Gladbeck Das Geiseldrama The Hostage Crisis Netflix
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Gladbeck: Das Geiseldrama

 

Gladbeck Das Geiseldrama The Hostage Crisis Netflix
„Gladbeck: Das Geiseldrama“ // Deutschland-Start: 8. Juni 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Gladbeck: Das Geiseldrama lässt den Zuschauer gleich zu Beginn mit Texteinblendungen wissen, dass alles Folgende ausschließlich aus Archivmaterial zusammengeschnitten wurde. Abgesehen von ein paar weiteren Texteinblendungen ganz am Ende, in welchen Informationen über den weiteren Verlauf einiger der Beteiligten vermittelt werden, scheint das auch zu stimmen. Aus irgendeinem Grund erscheinen die einzelnen Sätze am Anfang erst auf Deutsch, direkt danach dann jeweils auf Englisch, statt das über optionale Untertitel zu regeln. Entweder ging den Machern im Laufe des Filmes auf, dass das vielleicht keine so ideale Lösung ist, oder aber sie hatten schlicht vergessen, wie sie an die Sache herangegangen waren, die Textblöcke am Ende sind jedenfalls alle nur auf Deutsch.

Eine etwas andere True Crime Doku

Bei der Flut an True-Crime-Dokumentationen, die es auf Netflix gibt, ist es nicht die leichteste Errungenschaft, aus der Masse herauszustechen. In gewisser Weise gelingt es Gladbeck: Das Geiseldrama jedoch, genau das zu tun. Nicht etwa, weil es eine deutsche Dokumentation ist, auch wenn das im Angebot der Streamingplattform relativ betrachtet sicherlich noch eine Rarität darstellt. Es ist überhaupt fraglich, ob sich der Dokumentarfilm von Regisseur Volker Heise denn als solcher bezeichnen lässt. Gladbeck: Das Geiseldrama verzichtet auf viele der konventionellen Elemente, wie etwa Zeitzeugeninterviews oder nachgestellte Szenen, und fokussiert sich, wie eingangs versprochen, einzig und allein auf bereits vorhandenes Archivmaterial, welches derart auf 91 Minuten zusammengeschnitten wurde, dass die chronologische Reihenfolge der Ereignisse rekonstruiert und sich ein Bild der Gesamtsituation gemacht werden kann. Es gibt keine zusätzlichen Kommentare, auch wenn sich eventuell argumentieren ließe, dass die Montage selbst eine Art Kommentar ist. Das Zeigen steht jedoch eindeutig im Vordergrund.

Die Eigenleistung besteht also lediglich darin, das existierende Archivmaterial gesichtet und auf verdauliche Spielfilmlänge komprimiert und arrangiert zu haben. Das Wort „lediglich“ darf nun natürlich nicht dahingehend missverstanden werden, dass dieser Akt keine Arbeit darstellen würde oder kein Können vonnöten wäre. Es drängt sich aber doch die Frage auf, wo genau denn nun der dokumentarische Charakter des Films liegt, im Prinzip handelt es sich einfach nur um eine Zusammenfassung. Gladbeck: Das Geiseldrama ist zwar tatsächlich eine Dokumentation im reinen Wortsinne, aber schwerlich das, was landläufig unter einem Dokumentarfilm verstanden wird und genauer gesagt ein Kompilationsfilm ist – unter welchen Gladbeck streng genommen aber auch fallen könnte. Wollte jemand eine wissenschaftliche Abhandlung über die Ungenauigkeit von Genrezuordnungen schreiben, „anhand Gladbeck: Das Geiseldrama“ wäre ein dankbarer Titelzusatz.

Trotz allem spannend

Fraglos allerdings ist der Inhalt selbst immer noch interessant, spannend und erschreckend genug, um allen, die mit dem Fall nicht vertraut sind, die Sisyphosaufgabe zu ersparen, sich mit der Genrezugehörigkeit herumzuschlagen. International wird die Doku wohl noch deutlich mehr Anklang finden, da die 54 Stunden dauernde Geiselnahme Ende 1988 außerhalb unserer Landesgrenzen vielleicht nicht so viel Aufmerksamkeit erfuhr, aber auch ein hiesiges Publikum mag sie seinerzeit nicht mitbekommen oder mittlerweile schlicht vergessen haben.

Credits

OT: „Gladbeck: Das Geiseldrama“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Volker Heise
Musik: Lothar Manteuffel, Milan Meyer-Kaya

Bilder

Trailer

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Gladbeck: Das Geiseldrama
Fazit
Die Frage, ob „Gladbeck: Das Geiseldrama“ mit Genrekonventionen bricht, soll Filmwissenschaftlern überlassen werden, dennoch ist es mindestens ungewöhnlich, dass die Dokumentation lediglich Archivaufnahmen aneinander reiht, ohne explizite Kommentare zu machen oder Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen. In gewisser Weise ließe sich allerdings im Sinne dieser Herangehensweise sagen, dass der Fall bereits für sich spricht.
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