Followers Staffel 1 Netflix
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Followers – Staffel 1

Kritik

Followers Staffel 1 Netflix
„Followers“ // Deutschland-Start: 27. Februar 2020 (Netflix)

Limi Nara (Mika Ninagawa) hat es geschafft: Als Fotografin ist sie gefragt, gerade im Bereich der Mode. Sie hat sich aber auch einen Namen gemacht mit den Aufnahmen Tokios, welche die Metropole in ihrem Wandel aufzeigt. Eines Tages läuft sie Natsume (Elaiza Ikeda) über den Weg, die sich mehr schlecht als recht als Schauspielerin durchs Leben schlägt, noch immer nicht so genau weiß, wer sie ist und wer sie sein soll, vor allem als sie danke Limis Aufnahmen auf einmal zur Sensation wird. Aber sie ist nicht die einzige, die ihre Schwierigkeiten hat, ihren Weg durch die Welt zu finden. Da wäre beispielsweise auch Eriko (Mari Natsuki), die damit zu kämpfen hat, ihre Rolle als Mutter mit ihrer Arbeit zu vereinen …

Der Titel nimmt vorweg, worum es gehen soll: In der Netflix-Serie Followers wird darüber nachgedacht, was es bedeutet, in sozialen Medien bewundert zu werden, wie man solche Bewunderer findet, aber auch welche Schattenseiten ein solcher Ruhm haben kann. Aufgezogen wird die Geschichte anhand zweier Frauen, die an einem sehr unterschiedlichen Punkt in ihrem Leben angekommen sind. Die eine schafft es, als Influencerin die Massen zu bewegen, die andere wäre schon froh, wenn man sie überhaupt mal wahrnehmen würde. Doch damit einher geht die Frage: Ist das denn besser, diese Follower zu haben? Worauf kommt es überhaupt im Leben an?

Die großen Fragen unserer Zeit
Mika Ninagawa, welche hier Regie führt, an den Drehbüchern mitschrieb und gleich noch die Hauptrolle übernahm, will sich also der ganz großen Themen annehmen, welche die Menschen unserer Zeit antreibt. Am Puls dieser Zeit sein. Das allein war ihr offensichtlich jedoch zu wenig, vielleicht hatte sie auch gar nicht so wahnsinnig viel zu all dem zu sagen. Also führte sie außer den beiden Frauen noch viele weitere Figuren ein, die sich unter anderem mit einem nicht erfüllten Kinderwunsch herumplagen, mit diversen Beziehungsproblemen, manchmal auch nicht wissen, in welche Richtung sich ihre Karriere bewegen soll.

Nicht weniger als der große Querschnitt durch die Gesellschaft der Jetztzeit soll Followers wohl sein. Doch je mehr Geschichten ein solcher Querschnitt enthält, umso schwammiger wird ein Konzept natürlich. Anstatt das Gefühl einer existenziellen Auseinandersetzung zu vermitteln, neigt die japanische Dramaserie zur Beliebigkeit und zu Allgemeinplätzen. Wenn beispielsweise immer wieder betont wird, dass echte Zuneigung, Liebe oder Freundschaft wichtiger sind als Likes oder reine Online-Statistiken, dann ist das sicher wichtig und richtig. Es verkommt hier jedoch an manchen Stellen zu einem ziemlichen Kitsch, der Tiefgründigkeit nur durch den darüber liegenden Berg Zucker vortäuscht.

Die Kunst der Nicht-Welt
Etwas verwunderlich ist zudem, wie selbstverliebt die Optik hier ausgefallen ist. Das mag einerseits angesichts des Themas der Oberflächlichkeit irgendwie passend sein. Allerdings führen die übertriebenen Farben und der Einsatz von Licht dazu, dass Followers sehr künstlich aussieht. In den besten Momenten hilft das dabei, ein Bild der virtuellen Glamour-Sphäre der sozialen Medien zu zeichnen, in welcher Natürlichkeit nur eine Marketingfacette ist. Oft ist es aber auch irritierend, wie unnatürlich dieser Look ist, zumal sich das mit dem besagten Anspruch beißt, etwas über die Welt und die Menschen zu sagen.

Ein paar schöne Szenen und Einfälle sind schon dabei. Ninagawa verzichtet zudem darauf, das große Melodram aus ihren Geschichten machen zu wollen. Meistens erzählt sie eher leise, ein wenig beiläufig von der Welt und den Menschen, die auf ihr herumirren. Und zumindest teilweise wird sich jeder irgendwo hier wiederfinden, bei dem Versuch, irgendwo zwischen öffentlichem Leben und allgegenwärtigen Erwartungen einen Sinn zu entdecken, sich selbst auch zu fassen. Solide ist das in der Summe schon noch, aber eben nicht genug, um den eigenen Ambitionen und Ansprüchen gerecht zu werden, welche Followers vor sich herträgt.

Credits

OT: „Followers“
Land: Japan
Jahr: 2020
Regie: Mika Ninagawa
Drehbuch: Yuri Kanchiku, Kouta Ooura, Mika Ninagawa
Musik: Cornelius
Kamera: Daisuke Soma
Besetzung: Mika Ninagawa, Elaiza Ikeda, Mari Natsuki, Yuka Itaya, KOM_I, Mika Nakashima, Nobuaki Kaneko

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Eine Fotografin und Influencerin pusht eine bislang wenig erfolgreiche Schauspielerin, die daraufhin nicht mehr weiß, wer sie ist. „Followers“ spricht einige Themen an, die in der heutigen Zeit relevant sind, will am Ende aber zu viel, um die etwas platten Schlussfolgerungen zu rechtfertigen. Und auch der Hang zur Künstlichkeit ist wenig hilfreich.
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von 10