Budapest Netflix
© Warner Bros

Budapest

Budapest Netflix
„Budapest“ // Deutschland-Start: 1. März 2019 (Netflix)

Irgendwie ist das blöd gelaufen. Ausgerechnet während des Junggesellenabschieds nicht in den Club zu kommen? Das geht doch gar nicht! Andererseits bringt das Vincent (Manu Payet) und Arnaud (Jonathan Cohen) auf eine Idee: Warum nicht selbst solche Abschiede organisieren, gegen Geld natürlich? Schließlich sind sie in ihren Jobs ohnehin schon länger nicht mehr glücklich. Die Wahl fällt dabei auf die ungarische Hauptstadt Budapest, denn dort kann man noch richtig schön die Sau rauslassen, ohne viel dafür blechen zu müssen. Zusammen mit dem Franzosen Georgio (Monsieur Poulpe), der selbst schon seit einiger Zeit dort lebt, ziehen sie dann auch tatsächlich das Geschäft auf und haben erste Kunden. Doch schon der erste Abschied eskaliert.

Ein bisschen überraschend war die Ankündigung ja schon: Xavier Gens, der bislang ausschließlich Horrorfilme gedreht hat – zuletzt The Crucifixion und Cold Skin – versucht sich an einer Komödie. Da ist man natürlich ein wenig skeptisch. Aber eben auch neugierig, ob seine Neigung für monströse Gestalten in einem anderen Genre Spuren hinterlassen würde. Das tut sie, gewissermaßen, aber nicht so, wie man es erwarten könnte. Vor allem nicht so, wie man es erhofft hatte.

Warum muss ich mir das antun?
Budapest, das ist ein Film über Verlierer. Es ist auch ein Film über Männer, die es vor der Hochzeit noch einmal richtig krachen lassen wollen, die sich besaufen, sich konstant daneben benehmen, die sich aufführen, als gehörte ihnen die Welt. So etwas ist ja schon im wahren Leben zuweilen recht unangenehm, es hat schon seinen Grund, warum man in solchen Situationen viel Alkohol braucht. Sich das Ganze daheim anschauen zu müssen, das kommt dann einer richtigen Strafe gleich, bei der nie ganz klar wird, warum man sich das überhaupt anschauen sollte.

Grundsätzlich hätte es da ja durchaus zwei Ansätze geben können, wie man den Netflix-Film sehenswert macht. Der erste: sympathische Figuren, zumindest aber interessante. Beides ist hier aber Fehlanzeige. Während der Komiker Monsieur Poulpe in seiner ersten Hauptrolle als Auswanderer immerhin eine groteske Erscheinung abgibt, sind die beiden anderen Langweiler, deren Schicksal einem so völlig egal ist. Normalerweise sind Verlierer, die endlich einmal etwas im Leben erreichen wollen, prädestiniert dazu, sich in die Herzen des Publikums zu spielen. Das tun sie hier aber allenfalls mangels Alternativen, da von den Einheimischen über die einfallenden Franzosen bis zu den Frauen daheim einfach weit und breit niemand in Sicht ist, der als spannende Persönlichkeit durchgehen würde. Oder überhaupt als Persönlichkeit.

Zwischen Absurdität und Ärgernis
In Komödien müssen sie das nicht zwangsläufig. Da reicht es manchmal, die Figuren zu überzeichnen. Aber nicht einmal das gibt es hier. Stattdessen begnügen sich die Autoren Simon Moutairou und Manu Payet, Letzterer auch einer der Hauptdarsteller, damit, lauter derbe Gags einzubauen. Auch das kann lustig sein. Ist es hier aber nicht. Nur hin und wieder zeigt Budapest, dass da tatsächlich Potenzial in der auf einem tatsächlichen Unternehmen basierenden Geschichte schlummert. Vor allem die völlig bescheuerten, teils geradezu absurden Freizeitaktivitäten der Abschiedstouren sorgen für sehr Lichtblicke. Doch die sind eben selten, zu selten für einen 100 Minuten andauernden Film.

Die restliche Zeit erinnert Budapest an den ebenfalls verunglückten Kollegen Pattaya. Nicht nur, dass beide französischen Kollegen auf einen plumpen, eher anstrengenden Humor setzen. Sie vergreifen sich auch an unappetitlichen Klischees, die ihren jeweiligen Urlaubsländern – Ungarn und Thailand – nicht gerecht werden. Und auch die Versuche, zwischendrin ein bisschen Ernsthaftigkeit hineinzubringen, schlagen völlig fehl, dafür sind sie zu sehr Fremdkörper in dem grellen Krawall. Wären da nicht die besagten absurden Einfälle, die sogar leicht ins Satirische gehen können, der Film wäre eine Zumutung. Aber auch so enttäuscht das Nicht-Horror-Debüt von Gens und lässt darauf hoffen, dass der Franzose beim nächsten Mal wieder einen Stoff bekommt, der stärker seinem Talent entspricht.



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Basierend auf einem wahren Unternehmen erzählt „Budapest“ die Geschichte von ein paar Franzosen, die Junggesellenabschiede in Ungarn organisieren. Die gelegentlichen absurden Freizeitaktivitäten amüsieren. Ansonsten ist die Komödie aber misslungen, bietet weder spannende oder sympathische Figuren noch einen gelungenen Humor. Stattdessen gibt es haufenweise Klischees, plumpe Gags und Personen, bei denen man schon selbst sehr viel Alkohol braucht, um sie ertragen zu können.
4
von 10