Lulli Netflix
© Netflix/Suzanna Tierie

Lulli

Inhalt / Kritik

Lulli Netflix
„Lulli“ // Deutschland-Start: 26. Dezember 2021 (Netflix)

Lulli (Larissa Manoela) steht eine große Zukunft als Ärztin bevor, dessen ist sie sich völlig sicher. Mit großem Eifer arbeitet sie an ihrer Karriere, nichts und niemand soll ihren Ambitionen im Weg stehen. Privat läuft es bei der Medizinstudentin jedoch weniger gut. Erst erleidet ihr Freund Diego (Vinícius Redd) nach einem Streit einen allergischen Anfall, da sie ihm mal wieder nicht zugehört hat, und macht anschließend Schluss mit ihr. Zu ihrem Glück verliert er kurze Zeit drauf jedoch das Gedächtnis und erinnert sich nicht mehr an die Trennung, was sie als zweite Chance begreift. Dafür hat Lulli in Folge eines Zwischenfalls plötzlich die Gabe, die Gedanken anderer zu hören. Zunächst ist sie mit der Situation völlig überfordert, zumal sie auch jeder für verrückt erklärt. Doch mit der Zeit lernt sie, diese Eigenschaft zu nutzen und an ihr zu wachsen …

Der Fluch des Gedankenlesens

Es gibt sie immer wieder, die Situationen, in denen man sich wünschen würde, die Gedanken anderer lesen zu können. Mal wäre es schön zu wissen, ob Gefühle erwidert werden oder zumindest eine Chance haben. Möglichkeiten, ein solches Talent für den Beruf und zur eigenen Bereicherung einzusetzen, findet man ohnehin mehr als genug. Doch wie wäre es, wenn man tatsächlich eine solche Gabe hätte und unentwegt wüsste, was in anderen vorgeht? Nicht so toll, zumindest Filmen zufolge. Chaos Walking bastelte daraus eine irre machende Science-Fiction-Dystopie. Faltenfrei nahm die Sache eher mit Humor und erzählte von einer Beauty-Ikone, die auf einmal mit der Hässlichkeit der Menschen konfrontiert wird. Und auch die brasilianische Netflix-Komödie Lulli nutzt diese Veränderung primär, um damit Lacher erzeugen zu wollen.

So richtig erfolgreich war man mit diesem Vorhaben aber nicht. Klar ist die Situation, auf einmal alles zu wissen, was in anderen vor sich geht, eine Herausforderung mit potenziell peinlichen Folgen. Nur haben das schon genügend andere Filme genutzt. Immer läuft es darauf hinaus, dass der Protagonist bzw. die Protagonistin erst einmal mit allem überfordert ist und auf die Gedanken reagiert, als wären sie ausgesprochen. Das wiederum sorgt für Irritationen, zumindest aber Verwirrung. Das einzig tatsächlich Irritierende an Lulli ist aber, dass das Drehbuchduo Renato Fagundes und Thalita Rebouças aus diesem Szenario keine wirkliche Komik erarbeitet. Da wird wirklich zu keiner Zeit versucht, etwas Neues daraus zu machen oder wenigstens so zu variieren, dass sich das Einschalten lohnt. Stattdessen gibt es nur Wiederholungen von Witzen, die andere schon viel früher gebracht haben.

Eine Entwicklung, die keine ist

Der vielleicht bekannteste Fall war Was Frauen wollen, in dem Ober-Macho Mel Gibson auf einmal zum Frauenversteher mutiert und dies zum Anlass einer eigenen Besserung wird. Auch in Lulli ist das Gedankenlesen mit einer Entwicklung der Hauptfigur verbunden. Sonderlich subtil formuliert ist das nicht. Wenn Diego gleich zu Beginn mehrfach sagt, dass die angehende Medizinerin ihm nicht zuhört, dann weiß das Publikum schon, welche Lektion die Titelheldin zu lernen hat. Und damit dieser Wandel auch ja für alle daheim vor den Bildschirmen zu erkennen ist, wird Lulli zu Beginn wie eine Karikatur eingeführt: Ihre Selbstbezogenheit ist derart übertrieben, dass man sich schon fragen darf, warum irgendjemand freiwillig Zeit mit ihr verbringen wollte. Die tolle Persönlichkeit kann es schon mal nicht sein.

Wenn dieser Wandel wenigstens auf interessante Weise vorangetrieben würde. Lulli enttäuscht aber nicht nur im Hinblick auf den Humor. Der Film ist zudem recht oberflächlich, man gab sich einfach keine Mühe, da eine tatsächliche Entwicklung aufzuzeigen. Stattdessen wird einfach nur ein Schalter umgelegt, aus Lulli wird recht plötzlich jemand, dem das Publikum die Daumen drücken soll. Es findet sich nur nicht wirklich ein Grund, warum man das tun sollte. Da haben Diego oder auch andere Leute aus ihrem Umfeld einfach mehr Charme. Wer auf der Suche nach einer harmlosen Komödie ist, bei der attraktive Menschen am Ende ihr Glück finden, der wird fündig. Man sollte nur eben keine Substanz erwarten: Auch wenn der Film sich so geben will, als hätte er was zu sagen, das hier ist nicht mehr als Wegwerfware, die im Moment den Zweck erfüllen mag, aber schon vor dem Vorspann wieder vergessen ist.

Credits

OT: „Lulli“
Land: Brasilien
Jahr: 2021
Regie: César Rodrigues
Drehbuch: Renato Fagundes, Thalita Rebouças
Kamera: José Roberto Eliezer
Besetzung: Larissa Manoela, Vinícius Redd, Amanda de Godoi, Sergio Malheiros, Sergio Malheiros

Bilder

Trailer

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Eine ambitionierte, selbstbezogene Medizinstudentin kann auf einmal die Gedanken anderer hören, was bei ihr selbst zum Umdenken führt. „Lulli“ gibt sich zwar tiefsinnig, hat letztendlich aber nichts zu sagen. Der Humor ist einfallslos, die Entwicklung zu plötzlich, trotz sympathischer Nebenfiguren ist das hier schnell vergessen.
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