The Man of God
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The Man of God

The Man of God
„The Man of God“ // Deutschland-Start: 16. April 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Samuel (Akah Nnani) wächst in Nigeria als Sohn eines bekannten katholischen Priesters auf, der ihn mit sehr harter Hand erzieht. Als Samuel wieder einmal unter den brutalen Schlägen seines Vaters zu leiden hat, schreit er ihm ins Gesicht, er werde das Haus eines Tages verlassen und nie wieder zurückkehren. Jahre später studiert Samuel an der Universität in Lagos. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich als Sänger und Unterhalter, hat sein Elternhaus aber seit fast drei Jahren nicht mehr besucht und beantwortet auch die Briefe seiner Mutter nicht. Seine Kommilitonin Teju (Osas Ighodaro) versucht ihn dazu zu überreden, sie zu einem Gottesdienst ihrer Kirchengemeinde zu begleiten. Samuel lehnt dies aber aufgrund der schmerzhaften Erinnerungen an seine Kindheit ab. Erst als Teju ihm Joy (Atlanta Bridget Johnson) vorstellt, die ebenfalls ein aktives Mitglied der Gemeinde ist, ist sein Interesse geweckt – wobei dieses mehr Joy gilt als der Religion. Joy und Samuel verbringen viel Zeit miteinander. Sie trennen und finden sich mehrmals wieder, bevor sie sich schließlich aus den Augen verlieren. Samuel heiratet Teju, obwohl er immer noch viel für Joy empfindet. Seine Freundin Rekya (Shola Fapson) bringt ihn auf die Idee, eine eigene Kirchengemeinde zu gründen, weil die Kirche das lukrativste Geschäft von allen sei. Erneut wendet sich Samuel also der Religion zu, aber auch dieses Mal spielen Glaube und Überzeugung dabei keine Rolle.

Der verlorene Sohn in einem verlorenen Film

Aus dieser Inhaltsangabe lässt sich eines der zahlreichen Probleme von The Man of God schon herauslesen: Der Film vereint zu viele unterschiedliche Handlungsstränge in sich, ohne auch nur einen einzigen davon zufriedenstellend zu behandeln. Von Regisseur Bolanle Austen-Peters als lose Adaption des biblischen Gleichnisses vom verlorenen Sohn beschrieben, versucht der Film, Samuel gleich in mehreren Bereichen als unmoralisch und kriminell darzustellen, damit man auch auf jeden Fall versteht, dass er vom Pfad der Tugend abgekommen ist. Dabei macht die Handlung aber zu viele Fässer auf einmal auf, was schließlich zu Langeweile und Verwirrung beim Zuschauer führt. Die verschiedenen Handlungselemente wechseln sich in einem wilden Durcheinander ab, ohne konsequent aufeinander aufzubauen. Hier wurde einfach alles in die Geschichte mit hineingepackt, was man darin haben wollte, ohne darauf zu achten, ob diese Zusammenstellung auch einen narrativen Sinn ergibt.

Bei dem ganzen Hin und Her auf der Handlungsebene übergeht der Film die inneren Konflikte seiner Figuren fast völlig, obwohl es gerade da ja einiges zu erzählen gäbe. Samuel wird in einem streng religiösen Elternhaus groß, wendet sich sowohl von der Familie als auch von der Religion ab, nur um dann als junger Mann gegen seinen Willen wieder zur Kirche hin gedrängt zu werden. Warum er sich auf einmal so stark in der Kirchengemeinde engagiert, nachdem er Joy kennengelernt hat, soll wohl durch seine Verliebtheit allein erklärt werden. Man wundert sich aber trotzdem sehr stark darüber, da der Film einem diese Tatsache eben einfach nur vorsetzt, ohne auf die Widersprüche einzugehen, die Samuel in sich fühlen muss. Es ist eben plötzlich einfach so – und das gilt eigentlich für alle Entwicklungen, die die Handlung und die Charaktere durchmachen. Das führt dazu, dass man dem ganzen Geschehen beim Zuschauen ziemlich gleichgültig gegenübersteht.

Sehnsucht nach dem Ende

Gleichgültigkeit gegenüber dem Geschehen (und damit Langeweile) ist schon schlimm genug, aber bei weitem nicht das einzige Problem von The Man of God. Auch die schauspielerischen Leistungen lassen hier fast durch die Bank weg deutlich zu wünschen übrig. Dass Samuel als Figur so farblos und rätselhaft bleibt, liegt eindeutig auch am (freundlich ausgedrückt) minimalistischen Schauspiel Akah Nnanis, das oft unnatürlich und gezwungen wirkt. Ein Problem, das auch auf die meisten anderen Darsteller zutrifft und dem Film einen amateurhaften Anstrich gibt. Ob sich jedoch die oftmals kitschigen und trivialen Dialoge überhaupt natürlich und überzeugend spielen lassen, steht auf einem anderen Blatt. Wie um doch noch Lebendigkeit und echte Emotionalität zu erzeugen, sind große Teile des Films mit melancholischer Klaviermusik unterlegt, die aber allein auch nichts gegen die Schwächen bei Schauspiel und Drehbuch ausrichten kann. Sie verstärkt im Gegensatz noch den Eindruck, man habe es hier mit einer sentimentalen Soap Opera zu tun.

The Man of God nimmt also eine Ausgangssituation, die durchaus Erzähl- und Konfliktpotential hat, nur um dann in allen Bereichen gründlich daneben zu langen. Schauspiel, Drehbuch, Musik, Figuren – hier stimmt fast gar nichts. Allerspätestens wenn der Film im letzten Akt noch einmal ein ganz neues Kapitel von Samuels Geschichte moralisch verwerflicher Handlungen aufmacht, nur um dann auch darüber hinwegzugehen, fast ohne Fragen zu stellen oder genauer auf die Motivationen und Widersprüche der Figuren einzugehen, kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Das irritierende Ende des Films wirkt dann auch unglaubwürdig. Zumindest orientiert es sich aber konsequent an der biblischen Vorlage. Und vor allem ist der Film danach endlich vorbei!

Credits

OT: „The Man of God“
Land: Nigeria
Jahr: 2022
Regie: Bolanle Austen-Peters
Drehbuch: Shola Dada
Kamera: Lance Gewer
Besetzung: Akah Nnani, Osas Ighodaro, Atlanta Bridget Johnson, Dorcas Shola Fapson, Jude Chukwuma

Trailer

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The Man of God
Fazit
In den ersten Szenen macht „The Man of God“ noch einen lebhaften Eindruck. Damit ist es aber schnell vorbei; der Film wartet mit unzureichend charakterisierten Figuren und schlechten Darstellerleistungen auf. Das Geschichte ist mit Handlungssträngen vollgepackt, die fast nie abschließend behandelt werden.
Leserwertung4 Bewertungen
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von 10