Sovdagari Der Haendler

Sovdagari – Der Händler

„The Trader“, Georgien, 2018
Regie: Tamta Gabrichidze

Sovdagari Der HaendlerEs gibt so viele wunderbare Gerichte, die man aus Kartoffeln herstellen kann. Bratkartoffeln zum Beispiel. Kartoffelpuffer. Püree. Pommes Frites. Aber wer hätte gedacht, dass sich aus ihnen auch Spielzeuge oder Haushaltsgeräte machen lassen? Nein, das ist kein Witz, auch wenn es anfangs kurios klingt. In der Provinz Georgiens, in die uns Sovdagari – Der Händler mitnimmt, werden Erdäpfel als Zahlungsmittel verwendet. Geld hat dort schließlich keiner. Und irgendetwas braucht es nun mal, um die wichtigen Dinge im Leben zu erwerben.

Ein Leben in Armut
Davon mangelt es jedoch an allen Ecken und Enden. Und manchmal selbst an einem menschlichen Umfeld. Einer der erschütterndsten Momente in der Netflix-Doku ist, als eine alte Frau immer wieder darum bettelt, ein einfaches Küchenwerkzeug zu bekommen. Sie habe kein Geld, sie habe auch niemanden mehr auf dieser Welt. Allgemein ist der Ausflug nach Georgien kaum dazu geeignet, die eigene Stimmung zu heben. Die Menschen leben in Armut, die verfallenen Häuser erinnern mit Schrecken daran, dass Europa noch ganz andere Gesichter haben kann als die uns bekannten.

Sehr viel mehr als das liefert der Beitrag vom Sundance Filmfestival 2018 jedoch nicht. Dafür ist er mit 23 Minuten wohl auch zu kurz. Wir folgen einem Handlungsreisenden, bekommen kleine Einblicke in das Leben der ländlichen Bevölkerung Georgiens. Da sind auch schöne Aufnahmen dabei, spielende Kinder zum Beispiel. Die Kamera teilt eine Reihe sehenswerter Schnappschüsse mit uns. Viel zu sagen hat sie dabei jedoch nicht. Sie bleibt auch ein wenig zu sehr auf Distanz, als dass man die Landmenschen wirklich an sich heranlassen würde. Am Ende ist der Armutstourismus vorbei und nichts hat sich geändert – außer dass man die nächsten Kartoffeln vielleicht mit einem anderen Auge sieht.



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„Sovdagari – Der Händler“ folgt einem Handlungsreisenden durch das Hinterland Georgiens. Das beschert uns schöne Einblicke in ein erschreckend armes Leben, hat aufgrund der Kürze aber dennoch nicht allzu viel zu erzählen.