Le Jeu Nichts zu verbergen Nothing to Hide Netflix
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Le Jeu – Nichts zu verbergen

Le Jeu Nichts zu verbergen Nothing to Hide Netflix
„Le Jeu – Nichts zu verbergen“ // Deutschland-Start: 16. November 2018 (Netflix)

Der Anlass war eigentlich recht schön gewesen. Am Abend der Mondfinsternis kommen sieben Freunde (Bérénice Bejo, Vincent Elbaz, Suzanne Clément, Roschdy Zem, Doria Tillier, Grégory Gadebois, Stéphane De Groodt) zusammen, um ein gemeinsames Dinner zu genießen. Der Anfang ist ein wenig holprig, gerade die Speisekarte gibt Anlass zu Diskussionen. Wirklich kompliziert wird es jedoch erst, als sie sich aus einer Laune heraus darauf einigen, dass jeder sein Handy offen auf den Tisch legt. Jede Nachricht, die dort ankommt, jeder Anruf, jede E-Mail, soll für den Rest des Abends laut vorgelesen werden – so sieht es die Spielregel vor. Schließlich hätte ja keiner etwas zu verbergen. Aber schon bald müssen sie sich eingestehen, dass das keine gute Idee war, wenn nach und nach immer mehr Geheimnisse ans Tageslicht kommen.

Ob nun Proteste gegen groß angelegte Datenspeicherung durch den Staat oder der Skandal um von Facebook weitergegebene Informationen, immer wieder kommt das Thema Persönlichkeitsrechte im Internet auf den Tisch. Während die einen vehement um den Datenschutz kämpfen, sehen andere das eher gelassen. Ist doch egal, wenn andere meine Daten haben, hab ja schließlich nichts zu verbergen – so lautet ein gern genutzter Einwand. Da war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch Filmemacher dieses Spannungsfeld für sich entdecken und aufzeigen, was das bedeutet, wenn andere alles über dich erfahren.

Ein globales Konzept
Die Idee hinter Le Jeu – Nichts zu verbergen ist dabei nicht ganz neu. Nicht nur, dass es sich um ein Remake der italienischen Komödie Perfetti sconosciuti aus dem Jahr 2016 handelt, die danach unter anderem von den Spaniern, Türken und Südkoreanern adaptiert wurde. Inzwischen gibt es 18 Filme, die auf diesem Szenario beruhen, darunter die starbesetzte deutsche Variante Das perfekte Geheimnis mit Elyas M’Barek, Florian Davitz Fitz, Jella Haase, Karoline Herfurth und anderen Publikumslieblingen. Aber auch aus einem anderen Grund kommt einem das hier bekannt vor: Die Geschichte um Freunde, die durch ein Spiel gezwungen werden, ihre Geheimnisse preiszugeben, erinnert natürlich auch an das Partyspiel Wahrheit oder Pflicht. Nur dass es hier eben keine Möglichkeit gibt, sich durch mehr oder weniger banale Mutproben aus der Affäre zu ziehen. Hat das Spiel erst einmal angefangen, gibt es keinen Ausweg mehr.

Als Szenario hat das zweifelsfrei eine Menge Potenzial. Denn auch wenn wir gerne das Gegenteil behaupten, so gibt es doch bei den meisten irgendetwas, von dem man nur ungern hätte, dass andere davon erfahren. Das Ergebnis bei dem Netflix-Film ist jedoch weniger spannend als erhofft, weniger bissig auch. Da es bei Le Leu ausschließlich um Nachrichten geht, die andere den Protagonisten geschrieben haben, werden die Möglichkeiten von vornherein eingeschränkt. Die Folge: Bei den Geheimnissen handelt es sich fast ausschließlich um solche zwischenmenschlicher Natur. Und das bedeutet im Klartext, dass es um Sex geht, um Seitensprünge, um verheimlichte Liebschaften.

Ach ja, den kenn ich schon
So etwas zieht natürlich immer. Gleichzeitig ist es aber schade, wie wenig kreativ die Ausgangslage genutzt wurde. Wenn große Überraschungen und Enthüllungen nicht wirklich welche sind, dann verfehlt ein Film, der eben solche zu seinem Mittelpunkt erklärt, sein Ziel. Es ist noch nicht einmal so, dass die Komödie übermäßig komisch wäre. Denn auch bei den Gags hält sich Regisseur und Drehbuchautor Fred Cavayé (Nichts zu verschenken) zu stark an Bewährtes. Die Witze sind nicht sehr zahlreich, wiederholen sich des Öfteren auch noch. Teilweise werden diese inhaltlichen Versäumnisse durch das prominente Ensemble wieder ausgeglichen. Und eine nette Entlarvung von alltäglicher Schummelei ist Le Jeu – Nichts zu verbergen ja auch. Mehr Mut und Abwechslung hätten dem Film aber gut getan, selbst die obligatorischen ernsteren Momente bleiben zu sehr an der Oberfläche.



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Stell dir vor, deine Freunde erfahren von jeder Nachricht, E-Mail und jedem Anruf, den du entgegennimmst. Was als harmloses Partyspiel beginnt, wird so schnell zu einer Aufarbeitung dunkler Geheimnisse. Leider sind diese aber relativ langweilig, auch die Gags sind nicht so komisch und bissig, wie sie in der Situation sein sollten. Eine nette Komödie ist „Le Jeu“ aber schon, gerade auch wegen der prominenten Besetzung.
6
von 10