Medical Police Netflix
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Medical Police – Staffel 1

Kritik

Medical Police Netflix
„Medical Police – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 10. Januar 2020 (Netflix)

Eigentlich wollten Dr. Lola Spratt (Erinn Hayes) und Dr. Owen Maestro (Rob Huebel) nur ein paar Leben retten, so wie es die beiden US-amerikanischen Ärzte jeden Tag in der Kinderklinik im brasilianischen São Paulo tun. Plötzlich aber geht es um deutlich mehr Leben: Als sie zufällig auf einen gefährlichen Virus aufmerksam werden, der um sich greift, steht für sie schnell fest, dass sie den Leuten irgendwie helfen müssen. Und das nicht nur dort, auf der ganzen Welt werden auf einmal Fälle bekannt. Also tauschen sie ihre Kittel gegen Tarnkleidung, schließlich sollen sie als geheime Regierungsagenten nicht nur die Epidemie aufhalten, sondern auch herausfinden, wer den Virus in die Welt gesetzt hat …

Ein paar Monate werden wir uns noch gedulden müssen, bis sich James Bond, quasi der Übervater der Geheimagenten, wieder zu Wort meldet. Warum also nicht ein bisschen die Zeit nutzen, um sich nach Alternativen umzuschauen? Das dachte man sich wohl auch bei Netflix und brachte deshalb Medical Police heraus. Dort sind es zwar zwei Laien, die sich um das Wohl der Welt kümmern müssen. Dafür ist der Auftrag schön gewichtig: Es geht nicht weniger als um die Rettung der Welt. Vielleicht. So ganz genau weiß man natürlich nicht, wie viele Menschenleben dieser Virus fordern kann. Aber lieber erst einmal vom Schlimmsten ausgehen, das erhöht die Dramatik.

Wo bin ich hinein geraten?
Wobei Dramatik gar nicht mal das Ziel der Serie ist. Vielmehr wollten die vier Schöpfer Rob Corddry, Krister Johnson, Jonathan Stern und David Wain mit Medical Police eine Parodie auf die typischen Agentengeschichten drehen. Dafür griffen sie auf das beliebte Mittel zurück, ein paar Normalsterbliche plötzlich in die Rolle der Spione schlüpfen zu lassen. The Wrong Mans – Falsche Zeit, falscher Ort war so ein Fall, wo ganz gewöhnliche Angestellte mitten in eine Verschwörung geraten und damit völlig überfordert sind. Spratt und Maestro geht es da ganz ähnlich. Warum sollten Ärzte aber auch in der Lage sein mit Waffen umzugehen, selbst wenn sie US-Amerikaner sind?

Medical Police – ein Spin-off der Krankenhaus-Parodie Childrens Hospital – begnügt sich aber nicht allein damit, zwei unfähige Möchtegernagenten in schwierige Situationen stolpern zu lassen. Eigentlich ist in der Serie so ziemlich jeder blöd. Egal ob die beiden nun an Verbrecher geraten, an Angestellte eines Vergnügungsparks, Politiker oder Wissenschaftler, kaum einer wirkt so, als wäre er einem ganz normalen Leben gewappnet. Von einem außergewöhnlichen Leben ganz zu schweigen. Der Kontrast, von dem solche Geschichten oft leben, kommt auf diese Weise natürlich nicht auf. Stattdessen gibt es Non-Stop-Blödelei, da ist man sich für keinen Scherz zu schade, kaum eine Sekunde vergeht, in der nicht irgendwo noch ein Gag untergebracht werden musste.

Viele Gags, wenig Witz
Spannend ist das dann weniger, soll es vermutlich auch gar nicht sein. Leider ist das Ergebnis aber auch nur wenig unterhaltsam. Dabei mühen sich die diversen Autoren und Autorinnen wirklich ab, probieren das ganze Spektrum des Humors einmal aus. Mal wird politische Korrektheit aufs Korn genommen, es gibt Verweise auf reale Persönlichkeiten, andere Szenen rackern sich am Agentengenre ab, vereinzelt versucht man sich an Wortspielen. Und selbst für Pupswitze ist noch Platz. Eine wirkliche Identität erhält Medical Police auf diese Weise nicht. Vielmehr gleicht die Serie einer Sketch Show, deren unzusammenhängenden Gags nur durch das gemeinsame Oberthema zusammengehalten werden.

Das größere Problem ist jedoch weniger, dass es kein eindeutiges Konzept gibt, sondern dass viele der Gags einfach nicht besonders gut sind. Dann und wann wird es mal so gemein oder so absurd, dass es für ein flüchtiges Schmunzeln reicht. Ansonsten besteht die größte Freude aber darin, wenn der Abspann läuft und man weiß, man ist dem Ende ein bisschen näher gekommen. Das erinnert ein bisschen an die Polizei-Comedy Angie Tribeca, schafft aber nicht einmal, deren Durchschnittlichkeit konstant zu halten. Trotz des hohen Tempos und des Witze-Dauerfeuers ist Medical Police ausgesprochen zäh, schon weit vorm Ende der zehn Folgen ist man bedient: Danke, das reicht.

Credits

OT: „Medical Police“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: David Wain, Bill Benz
Drehbuch: Rob Corddry, Krister Johnson, Jonathan Stern, David Wain, Max Silvestri, Jessica Lee Williamson, Craig Rowin, Jess Dweck, Emily Heller
Idee: Rob Corddry, Krister Johnson, Jonathan Stern, David Wain
Musik: Matt Novack
Kamera: Marco Fargnoli
Besetzung: Erinn Hayes, Rob Huebel, Sarayu Blue, Fred Melamed, Eric Nenninger

Bilder

Trailer



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„Medical Police“ nutzt die beliebte Ausgangslage, zwei Normalsterbliche zu Agenten zu machen, von denen die ganze Welt nun abhängt. Auch wenn die Parodie aus allen Rohren schießt, aufregend ist das nicht gerade. Witzig ebenso wenig, da trotz des Dauerfeuers und unterschiedlichster Humorformen die Gags einfach nicht sitzen, die Komödie recht schnell zäh wird.
4
von 10