Der letzte Paradiso L'ultimo paradiso The Last Paradiso Netflix
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Der letzte Paradiso

Inhalt / Kritik

Der letzte Paradiso L'ultimo paradiso The Last Paradiso Netflix
„Der letzte Paradiso“ // Deutschland-Start: 5. Februar 2021 (Netflix)

Ciccio Paradiso (Riccardo Scamarcio) lässt sich so schnell von niemandem etwas sagen. Er genießt das Leben, nimmt sich, was er will. Als er deshalb jedoch eines Tages mit der schönen Bianca (Gaia Bermani Amaral) anbändelt, ist das gleich doppelt problematisch. Nicht nur, dass Ciccio eigentlich verheiratet ist. Bianca ist zudem die Tochter von Cumpà Schettino (Antonio Gerardi). Und der will um jeden Preis verhindern, dass der Schwerenöter Bianca entehrt. Da sich der davon aber nicht beeindrucken lässt und sich auch am Gerede des Dorfes nicht stört, das längst weiß, was Sache ist, führt dies zu einem erbitterten Konflikt, in den später auch Ciccios Bruder Antonio (ebenfalls Scamarcio) hineingezogen wird …

Eine verbotene Liebe

Das Motiv der verbotenen Liebe gehört zu den großen Dauerbrennern unter den Dramen. Denn was könnte romantischer sein als zwei Leute, die gegen alle Widerstände ankämpfen, weil ihre Gefühle größer sind als alle Verbote? Grundsätzlich geht das Netflix-Drama Der letzte Paradiso da natürlich schon in eine sehr ähnliche Richtung. Schließlich stehen im Mittelpunkt zwei Menschen, die sich über alles lieben, die jede sich bietende Gelegenheit in leidenschaftlicher Zweisamkeit verbringen. Das wiederum wollen die jeweiligen Angehörigen verhindern, da sie eine Verbindung der beiden von Grund auf ablehnen.

Und doch: Während man bei solchen Filmen normalerweise die beiden Liebenden anfeuert, die so eindeutig füreinander bestimmt sind, dass das eigentlich jeder sehen muss, da ist das bei Der letzte Paradiso etwas anders. Ein Mann, der seine Frau betrügt und der Geliebten das Klischee ins Ohr säuselt, sie sei etwas ganz Besonderes? Das sorgt nicht unbedingt für Sympathiepunkte. Später wird dann auch im Gespräch mit dessen Bruder Antonio klar, dass Ciccio eigentlich mit jeder ins Bett ging, die ihm gefiel. Das Gefühl der einen großen Liebe will sich auf diese Weise beim Publikum natürlich weniger einstellen. Dass sich Bianca wohlweislich auf eine Affäre mit einem verheirateten Mann einlässt, macht sie jetzt auch nicht unbedingt zur Heldin.

Sturz in den Abgrund

An Leidenschaft mangelt es hingegen nicht. Die erste Hälfte besteht aus diversen Szenen, in denen die beiden übereinander herfallen. Viel Zeit für Romantik gibt es dabei nicht, stattdessen geht es recht schnell zur Sache. Bemerkenswerter als die recht spärliche Ausarbeitung der Liebe ist jedoch, dass Der letzte Paradiso im Anschluss eine etwas unerwartete Richtung einschlägt. Der italienische Film, der auf einer wahren Geschichte basieren soll, wandelt sich von einem reinen Liebesdrama hin zu etwas, das viel düsterer ist. Auch ein Genrewechsel steht an. Wer mit diesem Werk liebäugelt in der Hoffnung, schmachtend vor dem Bildschirm sitzen zu dürfen, der wird sich erst einmal verwundert die Augen reiben.

Während dieser Twist aber durchaus noch auf seine Weise interessant ist, verwundert Der letzte Paradiso mit einer anschließenden Ziellosigkeit. Ab einem gewissen Zeitpunkt ist einfach nicht mehr klar, wovon der Film überhaupt noch handeln soll. Die Zeit schreitet voran, aber nichts Relevantes passiert. Irgendwann endet das Drama, die wichtigste Frage offen: Was genau wollte der Film? Die kuriose Entscheidung, dass der auch am Drehbuch beteiligte Riccardo Scamarcio (Der Unbarmherzige, Il Legame – Die Bindung) gleich beide Brüder spielt, hilft da nicht wirklich weiter. Die Doppelbesetzung ist weder inhaltlich noch psychologisch begründet, sondern ebenso willkürlich wie der Film insgesamt.

Am Ende die Enttäuschung

Dabei gibt es durchaus gelungene Elemente darin. Die schauspielerischen Leistungen beispielsweise passen, auch die Ausstattung kann sich sehen lassen. Die Bilder der ländlichen Gegend wechseln zwischen Idylle und Abgrund, zwischen Lebensfreude und Dreck. Außerdem intensiviert sich mit der Zeit das Gefühl der Tragik, wenn eine Handlung die nächste nach sich zieht, bis eine Dynamik entsteht, die nicht mehr zu stoppen ist. Hätte sich Regisseur und Co-Autor Rocco Ricciardulli, der hier sein Spielfilmdebüt abgibt, auf diesen Aspekt konzentriert, wäre Der letzte Paradiso vielleicht wirklich sehenswert geworden. So aber bleibt ein Drama, das trotz gelegentlicher starker Szenen letzten Endes frustriert und verwirrt, anstatt tatsächlich zu packen.

Credits

OT: „L’ultimo paradiso“
IT: „The Last Paradiso“
Land: Italien
Jahr: 2021
Regie: Rocco Ricciardulli
Drehbuch: Rocco Ricciardulli, Riccardo Scamarcio
Musik: Federico Ferrandina
Kamera: Gian Filippo Corticelli
Besetzung: Riccardo Scamarcio, Gaia Bermani Amaral, Valentina Cervi, Antonio Gerardi

Bilder

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Ein verheirateter Mann beginnt eine Affäre mit einer Frau, zum Ärger der Familie. „Der letzte Paradiso“ ist weder das romantische Drama, das man bei dem Thema erwarten durfte, noch ein tatsächlicher Thriller. Stattdessen ist der italienische Film eine irgendwie seltsame Angelegenheit, die gerade in der zweiten Hälfte sehr ziellos wirkt und trotz einzelner guter Elemente nicht wirklich überzeugt.
5
von 10