A Jazzmans Blues Netflix
© Netflix/Jace Downs

A Jazzman’s Blues

A Jazzmans Blues Netflix
„A Jazzman’s Blues“ // Deutschland-Start: 23. September 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

1937, im Süden der USA: Bayou (Joshua Boone) entstammt einer Musikerfamilie, in der sie alle auf die eine oder andere Weise Talent haben. Während sein Vater Buster (E. Roger Mitchell) nie wirklich als Trompetenspieler den Durchbruch schaffte und seine Mutter Hattie Mae (Amirah Vann) als Waschfrau ihr Geld verdient, liegen die Hoffnung der Familie auf Bayous Bruder Willie Earl (Austin Scott). Bayou selbst hat es nicht so mit den Instrumenten, weswegen er einen schweren Stand hat. Seine Begabung als Sänger kommt aufgrund seiner Schüchternheit nicht wirklich zum Tragen. Aber seine Gedanken gelten ohnehin der schönen Leanne (Solea Pfeiffer), die ihm das Lesen beibringt und jede Menge Gefühle in ihm weckt. Diese werden auch erwidert, so sehr, dass Bayou von einer Heirat träumt. Doch die Mutter seiner Angebeteten hat andere Pläne. Erst Jahre später werden sich die beiden wiedersehen, unter völlig unterschiedlichen Umständen …

Tyler Perry sucht das Drama

Die meisten werden Tyler Perry vor allem mit seinen komischen Werken in Verbindung bringen, etwa Nobody’s Fool oder seine Kunstfigur Madea, die er dieses Jahr in A Madea Homecoming aus dem angekündigten Ruhestand zurückholte. Dann und wann versucht sich der erfolgreiche Regisseur und Drehbuchautor aber auch an eher ernsteren Filmen. So drehte er mehrere Thriller, darunter A Fall from Grace, sein erster Film, der dank Netflix zu uns kam. Eben bei diesem Streamingdienst ist nun auch A Jazzman’s Blues erschienen, bei dem er ein Genre in Angriff nimmt, das man nicht unbedingt bei ihm erwarten würde: das Drama. Humor gibt es hier in den gesamten zwei Stunden nicht zu sehen. Und auch die brenzligeren Situationen sind überschaubar, selbst wenn die Rahmenhandlung um einen begangenen Mord, der aufgeklärt werden soll, etwas anderes erwarten lassen.

An Konflikten mangelt es hingegen nicht. Die gibt es beispielsweise in der Familie von Bayou. Daran wird sich im Lauf der zwei Stunden auch nicht viel ändern. Dass der Protagonist später doch noch den Weg zur Musik findet und er in dieser wächst, ist für ihn selbst natürlich schön. Das Publikum bekommt auf diese Weise auch einige musikalische Unterbrechungen spendiert, welche A Jazzman’s Blues aufwerten und Schwung ins Drama bringen. Die Familiensituation wird dadurch aber nicht verbessert. Die Stimmung ist im Gegenteil sogar dadurch umso angespannter, da der Frust bei Bruder Willie Earl wächst, der eigentlich Erfolg haben sollte und nur noch die zweite Geige spielt. Das Glück des Einen ist das Unglück des Anderen.

Ganz klassischer Rassismus

Das Hauptaugenmerk liegt aber natürlich auf der Beziehung zwischen Bayou und Leanne. Im Grunde hatte Perry hier ein großes Melodram vor Augen, wenn er von einer unmöglichen Liebe erzählt. Dieses war ihm selbst eine Herzensangelegenheit: Das Drehbuch zu A Jazzman’s Blues schlummerte viele Jahre in seiner Schublade. Tatsächlich soll es das erste gewesen sein, das er je schrieb – im Jahr 1995. Doch erst sein Ruhm und Einfluss, eingekauft durch die Komödien, ermöglichten es ihm, die Geschichte anzugehen. Dabei ist diese trotz des historischen Settings nicht weniger aktuell als früher. Genauer nimmt er sich des Themas Rassismus an, wenn er von dem Schicksal einer dunkelhäutigen Familie im Süden der USA erzählt. Interessant ist in dem Zusammenhang die Figur der Leanne, deren Haut hell genug ist, um als Weiße durchzugehen, und die deshalb so auch an einen nichtsahnenden Weißen verheiratet werden konnte.

Eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema der Identität findet dabei aber nicht statt, da war Seitenwechsel, der ebenfalls von einer weißen Schwarzen sprach, schon stärker nachdenklich angelegt. A Jazzman’s Blues mag es lieber dramatischer und emotionaler, weniger verkopft. Perrys Zielgruppe waren nie die Intellektuellen, sondern die Masse, die sich in seinen gut gemeinten Filmen wiederfinden durfte. Das gilt dann auch für sein Historiendrama, das auf dem Toronto International Film Festival 2022 Premiere feierte. Dennoch ist der Film besser als viele andere Werke, die der US-Amerikaner im Laufe seiner Karriere gedreht hat. Seine Aussagen zu Rassismus und Ausverkauf sind zusammen mit Ausstattung und Ensemble sehenswert genug, um hier mal einen Blick zu riskieren.

Credits

OT: „A Jazzman’s Blues“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Tyler Perry
Drehbuch: Tyler Perry
Musik: Aaron Zigman
Kamera: Brett Pawlak
Besetzung: Joshua Boone, Amirah Vann, Solea Pfeiffer, Austin Scott, Ryan Eggold

Bilder

Trailer

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A Jazzman’s Blues
fazit
„A Jazzman’s Blues“ begleitet einen jungen Mann und dessen unmögliche Liebe zu einer Frau. Der meist für Komödien bekannte Tyler Perry zeigt in dem Historien- und Rassismusdrama eine andere Seite von sich. Zwar schielt er mit seiner Vorliebe fürs Melodramatische immer noch auf eine größere Zielgruppe, legt dabei aber ein Werk vor, das deutlich sehenswerter ist als seine anderen.
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