Queen Cleopatra Netflix
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Queen Cleopatra Netflix
„Queen Cleopatra“ // Deutschland-Start: 10. Mai 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Dass dokumentarische Filme oder Serien für Kontroversen sorgen, ist eine Seltenheit. Schließlich dienen diese üblicherweise, um etwas Reales festzuhalten. Worüber soll man sich da aufregen? Und doch können sie tatsächlich schwierig sein, da der Anspruch der objektiven Wahrheit gar nicht eingehalten werden kann, auch wenn vielen das gar nicht bewusst ist. Selbst ungeschminkte und nüchterne Kameraaufnahmen sind bereits durch die Auswahl derselben nicht mehr objektiv. Der Regisseur bzw. die Regisseurin entscheidet sich schließlich, was von dem Material verwendet wird und was nicht, entscheidet zudem, mit wem gesprochen und was gefilmt wird. Die Wahl der Interviewten bedeutet beispielsweise automatisch, dass ein subjektives Element enthalten ist – siehe etwa die ganzen Künstler-Porträts oder auch die Serie Untergegangenen Zivilisationen auf der Spur, bei der die Gegenstimmen zu den fragwürdigen Theorien einfach nicht zu Wort kommen. Im Fall der Netflix-Serie Queen Cleopatra liegt die Kontroverse woanders: Die Titelfigur wird in den nachgestellten Szenen von einer schwarzen Frau gespielt.

Viel Lärm um nichts

Darüber darf man sich wundern, da es keinen Beleg für die dunkle Hautfarbe der historischen Königin gibt. Darf sich auch ärgern – viele haben es getan, der Vorwurf des „Blackwashing“ kam viele Male auf. Schließlich wird hier, anders als beim bewusst fiktionalisierten Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte, behauptet, eine objektive Wahrheit zu teilen. Offensichtlich war man sich dieses Reizfaktors schon beim Dreh bewusst, weshalb gleich zu Beginn eine Expertin vehement darauf besteht, dass Kleopatra tatsächlich schwarz war. Ob man bei Netflix diese Kontroverse gezielt gesucht hat, darüber lässt sich streiten. Zumindest war es klar, dass es zu einem Aufschrei der Entrüstung kommen würde. Unstrittig ist, dass der Streamingdienst davon profitiert, weil auf diese Weise Queen Cleopatra deutlich mehr Aufmerksamkeit erhält, als es unter normalen Umständen wohl der Fall gewesen wäre. Und auch mehr Aufmerksamkeit, als es die Serie verdient.

Tatsächlich ist das hier, lässt man die Frage der Hauptfarbe weg, keine übermäßig interessante Dokumentation. So haben die vier Folgen nur wenig zu verraten, was nicht schon durch das Allgemeinwissen abgedeckt ist. Dass Cleopatra erst mit Caesar zusammen war und später mit Marcus Antonius ist ebenso bekannt wie, dass sie am Ende gegen Augustus unterlag. Dafür muss man keine Geschichte studiert haben, unzählige Dokus und fiktionalisierte Stoffe haben das zur Genüge getan – etwa der Monumentalfilm Cleopatra, dessen ebenso fragwürdige Besetzung in der aktuellen Diskussion gern ignoriert wird. Queen Cleopatra reduziert die Lebensgeschichte dann auch überwiegend auf die drei römischen Männer, die das Schicksal der ägyptischen Herrscherin geprägt hat. Viel mehr als das erfährt man hier nicht.

Wenig neue Infos

Nur selten ist hier mal etwas dabei, das tatsächlich über dieses Allgemeinwissen hinausgeht. So gibt es am Anfang einen Einblick in die damaligen Verhältnisse in Ägypten, diverse Intrigen und Morde inklusive. Dass die Serie Kleopatras Schwester Arsinoë erwähnt, die eine Gefahr für sie darstellte, ist in dem Zusammenhang ebenso erfreulich wie die kurze Info zum Schluss, dass Tochter Kleopatra Selene als Königin über Mauretanien herrschte. Klar, Queen Cleopatra will in erster Linie über Kleopatra sprechen, nicht über Verwandte. Aber es hätte der Serie schon gut getan, den Blick zu weiten oder alternativ mal in die Tiefe zu gehen. Einfach etwas zu bieten, das die Laufzeit von knapp drei Stunden rechtfertigen würde.

Stattdessen ist diese durch uninteressante Punkte in die Länge gezogen. Dass zum Beispiel eine der Expertin erzählen will, wie sie durch einen Traum zur Kleopatra-Forschung gekommen ist, hätte nun wirklich nicht sein müssen. Und auch die nachgestellten Szenen sind letztendlich überflüssig. Es gibt kaum Kulissen, die mal für eine entsprechende Stimmung sorgen könnten. Die Dialoge sind zuweilen schmerzhaft und von schwülstiger Musik begleitet. Die Szenen, mit denen man einen wirklichen Mehrwert hätte geben können – etwa die großen Schlachten –, werden in Windeseile abgehakt. Denn dafür hat das Geld nicht gereicht. Hätte man die Reenactment-Aufnahmen gestrichen, liefe es zwar nur auf Interviews hinaus, was auch nicht sehr einfallsreich ist. Zumindest wäre der Inhalt dann aber konzentrierter, anstatt immer wieder Zwangspausen einzulegen. Andererseits hätte es dann eben keinen Grund gegeben, über die Serie an sich zu sprechen, die letztendlich dem Thema nichts beizutragen hat.

Credits

OT: „Queen Cleopatra“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Tina Gharavi, Victoria Adeola Thomas
Musik: Michael ‚Mikey‘ J Asante
Kamera: Sean Francis
Besetzung: Adele James, Craig Russell, James Marlowe

Bilder

Trailer

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Queen Cleopatra
fazit
„Queen Cleopatra“ ist aufgrund der kontroversen Besetzung in aller Munde. Das hängt aber auch damit zusammen, dass die vierteilige Dokuserie sonst kaum erwähnenswert ist. Man erfährt hier relativ wenig, was nicht bereits durch das Allgemeinwissen abgedeckt ist. Die nachgestellten Szenen sollen für Auflockerung sorgen, sind aber langweilig und leiden unter dem zu geringen Budget.
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