Windfall Netflix
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Windfall

Windfall Netflix
„Windfall“ // Deutschland-Start: 18. März 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Eigentlich hatte sich der Mann (Jason Segel) das ganz einfach vorgestellt. Das große Anwesen des Tech-Milliardärs (Jesse Plemons) steht leer, das nächste Haus ist weit entfernt, nennenswerte Schutzmaßnahmen gibt es nicht. Warum also die Gelegenheit nicht nutzen, um dort kurz einzubrechen und ein paar Wertgegenstände mitgehen zu lassen? Zu seinem Entsetzen kommt das designierte Opfer zusammen mit seiner Frau (Lily Collins) aber viel früher zurück, als es ursprünglich angedacht war. Verstecken ist nicht, dafür ist es zu spät, er wird in flagranti erwischt. Nun bleibt nichts anderes übrig, als die beiden irgendwie einzusperren, mitzunehmen, was nur irgendwie geht, und danach die Flucht anzutreten. Doch es kommt anders, zumal der Ausgeraubte ganz eigene Vorstellungen hat, wie das Ganze ablaufen muss …

Drei Leute im falschen Film

Ein Thriller muss richtig düster sein und spannende Actionszenen haben? Nicht unbedingt, zumindest wenn es nach Charlie McDowell geht. Nachdem der Regisseur in den letzten Jahren überwiegend im Serienbereich tätig war, darunter bei den wunderbaren Tales from the Loop und Dispatches From Elsewhere, kehrt er mit dem Netflix-Beitrag Windfall zum ersten Mal seit vielen Jahren zum Spielfilm zurück. Und er hat ganz offensichtlich vor, die üblichen Regeln des Genres außer Kraft zu setzen. Tatsächlich merkt man lange Zeit gar nicht, dass es sich hier überhaupt um einen Thriller handeln soll. Stattdessen sehen wir einem Mann zu, wie er recht gemütlich durch ein riesiges Anwesen streift, makellos und luxuriös, Himmel und Umgebung könnten direkt aus einem Reiseprospekt entnommen worden sein.

Mit dieser Diskrepanz zwischen dem, was man von einem Thriller erwartet, und dem, was der Film tatsächlich bietet, spielt Windfall unentwegt. Das fängt schon damit an, dass die drei Figuren alle so wirken, als seien sie im falschen Film gelandet. Der unbenannte Einbrecher ist eindeutig mit der Situation überfordert, weiß mit dem Auftauchen des Paares nicht mehr, was er tun soll. Unzulängliche bis vertrottelte Verbrecher gibt es natürlich, man sieht sie in Filmen und Serien immer mal wieder. Aber auch die Opfer verhalten sich nicht so, wie sie es sollten. So richtig viel Angst haben sie nicht. Stattdessen wird da zwischendurch schon mal darüber gespottet, dass ihr Räuber so weltfremd ist und keine Ahnung hat, was er da tut. Einer der amüsantesten Szenen ist die „Verhandlung“ zwischen beiden Parteien, wie viel Beute da nun rausspringen soll.

Atmosphärisch, aber ohne Nervenkitzel

Diese Szene dürfte die einen oder anderen an die entsprechende Szene in Austin Powers – Das Schärfste, was Ihre Majestät zu bieten hat erinnern. Im Gegensatz zum Kultfilm, der Agentenfilme à la James Bond persiflieren wollte, handelt es sich bei Windfall jedoch nicht um eine Parodie. Es ist ja nicht einmal eine wirkliche Komödie. Für einen Thriller reicht es aber auch nicht, da es fast nie zu tatsächlich spannenden Szenen kommt. Kämpfe? Fluchtversuche? Verfolgungsjagden? Die gibt es hier kaum. Wenn überhaupt finden diese Kämpfe mental statt: Das Trio lässt sich immer mal wieder auf kleine Psychospielchen ein, auch um eine Hierarchie zu etablieren. Das Ergebnis ist eine sich regelmäßig wandelnde Dynamik, bei der mal der eine die Oberhand hat, mal der andere. Der eine protzt mit seinem Besitz, was den Film schon auch zu einem Klassenkampf macht. Der andere droht mit Gewalt.

Das ist schon ziemlich atmosphärisch, auch wegen der audiovisuellen Umsetzung. Die kunstvollen Aufnahmen der weitläufigen Villa, die überwiegender Schauplatz der Geschichte ist, führen zusammen mit der schon recht dick aufgetragen Musik dazu, dass das hier alles immer ein wenig unwirklich ist. Dass keine der drei Figuren einen Namen hat, selbst die Credits sie nur als „Nobody“, „CEO“ und „Wife“ bezeichnen, verstärken diesen Eindruck noch. Das wird ein Publikum irritieren, enttäuschen, vielleicht auch langweilen, das hier einschaltet, um konkreten Nervenkitzel geboten zu bekommen. Aber auch Leute, die sich richtig viele Gags erhoffen, gehen eher leer aus. Stattdessen ist Windfall irgendwo dazwischen angesiedelt. Das hat seinen Reiz, und sei es nur der Besetzung wegen. Jason Segel (Nie wieder Sex mit der Ex) als unbedarfter Möchtegernräuber und ein ungewohnt verachtungsvoller Jesse Plemons (I’m Thinking of Ending Things) liefern schon einige Argumente, warum man hier zumindest mal reinschauen sollte. Ein wirklicher Höhepunkt ist dieser seltsam unkonkrete Film aber nicht geworden.

Credits

OT: „Windfall“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Charlie McDowell
Drehbuch: Justin Lader, Andrew Kevin Walker
Musik: Danny Bensi, Saunder Jurriaans
Kamera: Isiah Donté Lee
Besetzung: Jason Segel, Lily Collins, Jesse Plemons

Bilder

Trailer

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Fazit
„Windfall“ folgt einem glücklosen Einbrecher, der seine Opfer als Geisel halten muss. Das ist grundsätzlich ein Thriller, aber keiner, der übermäßig spannend ist. Stattdessen gibt es humorvolle Situationen, ohne eine Komödie zu werden. Interessant ist der Film um einen missglückten Einbruch und die anschließende Geiselnahme, ist schön bebildert und mit einem tollen Ensemble. Aber auch auf seltsame Weise unkonkret und unwirklich.
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