Squid Game – Staffel 2

Eigentlich hätte Seong Gi-hun (Jung-jae Lee) allen Grund glücklich zu sein. Nicht nur, dass er es schaffte, die tödlichen Spiele zu überleben. Als alleiniger Gewinner ging er zudem mit einem Vermögen nach Hause, bräuchte nie wieder arbeiten. Doch für ihn ist die Geschichte damit nicht abgeschlossen. Anstatt einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen, ist er vielmehr fest entschlossen, die Verantwortlichen hinter den Spielen ausfindig zu machen und sie zur Rechenschaft zu ziehen. Zu diesem Zweck setzt er sein neu gewonnenes Geld ein und macht sich zudem auf die Suche nach weiteren Leuten, die ihm helfen. Tatsächlich ist er nicht der Einzige, der den Machenschaften ein Ende setzen möchte. Doch die Suche gestaltet sich schwierig. Und ehe es sich Gi-hun versieht, landet er wieder unter den Teilnehmenden der tödlichen Spiele …

Der Überlebenskampf geht in die zweite Runde

Eigentlich haut Netflix gegen Jahresende gern eine Reihe neuer Titel heraus, damit das Publikum auch gar nicht erst auf die Idee kommt, noch einmal das Haus zu verlassen. Dieses Jahr ist die Ausbeute aber erschreckend gering, zum Ausklang herrscht überwiegend tote Hose. Gut möglich, dass man darauf spekuliert, dass sowieso alle eine Neuveröffentlichung anschauen werden, der wie kaum eine andere herbeigesehnt wurde: die zweite Staffel von Squid Game. Schließlich war die südkoreanische Thrillerserie drei Jahre zuvor ein absoluter Überraschungshit. Mitten in der Corona-Pandemie wurde sie weltweit zu einem Publikumsmagneten. Alle wollten sie dabei sein, wie ein paar hundert Menschen bei tödlichen Spielen um ihr Überleben kämpften. Das war zwar prinzipiell nicht neu, ähnliche Szenarien hatte man oft gesehen. Dass die Wettkämpfe aber aus bekannten Kinderspielen bestanden, sorgte doch für eine ganz eigene, irgendwie perfide Atmosphäre.

Bei einem erneuten Anlauf wird das natürlich nicht mehr die Wirkung haben, da ist schon ein Gewöhnungseffekt da. Zumindest anfangs meint man noch, dass Serienschöpfer Dong-hyuk Hwang bei der zweiten Staffel eine ganz andere Richtung einschlägt. Anstatt erneut die Spiele zu zeigen, sehen wir Gi-hun, wie er den mysteriösen Veranstalter ausfindig machen und ausschalten will. Erst ab der dritten von insgesamt sieben Folgen geht es in Squid Game richtig los und das Publikum darf sich auf eine Neuauflage der bekannten Wettkämpfe freuen. Damit sich das Ganze nicht zu sehr wiederholt, werden die alten Spiele mit neuen gemischt. Diese haben es dann auch in sich. Vor allem eines in der fünften Episode ist sehr fies und räumt zudem mit der anfänglichen Hoffnung auf, dass alle gerettet werden können. Es kommt zu den üblichen Verteilungskämpfen.

Erneut spannend

Das ist auch beim zweiten Mal unterhaltsam, kombiniert Spannung, persönliche Dramen und die eine oder andere humorvolle Szene. Das ändert aber nichts daran, dass Squid Game da ein wenig austauschbar ist. Schwachpunkt sind dabei vor allem die Gegenspieler, bei denen man nicht einmal versuchte, irgendwelche nennenswerten Charaktereigenschaften oder auch interessante Hintergrundgeschichten mitzugeben. Besser sind da auf jeden Fall die Handvoll Figuren auf der „guten“ Seite – diejenigen, die das Spiel abbrechen wollen. Zumindest gibt es bei ihnen einzelne Ambivalenzen. Bei manchen weiß man bis zum Schluss nicht, was man von ihnen halten soll, auch weil die Serie lauter Leute versammelt, die alle irgendwie im Leben gescheitert sind. Einige können nicht zurück in die Außenwelt, weil sie das notwendige Geld nicht haben. Andere wollen es nicht, weil dort sowieso nichts auf sie wartet, wofür es sich lohnen würde zurückzukehren.

Die spannendsten Momente sind dann auch die, wenn es gar nicht mal um die Frage geht, wer denn überlebt, sondern wofür sich die Figuren entscheiden. So richtig in die Tiefe geht das dann aber doch nicht, da die Serie dauernd zwischen verschiedenen Aspekten jonglieren muss. Neben den Strängen um die Figuren und die Spiele ist da noch die Parallelhandlung um die Suche nach dem Spielort, da eben auch andere den Gamemaster jagen. Vereinzelt gibt es zudem Blicke hinter die Kulissen, wenn die ansonsten anonymen Wachen der Spiele ihre Masken abnehmen und es um deren Erlebnisse geht. Es passiert also auch in der zweiten Staffel eine ganze Menge, Squid Game ist trotz der Wiederholungen noch immer phasenweise packend. Während die erste theoretisch in sich abgeschlossen war und keine Fortsetzung gebraucht hätte, wird nun übrigens dringend eine dritte Staffel vorausgesetzt. Man darf also gespannt sein, wie es im Anschluss weitergeht.