Chokehold Boga Boga Netflix
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Boğa Boğa

Chokehold Boga Boga Netflix
„Boga Boga“ // Deutschland-Start: 21. April 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Yalin Sahin (Kivanc Tatlitug) hat ein großes Talent darin, andere von seinen Visionen und Plänen zu überzeugen – und ihnen dafür ihr Geld zu nehmen. Damit ist er zu Ruhm und Reichtum gekommen, während andere ihr Hab und Gut verloren. Als seine Betrügereien aufflogen, drohte ihm eine lange Haftstrafe. Stattdessen verriet er seine Komplizen, um seinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Nun möchte er ein neues Leben und zieht deshalb mit seiner Frau Beyza (Funda Eryigit) von Istanbul in die kleine Stadt Assos, wo er seine Vergangenheit hinter sich zu lassen hofft. So ganz geht dieser Plan aber nicht auf, zu groß ist die Zahl der Menschen, die er betrogen hat. Menschen, die nun an ihm Rache üben wollen …

Der schwierige Neustart

In den letzten Jahren hat es eine ganze Reihe von Filmen über Menschen gegeben, die sich nach einer Haftstrafe schwer damit tun, wieder ins normale Leben zurückzukehren. Ob nun Palmer, Lorelei oder Home, sie alle erzählten von Männern, die auf die eine oder andere Weise mit der Zeit nach dem Gefängnis hadern. Mal kann es sein, dass sie so lange weg waren, dass ihnen schlicht die Anknüpfungspunkte fehlen. Oft sind auch andere Leute das Problem, weil sie den Protagonisten die Rückkehr erschweren oder gar unmöglich machen, sei es wegen persönlicher Geschichten oder wegen Vorurteilen Straftätern gegenüber. Zumindest anfangs könnte man meinen, dass auch der türkische Netflix-Film Boğa Boğa in diese Richtung geht, wenn erneut ein krimineller Mann von seiner Vergangenheit eingeholt wird.

Dabei war Yalin sogar zu großen Veränderungen bereit, wenn er das große Istanbul gegen das kleine Assos tauscht. Dass er mit diesem Plan scheitert, hängt auch mit dem Umfang dieser Verbrechen zusammen. Wo es bei den Beispielen oben eine überschaubare Zahl von Opfern gab, stellt uns Boğa Boğa einen Mann vor, der unzählige Leute betrogen hat. Leute, die sich das nicht länger gefallen lassen wollen und bereit sind, zum Äußeren zu gehen. Wenn Filme davon handeln, dass jemand um einen Neuanfang kämpfen will, ist das normalerweise im übertragenen Sinn zu verstehen. Hier ist es das ganz wörtlich, da sich doch einige finden, die Yalin nach dem Leben trachten. Der wiederum ist sich nicht dafür zu fein, das Leben anderer auszulöschen. Im Krieg und in der Liebe ist bekanntlich alles erlaubt. Yalin liebt das Geld und sich selbst, ist bereit alles zu tun, um das zu schützen.

Überzogen und unauffällig

Das ist zuweilen ziemlich überzogen, sowohl im Hinblick auf die Geschichte wie auch die Szenen, wenn mal wieder jemand ins Gras beißt. Tatsächlich hätte Boğa Boğa sehr gut als schwarze Komödie funktionieren können und es ist fast schon schade, dass der Film dabei nicht ganz in die Vollen gegangen ist, sondern irgendwo auf halber Strecke stehen geblieben ist. Dafür bleibt sich der Film wenigstens treu. Anders als die ebenfalls türkische Serie Vor wem laufen wir eigentlich davon?, wo die bizarren Ausschläge zu unfreiwilliger Komik führten, baut hier das eine auf dem anderen auf. Man weiß von Anfang an, dass Yalin skrupellos ist und im Zweifel zu jeder Schandtat bereit ist. Insofern ist die Überraschung nicht ganz so groß, wenn er dieses Versprechen auch wirklich einlöst.

Wobei es schon auch Wendungen gibt, die man nicht kommen sieht. Gerade eine im letzten Drittel wird beim Publikum Wirkung erzielen, wenn es wirklich keine Grenzen mehr zu geben scheint. Das ist gleichzeitig auch ziemlich spannend, da man wirklich kaum sagen kann, wie weit das alles noch gehen wird. Das macht Boğa Boğa aber auch zu einem bitteren bis deprimierenden Film, der einem wenig Hoffnung mit auf den Weg gibt. Der türkische Thriller erzählt von einem durch und durch verkommenen Menschen, der eigentlich gar nicht so schlimm wirkt. Wo andere Genrebeiträge gern mit Figuren arbeiten, deren Bösartigkeit auf die Spitze getrieben wird, dass sie zu Karikaturen werden, da ist Yalin eher unauffällig – was ihn umso gefährlicher macht.

Credits

OT: „Boğa Boğa“
IT: „Chokehold“
Land: Türkei
Jahr: 2023
Regie: Onur Saylak
Drehbuch: Hakan Gunday
Musik: Utku SIlliler, Uygur Yigit
Kamera: Feza Çaldiran
Besetzung: Kivanc Tatlitug, Funda Eryigit

Bilder

Trailer

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Boğa Boğa
fazit
„Boğa Boğa“ scheint zunächst eines dieser Dramen zu sein, bei denen ein Mensch nach dem Gefängnis nicht wirklich den Weg zurück ins normale Leben findet. Nur bedeutet das hier, dass diverse Leute ins Gras beißen müssen, wenn die Betrugsopfer Vergeltung wollen und damit ihrerseits Gewalt provozieren. Das hätte auch als schwarze Komödie gut funktioniert, wird hier jedoch zu einem bitteren Thriller, der wenig Hoffnung spendet.
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