Ich bin so glücklich Luckiest Girl Alive Netflix
© Sabrina Lantos/Netflix

Ich. bin. so. glücklich.

Ich bin so glücklich Luckiest Girl Alive Netflix
„Ich. bin. so. glücklich.“ // Deutschland-Start: 7. Oktober 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Ani FaNelli (Mila Kunis) hat es geschafft. Sie arbeitet als Journalistin für eine bedeutende Frauenzeitschrift und ist gerade dabei richtig durchzustarten. Sie trägt wertvolle Designerkleidung und sieht allgemein immer makellos aus. Zudem steht eine Traumhochzeit mit Luke Harrison (Finn Wittrock) an, mit dem sie schon seit einer Weile glücklich liiert ist. Der einzige Weg, so scheint es nach außen hin, führt steil nach oben. Doch das war nicht immer so. Vor allem an ihre Schulzeit denkt sie nur ungern zurück, hat seither auch ihren alten Vornamen hinter sich gelassen, um ein neues Leben beginnen zu können. Dazu hat sie auch allen Grund. Aber erst als sie für einen Dokumentarfilm angesprochen wird, der über einen Vorfall aus der damaligen Zeit berichten will, beginnt sie, sich wirklich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen …

Der Abgrund hinter der Fassade

Das Spiel mit der Fassade ist eines, das in Filmen gern immer ausgegraben wird. Tief verborgene Geheimnisse, seelische Abgründe – erlaubt ist alles, was Spannung bis hin zum Schock verspricht. Don’t Worry Darling etwa nahm das Publikum kürzlich mit auf eine Reise in eine Wüstenstadt im Kalifornien der 1950er, das nach außen hin makellos erscheint, bei dem aber ganz offensichtlich etwas nicht stimmt. In eine ähnliche Richtung geht der Roman Luckiest Girl Alive von Jessica Knoll, der 2015 zu einem Bestseller wurde und die Geschichte einer Frau erzählt, die auf dem Weg nach oben plötzlich zu entgleisen droht. Hierzulande nahm man eher weniger Notiz von dem Roman. Aber das könnte sich jetzt durch die Netflix-Adaption, die bei uns den Titel Ich. bin. so. glücklich. trägt, vielleicht wieder ändern.

Zumindest kann der Film durch eine prominente Besetzung für sich Werbung machen. In den letzten Jahren war Mila Kunis zwar überwiegend in Komödien zu sehen und feierte mit diesen auch ihre größeren Erfolge. Aber das bedeutet ja nicht, dass sie nicht doch auch mal ernstere Rollen übernehmen kann. Und ernst ist Ich. bin. so. glücklich., sehr sogar. Wo der obige Thriller auf recht kunstvolle Weise überzog und bewusst eine latent surreale Richtung einschlug, da will Knoll, die auch das Drehbuch geschrieben hat, mit ihrer Geschichte Teil der realen Welt sein. Tatsächlich verarbeitete sie in ihrem Buch selbst ein Ereignis, welches sie viele Jahre verdrängen musste. Nicht ganz zufällig wählte sie hierfür ebenfalls eine Protagonistin, die im schreibenden Bereich tätig ist. Nur dass diese eben journalistisch tätig ist, während Knoll selbst das fiktionale Schreiben bevorzugt.

Gut gemeint, aber oberflächlich

Was dieses Ereignis ist, wird jedoch erst relativ spät verraten. Andeutungen gibt es zwar früh, aber es wird lang mit dem Unklaren gespielt. Das ist einerseits verständlich, da es inhaltlich um die Aufarbeitung von Traumata geht. Und das geht nun einmal meistens nur Schritt für Schritt. Allerdings wird versucht, auf diese Weise auch Spannung zu erzeugen. Tatsächlich wird Ich. bin. so. glücklich. zuweilen als Mystery-Thriller bezeichnet. Ganz glücklich ist das aber nicht, lediglich zum Ende hin gibt es brenzlige Szenen, die eine Genrezugehörigkeit erlauben würden. Wichtiger war es Knoll zu beschreiben, wie eine Frau sich ihren eigenen Abgründen stellt und lernt, entgegen allen Widerständen zu sich zu stehen und offen über das zu reden, was geschehen ist.

Als Thema ist das ohne Zweifel wichtig. Bei der Umsetzung kann man jedoch geteilter Ansicht sein. Schon die Verbindung von zwei Traumata überzeugt nicht so recht. Nicht nur dass der Film auf diese Weise etwas unangenehm Reißerisches bekommt, letztendlich mehr auf Schock setzt als auf eine inhaltliche Auseinandersetzung. Das Verhalten der Figuren ist an vielen Stellen auch einfach nicht nachvollziehbar. Widersprüchlichkeit kann spannend sein, wenn sie nuanciert ausformuliert wird. Für Nuancen gibt es aber keinen Platz: Obwohl Ich. bin. so. glücklich. mit einer Laufzeit von knapp zwei Stunden nicht eben kurz ist, werden viele Figuren nur oberflächlich beschrieben. Die lobenswerte Ambition, eine hässliche Realität zu thematisieren, scheitert auch daran, dass vieles hier nicht sehr real wirkt, sondern selbst auf Glamour-Fassade poliert. Die interessanten Denkansätze, die es in dem Film durchaus gibt, werden zu schnell wieder fallen gelassen, als dass dabei etwas Relevantes herauskommen könnte.

Credits

OT: „Luckiest Girl Alive“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Mike Barker
Drehbuch: Jessica Knoll
Vorlage: Jessica Knoll
Musik: Linda Perry
Kamera: Colin Watkinson
Besetzung: Mila Kunis, Finn Wittrock, Scoot McNairy, Thomas Barbusca, Jennifer Beals, Connie Britton, Dalmar Abuzeid, Justine Lupe

Bilder

Trailer

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Ich. bin. so. glücklich.
fazit
„Ich. bin. so. glücklich.“ basiert auf einem Romanbestseller und erzählt, wie eine Frau sich ihrer verdrängten Vergangenheit stellt. Auch wenn der Film zuweilen als Mystery-Thriller verkauft wird, ist er vielmehr ein Drama, das wichtige Themen anspricht. Die Auseinandersetzung ist dabei aber recht oberflächlich, statt Nuancen gibt es Reißerisches und willkürliches Verhalten.
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