthriller daraus, der sich inhaltlich überhebt und mit der Protagonistin ebenfalls keinen Erfolg hat.
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