Nicht meine Liga Sul più bello Out of My League Netflix
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Nicht meine Liga

Inhalt / Kritik

Nicht meine Liga Sul più bello Out of My League Netflix
„Nicht meine Liga“ // Deutschland-Start: 18. August 2021 (Netflix)

Seit ihrer Geburt leidet Marta (Ludovica Francesconi) an Mukoviszidose, einer Stoffwechselerkrankung, bei der sich zäher Schleim in den Zellen entwickelt und der über kurz oder lang tödlich endet. Für die junge Frau ist dies jedoch kein Grund, ihr Leben nicht aus vollen Zügen zu genießen, so gut es eben geht. Ganz oben auf der Liste steht dabei die Suche nach der großen Liebe. Während ihre beiden homosexuellen Freunde Frederica (Gaja Masciale) und Jacopo (Jozef Gjura), mit denen sie sich zudem eine Wohnung teilt, versuchen ein Kind zu bekommen, macht sich Marta deshalb auf die Suche nach dem passenden Mann. In einem Club entdeckt sie dann auch Arturo (Guiseppe Maggio), der ihr auf Anhieb zusagt. Da wäre nur ein Problem: Der attraktive Ruderer aus reichem Haus ist so gar nicht ihre Liga …

Das Märchen gleichwertiger Menschen

Dass alle Menschen gleich sind, ist ein schöner Gedanke, an dem gerne mal festgehalten wird. Im Grunde wissen wir aber alle, dass das Quatsch ist. Viele Faktoren entscheiden darüber, wie viel „Wert“ man hat. Das kann das Geld sein, spezielle Fähigkeiten, der Beruf oder auch ob man die richtigen Leute kennt. Und natürlich spielt auch das Aussehen eine wichtige Rolle. Wer attraktiv ist, bringt es fast immer weiter, beruflich wie privat. Dass ein hässlicher und ein schöner Mensch zusammenkommen, ist dann doch oft die Ausnahme. Nicht meine Liga erzählt von einer solchen Ausnahme, wenn wir hier ein hässliches Entlein kennenlernen, welches mit viel persönlichem Einsatz dem heißesten Vogel hinterherläuft, den es finden kann.

Das zumindest will einen der Netflix-Film glauben machen. Hollywood-Produktionen sind ja dafür berüchtigt, alles und jeden aufzuhübschen. Hässliche Menschen sollen zwar als solche klar benannt werden. Sie dürfen aber nicht tatsächlich hässlich sein, aus Angst, das Publikum könnte dabei abschalten. Nicht meine Liga beweist nun: In Italien ist es nicht besser. Die Vehemenz, mit der hier behauptet wird, Ludovica Francesconi sei hässlich, ist mindestens lächerlich, wenn nicht gar ärgerlich. Die Bilder sagen da etwas ganz anderes. Ebenfalls negativ ist, wie hier vergleichbar zu Das Schicksal ist ein mieser Verräter, Drei Schritte zu dir und vielen anderen Titeln der letzten Jahre eine Krankheit instrumentalisiert wird, um Romantik erzeugen zu wollen.

Alles kann, nichts muss

Dabei ist es nicht einmal so, dass die Krankheit oder auch der frühe Tod von Martas Eltern einen nennenswerten Einfluss auf die Geschichte hätten. Ein bisschen Torschlusspanik hier, dort dann der obligatorische dramatische Zwischenfall, nach dem dann endlich mal „richtige“ Gefühle entwickelt werden dürfen. Dennoch wirkt das bei Nicht meine Liga alles ein wenig beliebig. Der Nebenstrang um Frederica und Jacopo, die unbedingt ein Kind haben wollen, aufgrund ihrer jeweiligen Homosexualität in den Möglichkeiten jedoch eingeschränkt sind, läuft sowieso komplett unabhängig vom Liebesabenteuer der schwer kranken jungen Frau. Man hätte diesen auch weglassen können, ohne dass etwas geändert hätte.

Und doch hat Nicht meine Liga auch seine Stärken. Zum einen setzt der Liebesfilm im Gegensatz zu den meisten anderen Kollegen rund um die große Liebe angesichts einer tödlichen Krankheit weniger auf Kitsch als vielmehr Humor. Hier ist alles ein bisschen skurriler und schräger. Und auch recht bunt, ein kleines Pop-up-Märchen voll verschrobener Leute. Da wurde offensichtlich Die fabelhafte Welt der Amélie eingehend studiert. Dessen Qualität hat die italienische Produktion dabei sicherlich nicht. Dann und wann ist der Film aber schon amüsant, etwa wenn Marta auf ungewöhnliche Weise die Waren in einem Supermarkt anpreist.

Eine oberflächliche Stalkerin

Zum anderen ist sie nicht das hilflose Mädchen, das mit großen Augen durch die Welt trippelt, darauf wartend, von einem Prinzen gerettet zu werden. Stattdessen ist sie eine oberflächliche Stalkerin, die sich ihre Partner allein wegen äußerer Kriterien aussucht. Eine der besten Szenen von Nicht meine Liga zeigt, wie Marta Arturo auf dessen Aussehen reduziert – was zu einer für beide unangenehmen Situation führt. Mehr in diese Richtung wäre schön gewesen und auch notwendig, damit der Film tatsächlich eine Aussage trifft, anstatt nur so zu tun. So aber bleibt eine Liebeskomödie, die einzelne gute Ansätze durch Klischees zunichtemacht, im einen Moment sympathisch und dann wieder banal bis blöde ist.

Credits

OT: „Sul più bello“
IT: „Out of My League“
Land: Italien
Jahr: 2020
Regie: Alice Filippi
Drehbuch: Roberto Proia, Michela Straniero
Musik: Marco Cascone
Kamera: Emanuele Pasquet
Besetzung: Ludovica Francesconi, Giuseppe Maggio, Gaja Masciale, Jozef Gjura, Eleonora Gaggero, Franco Ravera

Trailer

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„Nicht meine Liga“ erzählt von einer schwer kranken jungen Frau, die sich nach der großen Liebe sehnt und dafür den heißesten Typen auswählt, den sie finden kann. Das Ergebnis ist ein Film, der auf zynische Weise Krankheit als Romantikfaktor missbraucht und sich lächerlich macht, wenn die Protagonistin als hässlich bezeichnet wird. Auf der anderen Seite ist er durch das skurrile Drumherum manchmal amüsant und scheut sich nicht davor zurück, die Oberflächlichkeit der Liebesheldin anzuprangern.
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