Last Hope
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Last Hope
„Last Hope – Teil 1“ // Deutschland-Start: 14. September 2018 (Netflix)

Das hatte sich die Menschheit irgendwie anders vorgestellt. Eigentlich war die neue Technologie, an der sie tüftelte, dazu gedacht, die Welt zu retten. Schließlich stand die vor dem Kollaps nach Jahrhunderten des Raubbaus. Aber das Experiment schlug fehl. Nun ist es die Natur, die das Sagen hat, indem sie mit einer Künstlichen Intelligenz verschmolz und sich rasend schnell weiterentwickelt – die sogenannten BRAI. Was noch übrig ist von der Menschheit arbeitet eifrig daran, mit dieser Entwicklung Schritt zu halten und den ihnen überlegenen Aggressoren Einhalt zu gebieten.

Ein Wiedersehen ohne Freude
Vorfreude ist die größte Freude, heißt es. Manchmal ist sie aber auch die einzige Freude, wie Last Hope beweist. Schon länger schwirrte die Anime-Serie in den Release-Listen von Netflix herum, schließlich war die Serie in Japan bereits im Frühjahr gestartet. Außerdem handelt es sich hierbei um das neue Werk von Shôji Kawamori, dessen Designs so manchen Mecha-Anime beehrten, allen voran Macross. Und auch The Vision of Escaflowne dürfte so manchem Fan japanischer Zeichentrickkunst vertraut sein, ging der Quasi-Klassiker doch ebenfalls auf ihn zurück.

Inzwischen ist er als Executive Producer beim Animationstudio Satelight (Fairy Tail, Heat Guy J) tätig, das hier gemeinsam mit den chinesischen Kollegen von Xiamen Skyloong Media für die Optik zuständig war. Eine künstlerische Zusammenarbeit zwischen den beiden fernöstlichen Rivalen ist ja nach wie vor eher eine Seltenheit. Zum Glück, wenn man sich anschaut, was hier daraus geworden ist. Dann und wann dürfen wir hier ein paar nette Hintergründe sehen. Doch die werden gleich wieder von übertriebenen Bloom-Effekten überladen, die manche Animestudios heute mit visueller Raffinesse verwechseln. Dazu gibt es CGI-Monster, die so sehr hervorstechen, als hätten wir es mit einer der berüchtigten Gonzo-Produktionen aus den 2000ern zu tun.

Ist das schon alles?
Ohnehin sind die Gegner eine ziemliche Enttäuschung. Wenn organisches Material mit Technologie verschmilzt, dann lädt das eigentlich dazu ein, der eigenen Kreativität mal so richtig freien Lauf zu lassen. Last Hope weckt mit dem Szenario Hoffnungen auf eine Mischung aus den tierischen Überfällen in Zoo und dem Klassiker Neon Genesis Evangelion. Nur dass das hier so gar nicht funktioniert, der Anime hat weder den trashigen Charme des Ersten noch die nachdenklichen, existenziellen Momente des Letzteren. Das soll nicht heißen, dass man es hier nie versucht hätte. Ständig werfen die Figuren mit (pseudo-)wissenschaftlichem Vokabular um sich, versuchen durch Hinweise auf die Büchse der Pandora und das Paradox von Schrödingers Katze sehr viel intelligenter zu wirken, als sie letztendlich sind.

Genauer ist Last Hope sogar eine ziemlich dämliche und inhaltsleere Serie, die einfach nur zusammenwirft, was sie in anderen, besseren Animes gesehen hat. Die Figuren sind langweilig, zeichnen sich allenfalls durch übertriebene Haarsträhnen aus. Es gibt überflüssigen bis dreisten Fanservice, wenn ein Angriff der Killertiere dazu genutzt wird, um Schweiß auf den mächtigen Vorbau der Prinzessin tropfen zu lassen. Vieles, das hier geschieht, ergibt auch nicht wirklich Sinn, wird kaum erklärt, will einfach nur cool sein. Wer technologische Actionschlachten made in Japan mag, der kann natürlich mal reinschauen. Und vielleicht findet der Anime ja im noch nicht terminierten zweiten Teil eine Geschichte, die es zu erzählen wert ist. Große Hoffnungen machen diese 13 Folgen jedoch nicht, dass Besserung in Sicht ist.



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Die Geschichte um Tier-Technik-Hybriden, die über die Menschheit herfallen, hat eigentlich Potenzial. Genutzt wird das in „Last Hope“ aber kaum: Der Anime besteht aus zusammengeklauten Szenen, langweiligen Figuren und überflüssigem Fanservice, überzeugt nicht einmal optisch wirklich.
4
von 10