Untold: The Liver King

Nachdem sich die Untold-Reihe sich in den letzten Jahren immer mehr zu einer Told-Reihe wandelte, konnte sie dieses Jahr mit Untold: Shooting Guards überraschen. Die Dokumentation, mit der sich das Franchise für 2025 auf Netflix zurückmeldete, wandelte tatsächlich auf den ursprünglich vorgesehenen Pfaden und beleuchtete wie die erste Folge, Untold: Malice at the Palace, einen Skandal in der NBA. Dieser wurde extra für die Reihe neu aufgerollt, damals Beteiligte kamen zu Wort, reflektierten und schilderten ihre Sicht der Dinge. Alles schien wieder seinen gewohnten Gang zu gehen, doch natürlich war die Sache zu gut, um wahr zu sein.

Die alte Geschichte

Schon der Titel Untold: The Liver King gab äußerst starken Anlass zu der Annahme, dass die „back to the roots“-Mentalität nicht von langer Dauer war. Wer sich in den letzten Jahren in irgendeiner Art und Weise mit Fitnessinhalten im Internet beschäftigt hat, wird über den selbsternannten Liver King gestoßen sein. Selbst wer damit nichts am Hut hat, aber die UFC verfolgt, mag schon etwas von ihm mitbekommen haben. Nicht nur hat sich Untold diesmal einen recht neuen Vorfall vorgenommen (nur Untold: Jake Paul the Problem Child ist zeitlich ungefähr vergleichbar), es ist auch noch einer, bei dem es wirklich so gut wie überhaupt nichts Unerzähltes zu berichten gibt.

Brian Johnson hat sich im Internet damit einen Namen gemacht, rohe Leber zu essen und auszusehen, als würde er Steroide nehmen. Seine ausgeprägten Muskeln hat er seinen Aussagen zufolge aber nicht irgendwelchen unlauteren Hilfsmitteln zu verdanken, sondern seiner Ernährung und seiner Lebensweise. Rinderleber ist fraglos das nährstoffreichste Lebensmittel, aber man musste kein Supergenie sein, um klar erkennen zu können, was Phase ist. Wie es eben so ist, kam irgendwann die Wahrheit ans Licht: Johnson konsumierte monatlich Steroide im Wert von elftausend Dollar. Was für eine unfassbare Überraschung.

Schadensbegrenzung

Ganz Fitness-YouTube hat den Fall bis ins kleinste Detail auseinander genommen. Gefühlt besteht die Hälfte der gerade einmal 68 Minuten langen Folge dann auch aus Ausschnitten verschiedenster dieser Videos. Alles schon durchexerziert, aber hier noch einmal für Netflix durchgekaut. Der Rest scheint so ein bisschen eine Rechtfertigungskampagne Johnsons zu sein, der sich genau wie seine Frau und die beiden Söhne für die Kamera selbst zu Wort melden darf. Untold: The Liver King wirkt wie eine Marketingmaßnahme, um den Schaden, den Johnsons Image genommen hat, einzudämmen. Wobei sich der Schaden ganz klar nur aufs Image bezieht – der Mann scheint mit seinem Business nach wie vor jede Menge Geld zu scheffeln. Sein Anwesen und seine Einrichtung sind überaus prunkvoll.

Hier und da gibt es sicher auch noch die ein oder andere Information, die bisher noch nicht so ganz bekannt war. Es ist ein wenig so, als würde mit einer Taschenlampe auf einen Fleck geleuchtet werden, der bereits von zehn Flutscheinwerfern bestrahlt wird.