Sentinelle Netflix
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Sentinelle (2021)

Inhalt / Kritik

Sentinelle Netflix
„Sentinelle“ // Deutschland-Start: 5. März 2021 (Netflix)

Bei ihren Einsätzen in Syrien hat Klara (Olga Kurylenko) viel gesehen. Zu viel. Und so wird die nach einem schrecklichen Vorfall traumatisierte Soldatin zurück nach Frankreich versetzt, wo sie zur Bewachung wichtiger Orte eingesetzt wird. Doch trotz des Schauplatzwechsels, die Vergangenheit holt sie ein, wieder und wieder. Nur mit Mühe und Not und zahlreichen Medikamenten gelingt es ihr, die Vergangenheit zu unterdrücken. Bis zu jenem Tag, als ihre Schwester Tania (Marilyn Lima) Opfer eines Überfalls wird: Halb tot geprügelt und brutal vergewaltigt landet sie im Krankenhaus, wo die Ärzte und Ärztinnen um ihr Leben kämpfen. Für Klara steht fest, dass sie dem nicht tatenlos zusehen kann. Stattdessen macht sie sich auf die Suche nach dem Täter, um selbst für Gerechtigkeit zu sorgen …

Wenn aus Opfern Jägerinnen werden

Frauen als wehrlose Liebchen, die nur dank männlicher Muskelkraft durchs Leben kommen? Das war einmal. In den letzten Jahren hat es doch eine Reihe von Beispielen gegeben, die zeigen, dass das vermeintlich schwache Geschlecht selbst ganz ordentlich austeilen kann. Oft ist dies jedoch noch mit hässlichen Katalysatoren verbunden, wenn etwa nach Übergriffen die Protagonistinnen sich zur Wehr setzen müssen. Gerade im B-Movie-Bereich wimmelt es vor sogenannten Rape-and-Revenge-Thrillern, in denen aus hübschen Opfern wahre Killermaschinen werden, die nun ihrerseits Jagd auf Peiniger machen. An Titeln wie Ravage – Einer nach dem anderen mangelt es nun wirklich nicht.

Grundsätzlich geht der Netflix-Actionthriller Sentinelle in genau diese Richtung. Erst gibt es eine brutale Vergewaltigung einer Frau, danach werden reihenweise Männer im Rahmen einer Racheaktion von einer Frau abgeschlachtet. Der einzige Unterschied ist, dass es sich hierbei um zwei verschiedene Frauen handelt, genauer eben um Schwestern. Damit einher geht eine leichte Fokusverschiebung. Sind es in solchen Thrillern meist ganz gewöhnliche Frauen, die in der Not übermenschliche Kräfte und eine gewisse Lust am Töten entwickeln, da nimmt hier eine Frau die Verfolgung auf, die dank ihrer Kriegserfahrungen eine absolute Kampfmaschine ist. Sprich: Es wird eine B-Movie-Formel mit einer anderen gekreuzt.

Der lange Weg zur Gewalt

Auffallend ist das schon, tatsächlich interessant eher weniger. Hinzu kommt, dass Regisseur und Co-Autor Julien Leclercq (Erde und Blut, Im Auge des Wolfes) schon recht lange braucht, bis er dann mal auf den Punkt kommt. Knapp die Hälfte des Films ist vorbei, bis die Tat ansteht und damit die Racheaktion. Der Grund: Erst einmal soll Klara als Figur eingeführt werden mit einem besonderen Schwerpunkt auf ihrer traumatischen Störung, welche sie bis nach Frankreich verfolgt. Normalerweise sind solche Versuche einer stärkeren Vertiefung der Charaktere ganz löblich, vor allem in einem Genre, das sich selten darum schert. Tatsächlich geglückt ist der Versuch bei Sentinelle aber nicht.

Das erste Problem ist, dass der Aufbau dieser Persönlichkeit so klischeebeladen ist, dass man ihn auch gleich ganz weglassen kann. Wenn man einer Figur schon eine Geschichte mit auf den Weg gibt, dann sollte die auch wenigstens interessant sein. Schlimmer noch aber ist das zweite Problem: Der Film macht so gar nichts aus dieser Vorarbeit. In der zweiten Hälfte wird Sentinelle zu einem ganz gewöhnlichen Actionthriller, der so sehr damit beschäftigt ist, die Feinde auszuschalten, dass es schon völlig egal ist, was davor vorgefallen ist. Während die Vergewaltigung der Schwester zumindest noch eine nachvollziehbare Motivation für die Tat ist, wird das vorher so lange und ausführlich besprochene Trauma völlig ignoriert. Das ist dann am Ende ebenso umständlich wie die titelgebende Anti-Terror-Thematik, die lieblos drüber gestülpt wurde.

Sehenswerte Action

Die Actionszenen an sich können sich dabei schon sehen lassen. Olga Kurylenko hat in den letzten Jahren mit Titeln wie 15 Minutes of War und Momentum ein Talent für solche kämpferischen Werke bewiesen. Fans der zuletzt im eher preisgünstigen Genresegment aktiven Wahlfranzösin kommen zumindest auf ihre Kosten, wenn sie mal mit Waffengewalt, mal auch unter Einsatz ihres eigenen Körpers einen nach dem anderen erledigt. Da ihr Gegenspieler schön widerlich von Michel Nabokoff gespielt wird, ist der persönliche Rachefeldzug zudem mit kleineren Guilty-Pleasure-Momenten verbunden. Wem es nur darauf ankommt, der schaut bei dem schnörkellosen, mit 80 Minuten angenehm kurzen Film rein, zumal es ein paar schöne Kulissen gibt. Länger in Erinnerung bleibt einem Sentinelle aber sicherlich nicht.

Credits

OT: „Sentinelle“
Land: Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Julien Leclercq
Drehbuch: Julien Leclercq, Matthieu Serveau
Kamera: Brecht Goyvaerts
Besetzung: Olga Kurylenko, Marilyn Lima, Michel Nabokoff, Andrey Gorlenko

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Sentinelle (2021)
fazit
In „Sentinelle“ schwört eine vom Krieg traumatisierte Soldatin Rache für die Vergewaltigung ihrer Schwester. Der Actionthriller verbindet dabei verschiedene B-Movie-Elemente, ohne tatsächlich aus dieser Kombination etwas Interessantes herauszuholen. Dem etwas umständlichen und zugleich banalen Inhalt stehen aber ansehnliche Kämpfe gegenüber, wenn die Heldin reihenweise Männer kaltmacht.
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