Alma Netflix
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Alma – Staffel 1

Alma Netflix
„Alma“ // Deutschland-Start: 19. August 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Der Schock ist groß bei den Angehörigen, als bei einem verheerenden Busunfall ein Großteil der Schüler und Schülerinnen ums Leben kommt. Alma (Mireia Oriol) hatte Glück, sie konnte dem Schicksal der anderen entkommen. Doch der Preis ist hoch. Nicht nur, dass sie durch den Vorfall verletzt wurde. Sie hat zudem ihr Gedächtnis verloren und kann sich nun an nichts mehr erinnern – womit auch die Hoffnung begraben wird, sie könne etwas zu der Klärung des Unfalls beitragen. Wieder daheim bei ihren Eltern muss sie erkennen, dass ihr alles fremd geworden ist. Sie weiß nichts mit dem Ort anzufangen, ihrer Familie oder sich selbst. Und so begibt sie sich auf eine Spurensuche, die nicht nur das Rätsel rund um das Unglück klären sollen, sondern auch die Frage, wer sie selbst ist …

Der Club der Gedächtnislosen

Diesen Sommer scheint eine Pandemie umzugehen, die den Verlust des eigenen Gedächtnisses zur Folge hat. Zumindest ist es schon sehr auffällig, wie viele Filme und Serien innerhalb kürzester Zeit bei uns herauskommen, bei denen die Hauptfigur oder zumindest eine sehr wichtige Figur am Anfang ohne Erinnerungen zu sich kommt. Ob nun der Horror-Mystery The Dead Center oder das Actionfeuerwerk Carter, die Thrillerserie The Tourist: Duell im Outback oder der Science-Fiction-Überlebenskampf Solitary – Gefangen im All: Die Liste scheint im August 2022 täglich länger zu werden. Neuestes Mitglied im Ich-kann-mich-nicht-erinnern-Club ist die spanische Netflix-Serie Alma, wenn die Titelfigur nur mit viel Glück dem Tod noch einmal von der Schippe springen konnte, unterwegs jedoch die Erinnerungen verloren hat.

Auch wenn das Motiv der Amnesie zuletzt etwas überstrapaziert wurde, der Einstieg macht schon Lust auf mehr. Ein genreaffines Publikum dürfte zudem allein deshalb schon interessiert sein, weil es sich hier um eine Serie handelt, die von Sergio G. Sánchez konzipiert und teilweise inszeniert wurde. Der Spanier hatte schließlich in Das Geheimnis von Marrowbone unter Beweis gestellt, dass er sich auf das Kreieren einer unheimlichen Atmosphäre versteht. Diesem Ruf wird er in Alma erneut gerecht, wenn die Geschichte gleich zu Beginn zahlreiche Fragen provoziert. Die wichtigste dabei ist natürlich die, was es mit dem Busunfall auf sich hat, der so viele junge Leben gefordert hat. Passend zu dem Stochern im gedanklichen Nebel kommt ein realer zum Einsatz, der für Stimmung sorgt. Wobei man das mit der Unterscheidung real oder nicht vielleicht lieber sein lassen sollte. So ganz eindeutig ist das hier oft nicht.

Spurensuche mit Längen

Nachdem der Einstieg gut Laune machte, wird das Vergnügen im Lauf der Zeit doch immer mal wieder getrübt. Zum einen ist, wie so oft bei Netflix-Serien, das Ganze einfach zu sehr in die Länge gezogen. Anstatt sich auf das Haupträtsel zu konzentrieren und die damit verbundene Hintergrundgeschichte, mutiert Alma zwischenzeitlich zu einem mäßig spannenden Jugenddrama. Auch wenn das hier offiziell als Horror deklariert wird, so ganz passt das Label dann doch nicht. Es gibt zwar entsprechende Stellen, wenn sich die Serie mit einer nicht unspannenden Mythologie befasst. Aber es geht dann doch mehr um eine unheimliche Atmosphäre, weniger den Schrecken an sich. Da kann die aufdringliche Musik so viel sie will einen gegenteiligen Eindruck erwecken wollen, die Spannung ist zu oft zu gering. Irgendwann zieht sich die Spurensuche einfach.

Es ist auch nicht so, als wären die konkurrierenden Stränge so wahnsinnig interessant. Den besten Eindruck hinterlässt die Serie noch, wenn es um Themen wie Identität geht, weil das im Kontext von Amnesie immer wieder gut funktioniert. Selbstbehauptung ist nun einmal schwierig, wenn man gar nicht weiß, was dieses „Selbst“ ist. Da kommt es zu plausiblen Überschneidungen mit den Coming-of-Age-Kollegen und -Kolleginnen. An anderen Stellen ist Alma aber eine sehr austauschbare Serie, die selbst nicht genug Persönlichkeit hat, um Eindruck zu hinterlassen. Das ist schade, weil unter dem Ballast des zuweilen schwülstigen Dramas schon einiges war, das es sich herauszuarbeiten gelohnt hätte. Die schauspielerischen Leistungen passen ebenfalls. Mehr als Durchschnitt ist das aber nicht: Sollte man selbst irgendwann einmal Amnesie haben und sich nicht mehr an die Serie erinnern, ein großer Verlust wäre das nicht.

Credits

OT: „Alma“
Land: Spanien
Jahr: 2022
Regie: Kike Maíllo, Sergio G. Sánchez
Drehbuch: Teresa de Rosendo, Paul Pen
Musik: Fernando Velázquez
Besetzung: Mireia Oriol, Álex Villazán, Pol Monen, Javier Morgade, Nil Cardoner, Maria Caballero, Claudia Roset, Milena Smit

Bilder

Trailer

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Alma – Staffel 1
Fazit
„Alma“ beginnt stimmungsvoll, wenn eine junge Frau nach einem verheerenden Busunfall nicht mehr weiß, wer sie ist und was vorgefallen ist. Die Serie ist sich aber zu oft selbst im Weg, wenn zu viele Handlungsstränge das Geschehen unnötig in die Länge ziehen und sie zwischenzeitlich zu einem austauschbaren Jugenddrama mutiert, an das man sich trotz vereinzelt interessanter Aspekte wirklich nicht erinnern muss.
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