Country Comfort Netflix
© Beth Dubber/Ali Goldstein/Netflix

Country Comfort – Staffel 1

Inhalt / Kritik

Country Comfort Netflix
„Country Comfort“ // Deutschland-Start: 19. März 2021 (Netflix)

Eigentlich wollte Bailey (Katharine McPhee) nur noch weg, zu groß war der Schmerz, von ihrem Freund Boone (Eric Balfour) aus der Band geworfen zu sein. Doch ein Unglück kommt selten allein. Als ihr Wagen eine Panne hat, sucht sie Hilfe bei einer nahegelegenen Farm. Wie es der Zufall so will, sucht der dort lebende Witwer Beau (Eddie Cibrian) eine Nanny für seine fünf Kinder (Ricardo Hurtado, Jamie Martin Mann, Griffin McIntyre, Shiloh Verrico, Pyper Braun). Zwar versucht Bailey dieses Missverständnis noch zu klären, aber ehe sie es sich versieht, wird sie von der Familie bei sich aufgenommen. Sehr zum Ärger von Summer (Janet Varney), der Freundin von Beau. Denn die kann es gar nicht leiden, wenn da auf einmal eine andere attraktive Frau ständig ein und ausgeht …

Ein bekanntes Szenario neu aufgewärmt

Ein attraktiver Witwer in mittleren Jahren sucht ein Kindermädchen und engagiert eine von ihrem Freund im Stich gelassene Frau, die mehr oder weniger zufällig an der Haustür klingelt und eigentlich überhaupt keine Qualifikationen für diesen Job mitbringt. Daneben gibt es eine blonde Rivalin, die Gefühle für den Witwer hat und alles dafür tut, um die Fremde wieder loszuwerden. Bei dieser Beschreibung ist es nahezu unmöglich, nicht an Die Nanny zu denken. Auf 146 Episoden brachte es die Sitcom seinerzeit. Seit den 1990ern läuft die Serie trotz eines eher schwierigen Startes weltweit in Dauerschleife. Dass es die Netflix-Serie Country Comfort dank eines sehr ähnlichen Szenarios auf ähnliche Zahlen bringt, das darf jedoch bezweifelt werden. Aus mehreren Gründen.

Einer davon ist bereits im Titel verborgen. So spielt Country Musik in der Serie eine sehr große Rolle. Nicht nur, dass die Hauptfigur eigentlich Sängerin ist, auch innerhalb der Familie wird viel musiziert. Tatsächlich gibt es in Country Comfort fast niemanden, der nicht irgendwann anfängt zu singen oder sich ein Instrument schnappt. Dazu gibt es einen Gastauftritt von LeAnn Rimes, Verweise auf andere Größen dieser Musikrichtung, die zehn Folgen der Staffeln sind jeweils nach Liedern benannt. Die von Caryn Lucas entwickelte Serie macht also keinen Hehl daraus, wer hier angesprochen werden soll. Immerhin: Talent hat das Ensemble. Eine Vorliebe für diese Art Musik vorausgesetzt bekommt man hier schon einiges geboten.

Witze aus der Konserve

Für ein internationales Publikum ist das jedoch weniger interessant. Denn auch wenn es weltweit natürlich schon Country-Fans gibt, das hier ist schon ziemlich auf die USA zugeschnitten. Gleiches gilt für Hauptdarstellerin Katharine McPhee (Scorpion), die 2007 als Zweitplatzierte bei American Idol einen erfolgreichen Karrierestart hinlegte, seither aber eher in Vergessenheit geraten ist. In Europa dürfte sie ohnehin kaum jemand kennen. Natürlich ist Ruhm nicht mit Talent gleichzusetzen. Dass hier größtenteils unbekannte Schauspieler und Schauspielerinnen auftreten, ist nicht zwangsläufig ein Problem, solange der Inhalt stimmt.

Doch eben daran hapert es hier. Es ist nicht allein das besagte abgekupferte Szenario, das einem trotz des Country-Remixes sehr bekannt vorkommt. Auch die Witze wurden schamlos und ohne größere Inspiration zusammengeklaut. An Versuchen mangelt es in Country Comfort nicht, das Publikum zum Lachen zu bringen. Nur sind diese Versuche eben nicht erfolgreich. Hin und wieder mal ist ein verlegenes Lächeln drin. Zu mehr reicht es aber nicht. Daran ändert auch die penetrante Lachkonserve nicht, die unentwegt eingespielt wird und damit impliziert, dass da gerade etwas Lustiges gesagt wurde. Stattdessen wird dadurch aber nur deutlich, wie altbacken das hier alles ist. Wie oft man diese Gags schon gehört hat.

Nur für Country-Fans

Bei der emotionalen Komponente sieht es nicht wirklich besser aus. Wie hier die tote Mutter immer wieder hervorgekramt wird, wenn mal wieder Drama erzeugt werden soll, das ist schon billig. Es fielen dem Drehbuchteam einfach keine überzeugenden Einzelgeschichten und Alltagssituationen ein, weshalb im Zweifelsfall dann doch wiederholt wird. Für eine sitcomtypische Laufzeit von etwa 25 Minuten ist das zu wenig. Nach einem ganz schwachen Start wird es mit der Zeit zwar etwas besser. Tatsächlich gut wird Country Comfort aber nie, dafür sind die Figuren auch einfach nicht interessant genug. Wer die Musik mag, kann es natürlich trotzdem damit versuchen. Ohne eine entsprechende Vorliebe fehlen aber die zwingenden Gründe, warum man hier einschalten und sich für das alles interessieren sollte.

Credits

OT: „Country Comfort“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Kelly Park, David Kendall, Leslie Kolins Small
Drehbuch: Caryn Lucas, Peter Marc Jacobson, Ron Rappaport, Julia Fowler
Idee: Caryn Lucas
Musik: Tim Lauer
Kamera: George Mooradian
Besetzung: Katharine McPhee, Eddie Cibrian, Ricardo Hurtado, Jamie Martin Mann, Griffin McIntyre, Shiloh Verrico, Pyper Braun, Janet Varney, Eric Balfour

Bilder

Trailer

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In „Country Comfort“ landet eine Frau in der Krise zufällig bei einem Witwer, der sie trotz fehlender Qualifikationen als Kindermädchen engagiert. Bei der Serie ist nicht nur das Szenario schamlos geklaut, auch bei der Figurenzeichnung und den Witzen war man hier schon sehr faul. Lediglich die allgegenwärtige Musik macht, eine Vorliebe für Country vorausgesetzt, das erträglich. Der Rest kann diese langweilige Sitcom getrost ignorieren.
4
von 10