Dancing Queens Netflix
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Dancing Queens

Inhalt / Kritik

Dancing Queens Netflix
„Dancing Queens“ // Deutschland-Start: 3. Juni 2021 (Netflix)

Dylan Pettersson (Molly Nutley) träumt davon, als Tänzerin so richtig groß rauszukommen. Doch dieser Traum platzt, noch bevor er richtig begonnen hat, als Dylan zu spät bei einem Vortanzen auftaucht. Da sie keinen wirklichen Plan B hat, lässt sie sich dazu überreden, als Putzkraft in einem Club zu arbeiten, in dem ausschließlich Dragqueens auftreten. Doch dann lernt sie Victor (Fredrik Quinones) kennen, der selbst Tänzer ist und die Choreografien für den Club festlegt. Bei einer gemeinsamen Übung stellt er auf Anhieb das große Talent von Dylan fest. Die Sache hat nur einen Haken: Sie ist eine echte Frau. Doch wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Und so gibt sie sich einfach als Mann aus, der als Dragqueen auftreten möchte …

Eine Frau ist ein Mann ist eine Frau

Bei einer schwedischen Komödie, die den Titel Dancing Queens trägt, lag eigentlich der Verdacht nahe, sie könnte etwas mit ABBA zu tun haben, benannt nach dem Evergreen der Nationalheiligen. Lieder aus dem musikalischen Umfeld kommen zwar durchaus vor, darunter das obligatorische I Will Survive – was von den Anwesenden spöttisch kommentiert wird. Von den Poptitanen selbst ist jedoch nichts zu sehen oder zu hören. Stattdessen stehen in dem Netflix-Film eine Gruppe von Männern im Mittelpunkt, die sich regelmäßig in Frauenklamotten werfen und auf der Bühne auftreten. Tanzende Dragqueens, die zu der Musik anderer so tun, als würden sie singen. Und eine Frau, die irgendwie in das Ganze hineingerutscht ist.

Diese Idee ist dann auch das beste Element des Films. Dass sich manche Männer gern als Frauen verkleiden und so auftreten, das ist bekannt. Eine Frau aber, die sich als Mann verkleidet, der sich als Frau verkleidet, das ist so verschwurbelt, dass man doch neugierig ist, was aus der ganzen Geschichte wird. Leider nicht so viel, wie sich nach einiger Zeit herausstellt. Regisseurin und Co-Autorin Helena Bergström (Eine schöne Bescherung) macht aus dem doppelten Versteckspiel nicht sehr viel. Anstatt sich mit dem Thema Identität, speziell der Geschlechteridentität auseinanderzusetzen, gibt es in Dancing Queens nur den Standardablauf, dass der Protagonist bzw. die Protagonistin mit der Lüge Erfolg hat, bis diese irgendwann auffliegt.

Mit Witzen gespart

Immerhin: Bergström verkneift sich die peinlichen Witze, die man sonst oft in einer Verkleidungskomödie findet. Genauer spart sie allgemein auffällig mit Witzen. Am ehesten gehen wohl noch die abschätzigen Kommentare als solche durch, welche die Figuren füreinander übrig haben. Man kennt sich, teils wohl schon recht lange, weshalb die Hemmungen eher gering sind, sich gegenseitig über den Mund zu fahren. Zumal man auch in einer Krise steckt. Da schlüpft einem schon mal in der Eile des Gefechts ein Wort heraus. Manchmal auch mehrere. So richtig viel Zeit investiert Dancing Queens jedoch nicht in das Schicksal des Clubs oder die Menschen, die dort arbeiten. Das wird vielmehr alles schnell und ein bisschen lieblos abgehandelt.

Deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommt da natürlich Dylan. Dabei geht es in dem Film nicht nur um die Frage, ob sie es als Tänzerin schaffen wird – was ohnehin außer Frage steht. Vielmehr wechselt Dancing Queens immer wieder den Fokus zur Familiengeschichte, wenn die Protagonistin und die anderen unter dem Tod der Mutter leiden. Das Tanzen bedeutet für sie daher nicht allein eine körperliche Bewegung. Vielmehr bietet es ihr die Gelegenheit, das Vergangene zu verarbeiten und zu sich zu finden. So richtig viel in die Tiefe geht das hier aber auch an der Stelle nicht. Vielleicht wollte Bergström dem Publikum nicht mehr zumuten und belässt es deshalb bei einer seichten Emotionalisierung. Vielleicht wusste sie aber auch einfach nicht, wie sie das anstellen soll.

Nicht mehr als nett

Das führt dann alles dazu, dass Dancing Queens nie wirklich mehr als nett wird. Selbst die sehr bunten Kostüme, welche die Männer und Frauen auf der Bühne tragen, können nicht darüber hinwegtäuschen, wie farblos der Film als solcher ist. Nicht einmal die Tanzeinlagen bringen tatsächlich Schwung rein, dafür sind sie auch zu selten. Wer speziell hierfür einzuschalten gedenkt, kann sich das Vorhaben also sparen. Das ist schon sehr schade, eine regelrechte Verschwendung. Das Thema selbst hätte da mehr hergegeben. Immerhin wird dafür aber darauf verzichtet, die Selbstfindung von Dylan an eine amouröse Annäherung zu koppeln. Wenn sie mit der Zeit zu sich findet, dann nicht, weil ein Mann ihr eine Perspektive als Partnerin eröffnet. Das darf sie schon ganz allein, ob nun in Männer- oder Frauenkleidung.

Credits

OT: „Dancing Queens“
Land: Schweden
Jahr: 2021
Regie: Helena Bergström
Drehbuch: Helena Bergström, Denize Karabuda
Musik: Gaute Storaas
Kamera: Peter Mokrosinski
Besetzung: Molly Nutley, Fredrik Quinones, Marie Göranzon, Mattias Nordkvist, Claes Malmberg, Christopher Wollter

Bilder

Trailer

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In „Dancing Queens“ träumt eine junge Frau vom Tanzen. Doch erst, als sie sich als Mann ausgibt, der als Dragqueen auftritt, kommt ihre Geschichte in Fahrt. Das Szenario selbst ist ungewöhnlich. Der Film macht aber zu wenig draus, auch beim Humor und den Tanzeinlagen wäre mehr drin gewesen.
5
von 10