My Daughter's Killer Der Mörder meiner Tochter Netflix
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Der Mörder meiner Tochter

My Daughter's Killer Der Mörder meiner Tochter Netflix
„Der Mörder meiner Tochter“ // Deutschland-Start: 12. Juli 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Zusätzlich zum französischen Original liegt Der Mörder meiner Tochter unter anderem in deutscher Synchronfassung vor. In dieser sind die Interviews mit deutschen Zeitzeugen, Experten und Leuten, die gerne in eine Kamera sprechen, natürlich unverändert übernommen, während die deutsche Übersetzung von Interviews mit französischen talking heads wieder einmal, wie bei Netflix üblich, einfach über die ursprüngliche Tonspur gelegt wurde. Anders als bei vergleichbaren Dokumentationen mit dieser Handhabe ist das dieses Mal allerdings nicht sonderlich störend, da das Original endlich einmal leiser eingestellt wurde, sodass das Ganze nun ein wenig an die Professionalität der Produktionen des deutsch-französischen Senders Arte erinnert. Leider trifft das nicht auf alle Aspekte zu. Die Dokumentation selbst ist zwar generell kompetent gemacht, weist aber so ziemlich in der Mitte einen ganz merkwürdigen Schnittfehler auf, ausgerechnet auch noch in einem Segment, das sowieso schon etwas komisch aufbereitet ist.

Die eigene Suche nach der Wahrheit

Kommen wir jedoch zunächst zum Inhalt, bevor wir uns in der Detailkritik verlieren. 1982 wird die 14-jährige Französin Kalinka Bamberski tot im Hause ihres deutschen Stiefvaters Dieter Krombach aufgefunden. Die Umstände ihres Todes werfen viele Fragen auf, zumindest für ihren leiblichen Vater André Bamberski (und im Nachhinein für alle Zuschauer von Der Mörder meiner Tochter); für ihn ist klar, dass Krombach sie ermordet hat. Die Beweislage gibt dies allerdings nicht her – auch, weil so einiges an belastendem Material gar nicht weiter untersucht wurde, wie sich noch herausstellen wird. Während André auf eigene Faust recherchiert, wird der Fall juristisch dadurch verkompliziert, dass Kalinka als französische Staatsbürgerin in Deutschland lebte, und die beiden Länder sich nach ihrem Tod rechtlich an einigen Fronten in die Haare kriegen.

Der Mörder meiner Tochter versteht es zu Beginn gut, André als trauernden Vater zu portraitieren, der mit dem Tod seiner Tochter verständlicherweise nicht zurechtkommt und sich daher womöglich etwas zurechtfantasiert. Dieter Krombach ist ein angesehener Arzt, der seine Unschuld beteuert und über den seine Patienten nur Gutes zu berichten haben – so scheint es zumindest. Sobald sich die Dokumentation nämlich mehr mit ihm beschäftigt, kommen einige verstörende Details ans Tagelicht, welche ihn natürlich nicht automatisch zwingend zum Mörder machen, aber zeigen, dass sich immer mehr hinter der schöne Fassade befinden kann als es den Anschein haben mag.

Juristische Grenzüberschreitung

Irgendwann überschreitet Bamberski selbst den Rahmen des Gesetzes und – Achtung Spoiler! – veranlasst die Entführung von Krombach. Nachdem er bereits zu Beginn mit seiner Meinung über den wahren Täter nicht hinter dem Berg hielt und dafür erfolgreich von dem deutschen Arzt wegen Diffamierung verklagt wurde, hatte er 1995 endlich genügend Beweise gesammelt, um Krombach in Frankreich zu 15 Jahren Haft verurteilen zu lassen – in Abwesenheit, da sich Deutschland weigerte, seinen Einwohner auszuliefern. So sah Bamberski 2009 keinen anderen Ausweg mehr, als Krombach auf andere Weise nach Frankreich zu schaffen. Während seine Aktionen vor dem Hintergrund der Trauer eines Vaters, der weiß, dass er wenn auch nicht im Recht ist, so doch Recht hat, und der sich nach Gerechtigkeit sehnt, verständlich sein mögen, billigt Der Mörder meiner Tochter sie glücklicherweise nicht, verzichtet auf die emotionale Dramatisierung.

Der hierzulande auch durch den Spielfilm Der Fall Kalinka – Im Namen meiner Tochter bekannt gewordene Fall war damit immer noch nicht abgeschlossen, aber kommen wir noch einmal auf die bereits angesprochene merkwürdige Stelle zurück. Krombach gab ein einziges Interview fürs Fernsehen; statt dieses aber in sinneinheitlichen Abschnitten zu zeigen, werden nur seine Antworten gezeigt, während die Moderatorin von damals zwischendurch vor der Kamera sitzt und für die Doku erzählt, welche Fragen sie gestellt hat. Das Interview spräche für sich selbst, ihr Kommentar fügt nichts von Wert hinzu, und ihre Auftritte wirken nicht unbedingt so, als säße sie aus selbstlosem Interesse da. Mitten in diesem Interview aber fängt ein anderer Videoclip mit Voiceover an, der jedoch fast sofort wieder vom Interview unterbrochen wird, während das Voiceover leiser wird bis es gar nicht mehr zu hören ist und das Video noch ein wenig länger spielt. Da scheint im Schneideraum etwas ein wenig schiefgegangen zu sein.

Credits

OT: „My Daughter’s Killer“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Antoine Tassin
Musik: West Dylan Thordson
Kamera: Thomas Favel, Patrick Smith
Mitwirkende: André Bamberski

Bilder

Trailer

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Der Mörder meiner Tochter
Fazit
„Der Mörder meiner Tochter“ arbeitet den Fall einer verstorbenen Teenagerin und ihres trauernden Vaters auf, der davon überzeugt ist, dass sie ermordet wurde. Die Dokumentation verzichtet auf Dramatisierung der emotionalen Trauerarbeit und ist mit Ausnahme eines bestimmten Segmentes kompetent gemacht.
Leserwertung161 Bewertungen
5.6