Surviving Paradise – Staffel 1

Beim Titel Surviving Paradise mag der ein oder andere sich vielleicht an Überleben im Paradies: Eine Familiengeschichte erinnert fühlen. Mit der empfehlenswerten Tierdokumentation hat die Reality-Show ansonsten jedoch nicht sonderlich viel gemein – außer, dass beide auf Netflix erschienen sind. Die Schnittmenge der Zuschauer, die mit beiden Formaten etwas anfangen können, dürfte entsprechend gering ausfallen. Wer allerdings Produktionen wie Liebe macht blind, Das Gesetz des Dschungels oder First Class als das Nonplusultra in Sachen Unterhaltung empfindet, wird hier wohl durchaus auf seine Kosten kommen.

Ich will zurück in die Villa

Die Prämisse von Surviving Paradise wirkt dann in Grundzügen auch wie eine Mischung aus jener von Summer Job und Snowflake Mountain. Unter Vortäuschung falscher Tatsachen werden die Teilnehmer irgendwohin gelockt – hier auf eine Insel –, wo sie angeblich ein luxuriöses Leben erwartet. Luxus ist dabei das Stichwort, denn bei der Villa, die als Ankunfts- und vermeintlicher Aufenthaltsort dient, handelt es sich um eine Luxus-Villa. Surviving Paradise stellt sicher, dass auch jeder mitbekommt, dass es sich bei dem Anwesen um eine Luxus-Villa handelt; zu groß ist anscheinend die Gefahr, dass sie ansonsten mit einer der vielen gewöhnlichen Zweieinhalb-Zimmer-Drecksvillen verwechselt werden könnte. Entsprechend theatralisch schockiert dürfen sich die austauschbaren Fratzen der Kandidaten dann verziehen, wenn ihnen offenbart wird, dass ihre wahre Bleibe der nahegelegene Wald ist.

Anders als in Snowflake Mountain ist Surviving Paradise jedoch keine reine Survivalshow (beide haben mit Gareth Birkett übrigens denselben Regisseur). Mussten die Teilnehmer dort tatsächlich in der Wildnis zurechtkommen (beziehungsweise so „tatsächlich“ wie es in einer mutmaßlich geskripteten Show eben sein kann), wird Surviving Paradise um eine zusätzliche Komponente erweitert. Am Ende jeder Folge bekommen die Kandidaten die Möglichkeit, abzustimmen. Wer hier als Sieger hervorgeht, erlangt den Insider-Status – ist also kein Outsider mehr und darf zurück in die Villa (bei welcher es sich übrigens um eine Luxus-Villa handelt). Die geplagten Seelen müssen also nicht nur mit der Grausamkeit zurechtkommen, im Wald Reis und Bohnen zu essen, so wie es Leute aus ärmlichen Verhältnissen tun, über die sich Bewohner von Luxus-Villen nur kaputtlachen können; sie müssen darüber hinaus strategisch vorgehen, um sich die Stimmen ihrer Mitstreiter zu sichern. Der eigentliche Wahlvorgang selbst ist ziemlich langweilig und zieht sich zudem noch übermäßig in die Länge.

Der Alltag als Herausforderung

Ab der zweiten Episode müssen sich die Teilnehmer dann auch noch Challenges stellen. Damit sind Herausforderungen im Sinne des Bewältigens einer konkreten Aufgabe gemeint. Das mag wie eine banale Klarstellung wirken, allerdings hat so mancher Kandidat bereits gezeigt, dass den Leuten hier nicht zu viel zugetraut werden sollte. Es gibt immerhin nicht viele Menschen, die im Umgang mit einem handelsüblichen Schlafsack überfordert sind. Am Ende der neun Folgen winken 100.000 US-Dollar Preisgeld für die ganzen Mühen, und auch wenn jemand zu Beginn wortwörtlich „I’m here to win money“ sagt, scheinen sich hier doch eher wieder Selbstdarsteller eingefunden zu haben.