Carnaval Netflix
© Netflix/Desiree Do Valle

Carnaval

Inhalt / Kritik

Carnaval Netflix
„Carnaval“ // Deutschland-Start: 2. Juni 2021 (Netflix)

Eigentlich liebt es Nina (Giovana Cordeiro), von anderen ganz viel Aufmerksamkeit zu bekommen, verdient sie sich doch ihr Geld als Influencerin. Als jedoch ihr Freund sie mit einer anderen betrügt und ausgerechnet dieses Video viral geht, ist das sogar ihr zu viel. Und so beschließt sie, mit ihren drei besten Freundinnen Myra (Bruna Inocencio), Michelle (Gessica Kayana) und Vivi (Samya Pascotto) zum Karneval nach Salvador zu fahren. Dort wollen sie alles vergessen, sich ins Getümmel werfen und dabei möglichst viel Spaß haben. Ganz so einfach wie gedacht ist das aber nicht. Immer wieder geraten sie in blöde Situationen, kriegen sich auch schon mal in Haare – zumal Nina nie aufhört, an ihre Influencer-Karriere zu denken …

Der schöne Schein einer Influencerin

Irgendwie scheint der Influencer-Boom kein Ende nehmen zu wollen. Das ist zu einem gewissen Grad natürlich verständlich: Die Vorstellung, auf Kosten anderer zu reisen, sich einzukleiden, zu essen und all die schönen Dinge zu bekommen, von denen andere nur träumen können, die hat schon ihren Reiz. Das wiederum ruft auch Filmemacher und Filmemacherinnen auf den Plan, die eben solche Leute zu ihrem Thema machen. Das kann sehr reizvoll sein, etwa beim polnischen Drama Sweat, das den Widerspruch zwischen dem geschönten Leben im Blitzlicht und dem Alltag einer Influencerin aufzeigt. Oder man macht eine Komödie daraus, die ebenso oberflächlich und künstlich ist wie das, was in diesem Bereich als Realität verkauft wird – siehe Emily in Paris oder Flugmodus.

Die brasilianische Netflix-Komödie Carnaval ist eindeutig ein Fall für die zweite Kategorie. Klar, wenn jemand, der im wahren Leben als Influencerin Geld verdient – Giovana Cordeiro hat immerhin 1,1 Millionen Follower auf Instagram – eine Influencerin spielt, dann darf man da keine allzu kritische Auseinandersetzung mit dem Thema erwarten. Da geht es in erster Linie darum, selbst die schöne Gegend zu genießen und für Geld eine gute Zeit zu haben. Und damit das Publikum denkt, dass da mehr dran ist, wird noch im weiteren Verlauf mit irgendwelchen Binsenweisheiten um sich geworfen, die dann als Tiefgang verkauft werden sollen. Das Leben ist mehr als nur das Sammeln von Likes? Ach, echt?

Oberflächlich und ohne Witz

Dabei hätte es durchaus Gelegenheiten geben, tatsächlich etwas aus dem Thema zu machen. Wenn in Carnaval beispielsweise ein Hotel eine Mindestzahl an Followern voraussetzt, damit eine Influencerin dort Platz erhält, dann wäre das sowohl für eine Satire wie auch eine ernsthafte Beschäftigung Stoff gewesen. Man nutzt das aber nur für einen halbherzigen Gag, bevor sich die vier jungen Frauen um das kümmern, was wirklich zählt. Was auch immer das sein soll. Tatsächlich ist der Film über weite Strecken so nichtssagend, dass man sich fragt, ob da nicht jemand schlicht vergessen hat, ein Drehbuch zu schreiben. Klar, da darf es dann auch mal um Liebe gehen. Irgendwann wird auch Homosexualität aus dem Zylinder gezogen, damit der Standardsatz, man solle sich treu und authentisch bleiben, noch irgendwie hineingeschmuggelt wird.

Nun muss natürlich nicht jeder Film tiefgründig sein. Nur weil er ein gesellschaftliches Phänomen aufgreift, heißt das nicht, dass er etwas dazu zu sagen hat. Er sollte in einem solchen Fall aber wenigstens irgendwie unterhaltsam sein. Carnaval scheitert aber selbst an dieser Mindestvoraussetzung. Da ist nichts, das lustig wäre, obwohl der Film als Komödie verlauft wird. Die emotionalen Momente scheitern an den schwach gezeichneten, allenfalls nervigen Figuren. Spannung oder Überraschungen darf man eh nicht erwarten. Immerhin: Dafür gibt es schöne Bilder aus Brasilien, die man losgelöst von dem (Nicht-)Geschehen eine ganze Weile anschauen kann. Aber für anderthalb Stunden ist das schon sehr dünn. Am Ende ist das hier reine Zeitverschwendung.

Credits

OT: „Carnaval“
Land: Basilien
Jahr: 2021
Regie: Leandro Neri
Drehbuch: Leandro Neri, Peu Barbalho, Audemir Leuzinger, Luisa Mascarenhas
Musik: Berna Ceppas
Kamera: Marcelo Brasil
Besetzung: Giovana Cordeiro, Gessica Kayana, Bruna Inocencio, Samya Pascotto, Flavia Pavanelli

Bilder

Trailer

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In „Carnaval“ reist eine betrogene Influencerin mit drei Freundinnen zu einem Karneval, um dort Spaß zu haben und zu sich zu finden. Das Ergebnis ist eine oberflächliche Komödie, die bis auf Binsenweisheiten nichts zu sagen hat und dabei nicht einmal unterhaltsam ist. Wenigstens gibt es schöne Bilder.
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von 10