Paradise Netflix Streamen online
© Andrej Vasilenk/Netflix
Paradise Netflix Streamen online
„Paradise“ // Deutschland-Start: 27. Juli 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Ein wissenschaftlicher Durchbruch hat die Gesellschaft grundlegend verändert. Wer es sich leisten kann, kauft anderen Menschen ihre Lebenszeit ab und wird dadurch wieder jung. Das von Sophie Theissen (Iris Berben) geleitete Unternehmen AEON ist damit zu einem Vermögen gekommen. Auch Max (Kostja Ullmann) profitiert von dieser Erfindung, als Mitarbeiter von AEON ist er gleichermaßen erfolgreich wie beliebt. Als jedoch ein Unglück geschieht und seine Frau Elena (Marlene Tanzcik) 40 Jahre ihres Lebens bezahlen muss, um die horrenden Schulden zu begleichen, versucht er alles, um dies zu verhindern. Vergeblich. Nach der Operation ist aus seiner Partnerin eine alte Frau (jetzt: Corinna Kirchhoff) geworden. Wie sollen sie jetzt weiterleben? In ihrer Verzweiflung beschließen die beiden, selbst dafür zu sorgen, dass dieser vorschnelle Alterungsprozess wieder rückgängig gemacht wird …

Science-Fiction aus Deutschland

An Film- und Serienproduktionen mangelt es hierzulande nicht gerade. Da wird schon sehr viel gedreht, mehr als manchmal wünschenswert gewesen wäre. Vor allem gibt es deutliche Ungleichgewichte, was die Genres angeht. Eines, das in Deutschland so gut wie nie angegangen wird, ist das des Science-Fictions. Beispiele gibt es natürlich schon. Da war beispielsweise Zero über eine übergriffige App oder auch Das letzte Land, in dem zwei Männer mit einem alten Raumschiff von einem Planeten fliehen. Aber man muss schon ziemlich suchen, um solche Titel zu finden. Mit Paradise kommt nun ein weiteres solches Beispiel heraus. Dieses war lange in der Mache, rund zehn Jahre wurde daran gearbeitet. Am Ende war es Netflix, das dem Film eine Chance gab.

Das ist schön, zumal das Szenario interessant ist. Dass die meistens Menschen ewig jung bleiben wollen, ist bekannt. Ebenso dass eine ganze Industrie entstanden ist, die aus eben dieser Sehnsucht ein einträgliches Geschäft gemacht hat. Bei Paradise wurde aus diesen vollmundigen Versprechungen Realität. Wer mag und das nötige Geld hat, der kann sich die Jugend kaufen. Nur dass dafür andere ihre hergeben müssen. Aus dem Fantasybereich kennt man dieses Motiv schon. Die Hexen aus Hocus Pocus und Der Sternwanderer griffen auf solche rabiaten Methoden zurück. Auch bei der deutschen Variante hat das etwas Fantastisches. Erklärungen, wie das Ganze funktionieren soll, gibt es nicht. Es geht da mehr um die Idee als eine tatsächliche Wissenschaftlichkeit. Nicht die Erfindung steht im Mittelpunkt, sondern was diese für die Menschen bedeutet.

Zwischen Unterhaltung und Nachdenklichkeit

Regisseur und Co-Autor Boris Kunz (Drei Stunden) wagt da den Spagat zwischen Unterhaltung und Nachdenklichkeit. Beispielsweise provoziert sein Film Diskussionen darüber, ob ein solcher Tausch moralisch richtig ist, selbst wenn beide Seiten damit einverstanden sind. Es geht um gesellschaftliche Aspekte wie die Schere zwischen Arm und Reich, zumal auch das Aussaugen von Lebenszeit als Metapher für einen menschenfeindlichen Kapitalismus stehen kann. Aber auch die Frage: Kann ein Menschenleben wertvoller sein als ein anderes? Beispielsweise gibt es im Film mehrere Nobelpreisträger, deren Leben verlängert wurden und die auf diese Weise noch mehr für die Welt tun können – nur eben auf Kosten Einzelner. In Paradise geht es also auch um den Gegensatz von Individuum und Kollektiv.

Das mag sich jetzt ziemlich verkopft anhören. Tatsächlich sind diese Diskussionen – sowohl die expliziten wie die impliziten – aber nur ein Teil des Science-Fiction-Thrillers, der auf dem Filmfest München 2023 Premiere feierte. So geht es zwischendurch ordentlich zur Sache, wenn das Paar in seiner Verzweiflung ein hohes Risiko eingeht und diverse Grenzen überschreitet. Man sollte von den Actionszenen nicht zu viel erwarten, dafür hat das Budget nicht gereicht. Ein paar brisantere Momente sind aber dabei. Dazu gibt es stimmungsvolle Settings in dieser unterkühlten Zukunftsvision. Durch die diversen Implikationen und Themen hat man das Gefühl, dass da vieles nicht auserzählt ist, manches ist auch etwas sprunghaft. Aber dem offeneren Ende von Paradise nach zu schließen, hat man sich bereits Gedanken zu weiteren Filmen gemacht.

Credits

OT: „Paradise“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Boris Kunz
Drehbuch: Peter Kocyla, Boris Kunz, Simon Amberger
Musik: David Reichelt feat. Panic Girl
Kamera: Christian Stangassinger
Besetzung: Kostja Ullmann, Corinna Kirchhoff, Marlene Tanczik, Iris Berben, Lisa-Marie Koroll

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr zum Film erfahren? Wir haben uns bei der Premiere mit Regisseur Boris Kunz getroffen. Im Interview zu Paradise sprechen wir über die Entwicklung des Films, moralische Fragen und aktuelle Bezüge.

Boris Kunz [Interview]

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Ihr seid mit Paradise schon durch und braucht Nachschub? Dann haben wir vielleicht etwas für euch. In unserem Netflix-Themenbereich sind hunderte Original-Produktionen gelistet, unterteilt nach Spielfilm, Serie, Doku und Comedy. Unten findet ihr alle Netflix-Titel, die wir auf unserer Seite besprochen haben.

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Paradise
fazit
„Paradise“ nimmt uns mit in eine Zukunft, in der Menschen Lebenszeit genommen und auf andere übertragen werden kann. Der Science-Fiction-Thriller stößt dabei diverse Themen und Diskussionen an, will gleichzeitig auch reine Unterhaltung sein. Das funktioniert insgesamt, auch wenn nicht alles ausformuliert wurde und das Budget sicher nicht das höchste war.
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