8 Rue de lhumanite Netflix
© Netflix/Kris Dewitte

8 Rue de l’Humanité

Inhalt / Kritik

8 Rue de lhumanite Netflix
„8 Rue de l’Humanité“ // Deutschland-Start: 20. Oktober 2021 (Netflix)

In der Rue de l’Humanite 8, ein Apartmenthaus in Paris, liegen die Nerven blank. Schon seit einer Weile befindet sich die Stadt im Lockdown, niemand darf mehr die Wohnungen verlassen, was bei den diversen Familien die unterschiedlichsten Reaktionen provoziert. So sieht der Hypochonder Martin (Dany Boon) in allem und jedem eine Gefahr, womit er nicht nur seine Frau Claire (Laurence Arné) in den Wahnsinn treibt. Auch bei Samuel (Tom Leeb) und Agathe (Alison Wheeler) kommt es immer mal wieder zu Reibereien. Während er mit seinen Fitnessvideos Geld und Ruhm sucht, hat sie ihre Leidenschaft fürs Singen entdeckt. Bei Tony (Francois Damiens) steht die Beziehung sogar ganz vor dem Aus, seine Frau ist kürzlich ausgezogen, weil sie es in seiner Nähe nicht mehr aushielt. Diego (Jorge Calvo) vermisst seine Frau ebenfalls, denn die ist aufgrund ihrer Corona-Infizierung im Krankenhaus. Jean-Paul (Yvan Attal) will dem nicht tatenlos zusehen und forscht deshalb an einem Impfstoff. Leïla (Nawell Madani) arbeitet selbst im Krankenhaus und meidet daher den Kontakt zu den übrigen. Und dann wäre da noch Louise (Liliane Rovère), die sehnsüchtig darauf wartet, endlich ihre Kneipe wieder aufmachen zu dürfen …

Corona überall

Die Corona-Pandemie beeinflusste die Filmbranche bekanntlich sehr stark: Kinos wurden geschlossen, Filme verschoben, Produktionen mussten unterbrochen oder zumindest stark angepasst werden. Inzwischen hat die Ausnahmesituation aber auch Auswirkungen auf den Inhalt von Filmen oder Serien. Schlafschafe handelte von einem Paar, das an der Krise und Verschwörungstheorien zu zerbrechen droht. Serien wie Mythic Quest oder On the Verge widmen dem Thema zumindest einzelne Folgen. Nun steht mit dem Netflix-Film 8 Rue de l’Humanité ein weiteres Werk an, das nicht nur während dieser Zeit spielt. Sie selbst wird zum Mittelpunkt, indem dem Publikum in Erinnerung gerufen wird, was ein Leben in der Pandemie mit den Leuten macht.

Die Grundidee ist dabei gar nicht schlecht. Der Film spielt überwiegend in dem Mehrfamilienhaus und dem daran anschließenden Hof. Die Figuren haben nicht sonderlich viel miteinander gemeinsam, sieht man einmal davon ab, dass sie zufällig im selben Gebäude wohnen. Dadurch gelingt es 8 Rue de l’Humanité, eine Art Querschnitt durch die Gesellschaft anzulegen und auch die unterschiedlichsten Themen anzuschneiden. Denn wie wir alle aus eigenen Erfahrungen wissen: Nur weil Menschen sich in einer sehr ähnlichen Situation befinden, heißt das nicht, dass sie auf eine ähnliche Weise reagieren. Da gibt es die Pragmatiker und die Verzweifelten, die Ängstlichen und die Rücksichtslosen. Spannend wird es, wenn solche Leute notgedrungen auf engem Raum sind und irgendwie lernen müssen, mit der Situation umzugehen.

Eindimensional und überlang

Nur haben Regisseur Dany Boon und seine Co-Autorin Laurence Arné gar nicht so wirklich Lust, über das Thema nachzudenken oder sich lange mit der Figurenzeichnung aufzuhalten. So wird praktisch jede Figur auf einen Punkt reduziert. Boon selbst spielt wie schon in Der Super-Hypochonder jemanden, der in allem und jedem eine Gefahr für seine Gesundheit sieht. Mehr erfährt man über den Mann nicht. Jede Szene besteht daraus, dass er sich vor irgendwas fürchtet oder übertrieben verhält, um sich ja nicht anzustecken. Und nach eben diesem Prinzip funktioniert hier alles. Man hat praktisch an keiner Stelle das Gefühl, dass die überzogenen Charaktere reale Menschen sind, weshalb man sich trotz alltäglicher Erfahrungen in 8 Rue de l’Humanité kaum wiederfindet.

Wenn diese Witze wenigstens gut wären. Aber Boon und Arné, die auch im wahren Leben miteinander liiert sind, ist da einfach nichts eingefallen. Selbst wer den recht einfachen, wenn nicht gar plumpen Humor mag, den der Franzose auch schon in seinen früheren Filmen demonstriert hat, darf sich an der Eintönigkeit dieser Witze stören. Zumal 8 Rue de l’Humanité mit einer Laufzeit von über zwei Stunden für eine Komödie schon exzessiv ist. Verpasste Chancen, Eintönigkeit und Überlänge? Keine gute Kombination. Und dann wäre da noch das Ende. Sicher darf man von diesem gerührt sein als Demonstration von Menschlichkeit im Angesicht des Leids. Der Film macht aber im Vorfeld zu wenig, um das sich das wirklich zu verdienen, sondern beschränkt sich auf billige Manipulation. So wichtig und aktuell es wäre und ist, sich mit dem menschlichen Faktor der Corona-Maßnahmen auseinanderzusetzen: Das hier war nichts.

Credits

OT: „8 Rue de l’Humanité“
IT: „Stuck Together“
Land: Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Dany Boon
Drehbuch: Dany Boon, Laurence Arné
Kamera: Glynn Speeckaert
Besetzung: Dany Boon, Francois Damiens, Laurence Arné, Yvan Attal, Jorge Calvo, Alison Wheeler, Tom Leeb, Liliane Rovère, Nawell Madani

Bilder

Trailer

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8 Rue de l’Humanité
fazit
„8 Rue de l’Humanité“ spielt in einem Mehrapartmenthaus in Paris während des Lockdowns. Die Idee, eine solche Schicksalsgemeinschaft zu nehmen, um die Unterschiedlichkeit und Gemeinsamkeiten dieser Zeit zu verdeutlichen, ist gar nicht schlecht. Der Film selbst ist jedoch ziemlich danebengegangen: Die Figuren sind eindimensional, die Witze plump und ohne Abwechslung, die Laufzeit zu lang und das Ende unverschämt manipulativ.
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von 10