Der Spinnenkopf Spiderhead Netflix
© Netflix

Der Spinnenkopf

Der Spinnenkopf Spiderhead Netflix
„Der Spinnenkopf“ // Deutschland-Start: 17. Juni 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Eigentlich hätte Jeff (Miles Teller) für sein Verbrechen ins Gefängnis gemusst. Stattdessen ließ er sich auf einen Deal ein: Er geht mit auf eine einsame Insel, ist dort frei, kann tun und lassen, was er will, wird in der luxuriösen Anlage zudem voll versorgt. Im Gegenzug lässt er zu, dass unter der Leitung von Steve Abnesti (Chris Hemsworth) Experimente an ihm ausgeübt werden. Genauer nimmt er pharmazeutische Drogen zu sich, die sein Verhalten steuern, etwa indem der Sexualtrieb gesteigert wird. Zunächst lässt Jeff das alles über sich ergehen. Doch mit der Zeit wächst sein Misstrauen und seine Ablehnung gegenüber Steve und seiner Einrichtung, umso mehr da ihm seine Mitgefangene Lizzy (Jurnee Smollett) zunehmend ans Herz wächst …

Ein Hit, der keiner ist

Eigentlich ist Der Spinnenkopf ein Film, von dem man erwarten würde, dass Netflix ihn ganz groß bewirbt und wirklich alle auf ihre Existenz aufmerksam macht. Hauptdarsteller ist immerhin Marvel-Gott Chris Hemsworth, der demnächst in Thor: Love and Thunder wieder der Welt zeigen darf, wo der Hammer hängt. Inszeniert wurde der Science-Fiction-Thriller zudem von Joseph Kosinski, dessen Top Gun: Maverick nicht nur das Kunststück schaffte, dem 80er-jahre Kultfilm ebenbürtig zu sein, sondern auch an den Kinokassen wie die sprichwörtliche Bombe einzuschlagen. Doch trotz dieser vermeintlichen Selbstläufer-Qualitäten und der in den Medien breitgetretenen Krise des Streaminganbieters: Nur wenige werden mitbekommen, dass es den Film überhaupt gibt.

Das ist schade, weil er durchaus einiges zu bieten hat. Da sind nicht nur die angesprochenen großen Namen, zu denen sicherlich auch der von Miles Teller (Whiplash) gezählt werden darf. Auch das Setting allein ist schon Grund genug, dass man hier einmal vorbeischauen kann. Kosinksi hat bekanntlich ein Auge für den visuellen Teil einer Inszenierung. Man darf sich an der Stelle beispielsweise an sein Science-Fiction-Abenteuer Oblivion zurückerinnern, welches die eher dünne Geschichte durch faszinierende Bilder fast vergessen ließ. In Der Spinnenkopf nimmt er uns mit in eine Forschungseinrichtung, die ebenfalls durch ein futuristisches Ambiente gefällt und wie die logische Fortsetzung der Silicon-Valley-Elfenbeintürme wirkt. Alles ist modern, aufgeräumt, irgendwie freundlich.

Der Abgrund hinter der Fassade

Gleichzeitig spürt das Publikum natürlich sofort, dass dieses makellose Äußere eine bloße Fassade ist und dahinter finstere Dinge vor sich gehen. Es dauert eine Weile, bis Der Spinnenkopf in der Hinsicht anfängt, die Karten auf den Tisch zu legen. Doch spätestens sobald klar wird, dass da Menschen für die Illusion von Freiheit Versuchskaninchen spielen, ist die Richtung vorgegeben. Was folgt ist die zu erwartende Eskalation, wenn die anfangs harmlosen Experimente immer fragwürdiger werden. Aber schon vorher dürfen die Zuschauer und Zuschauerinnen sich an Gedankenexperimenten beteiligen, bei denen es um Themen wie freier Wille, Abhängigkeit und die Grenzen der Ethik geht. Und natürlich die Frage: Wie weit würde man selbst in einer solchen Situation gehen? Wie viel ist das Individuum wert in einer Gesellschaft, die sich über Macht und Geld definiert?

Ansätze für spannende Fragen sind hier also durchaus zu finden, jede Menge sogar. Nur hatte man wohl nicht so wirklich das Interesse, diesen auch nachzugehen. Stattdessen wandelt sich die Adaption einer Kurzgeschichte von George Saunders gerade in der zweiten Hälfte in ein typisches Hollywood-Produkt, das selbst mehr von einer schönen Fassade lebt, an der nicht zu viel gekratzt werden sollte. Das ist schon schade, da wäre inhaltlich deutlich mehr Potenzial drin gewesen. Chris Hemsworth, der seinerzeit in Blackhat als Hacker noch völlig deplatziert wirkte, geht zudem in der Rolle des dubiosen wissenschaftlichen Leiters auf, der mit einem strahlenden Lächeln Menschen auf biologische Funktionen reduziert. Im Vergleich dazu bleibt Teller recht blass, so wie auch seine Figur zwar durch eine Vorgeschichte charakterisiert werden soll, aber letztendlich austauschbar bleibt. Angesichts des Themas ist das zwar schon passend, aber eben auch unbefriedigend.

Credits

OT: „Spiderhead“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Joseph Kosinski
Drehbuch: Rhett Reese, Paul Wernick
Vorlage: George Saunders
Musik: Joseph Trapanese
Kamera: Claudio Miranda
Besetzung: Chris Hemsworth, Miles Teller, Jurnee Smollett, Mark Paguio

Bilder

Trailer

Weitere Netflix Titel

Ihr seid mit Der Spinnenkopf schon durch und braucht Nachschub? Dann haben wir vielleicht etwas für euch. In unserem Netflix-Themenbereich sind alle Original-Produktionen gelistet, unterteilt nach Spielfilm, Serie, Doku und Comedy. Unten findet ihr alle Netflix-Titel, die wir auf unserer Seite besprochen haben.

A
B
D
E
H
I
M
S
T
W

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Der Spinnenkopf
Fazit
„Der Spinnenkopf“ lockt mit einem interessanten Szenario, tollen Bildern und bekannten Namen. Dennoch ist der Science-Fiction-Thriller etwas enttäuschend, da das Potenzial der Geschichte um dubiose Experimente nicht ausgenutzt wird. Einem glänzend aufspielenden Chris Hemsworth steht zudem ein farbloser Miles Teller gegenüber, für dessen Schicksal man sich kaum interessiert.
Leserwertung373 Bewertungen
4.8
6
von 10