Olhar Indiscreto Lady Voyeur Netflix
© Aline Arruda/Netflix
„Lady Voyeur“ // Deutschland-Start: 1. Januar 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Hackerin Miranda (Débora Nascimento) verbringt ihre Freizeit damit, ihre Nachbarin Cléo (Emanuelle Araújo) zu beobachten – vor allem dann, wenn die Prostituierte wieder einmal männlichen Besuch hat. Eines Tages steht Cléo vor Mirandas Tür und bittet diese, über das Wochenende auf ihren kleinen Hund aufzupassen, da sie die Zeit mit einem Kunden im Hotel verbringen würde. Miranda nutzt die Gelegenheit, um sich in Cléos Appartement umzuschauen und heimisch zu fühlen. So heimisch, dass sie sich mit dem Freier Fernando (Nikolas Antunes) einlässt, der die eigentliche Bewohnerin besuchen wollte. Nicht die einzige unerwartete Wendung: Kurz darauf ist Miranda für den Tod eines anderen Mannes verantwortlich. Fernando, in dessen Anwesenheit sich der Unfall ereignete, beruhigt sie und hilft ihr, die Spuren zu verwischen. Er redet ihr auch aus, zur Polizei zu gehen – schließlich sei er nun ja ein Komplize. Außerdem sei es nicht das erste Mal, dass er eine Straftat vertuschen würde. Miranda lässt sich auf ein gefährliches Spiel ein …

Hauptsache Sex

Wer in den Nullerjahren dieses Jahrtausends medial bewandert genug und zu Scherzen aufgelegt war, erinnert sich vielleicht an diesen uralten Witz: Das Internet gibt es jetzt auch als Backup auf Disc. 230 CDs für alles zusammen oder 10 Floppydisks ohne Porno-Material. Die Diskette kennen die meisten heute maximal noch als Speichersymbol bei diversen Schreibprogrammen. Analog ließe sich jedenfalls formulieren: Die brasilianische Netflix-Miniserie Lady Voyeur umfasst zehn Folgen zu je etwa vierzig Minuten für die gesamte Story oder vier Folgen zu je etwa zehn Minuten ohne Sexszenen. Ganz so schlimm ist es dann zum Glück doch nicht, aber nach der ersten Episode kann durchaus dieser prognostizierende Eindruck entstehen.

Das Determinativkompositum „Erotikthriller“ wurde selbstverständlich nicht einfach so aus Spaß an der Freude gebildet. Das Bestimmungswort muss seinen Platz verdienen, daher gibt es nichts Grundsätzliches gegen Sexszenen hier einzuwenden. In Lady Voyeur tragen diese nur so gut wie gar nichts zur Story bei. Filmisch sind sie solide aufgezogen, Kameraführung, Beleuchtung und das ganze Technische daran sind völlig in Ordnung. Sie scheinen nur meist einfach um ihrer selbst willen da zu sein. Das erinnert ein wenig an die mexikanische Netflix-Serie Glühendes Feuer: Auch Lady Voyeur erscheint im weiteren Verlauf stellenweise als Mischung aus Softporno und Soap.

Wirres Geflecht aus Handlungssträngen

Vielleicht haben die Macher aber auch vermutet, dass sie ohne diese erotisch aufgeladenen Szenen wenig Anreiz zum Einschalten bieten können. Die Geschichte ist nicht sonderlich gut ausgearbeitet. Die Charaktere sind nicht sonderlich gut angelegt. Dass Miranda Hackerin ist, wirkt anfangs komplett arbiträr und überflüssig. Dass sie als Hackerin etabliert wird, indem wir auf einem ihrer Monitore bedeutungslose Codes vorbeischwirren sehen, können wir ja noch als üblichen Filmnonsens akzeptieren. Warum sie sich aber Zugang zur Übertragung der Überwachungskameras in Cléos Wohnhaus verschafft, obwohl uns direkt danach gezeigt wird, dass sie gegenüber residiert und problemlos mit ihrer eigenen Kamera in Cléos Wohnung schauen kann, mutet seltsam an. Fairerweise wird ihre Tätigkeit als Hackerin im weiteren Verlauf durchaus etwas relevanter, aber bis dahin muss der Zuschauer ja erst einmal durchhalten. Das ist bei so einer ersten Folge nicht unbedingt das leichteste Unterfangen.

Die englische Synchronisation klingt furchtbar aufgesetzt, eine deutsche gibt es nicht. Das portugiesische Original zeugt jedoch auch nicht von Emmy-würdigem Schauspiel. Ähnlich sieht es bei der Story aus. Es stecken sicher ein paar gute Ideen in Lady Voyeur, auch wenn die Ausgangssituation natürlich einfach ein inoffizielles Remake von Alfred Hitchcocks Das Fenster zum Hof ist. Je weiter die Serie voranschreitet, desto wirrer wird das Geflecht aus Handlungssträngen jedoch. Es ist zwar nicht weiter schwierig, den einzelnen Ereignissen zu folgen, auch über mehrere Zeitebenen hinweg, aber so einiges bleibt un- oder unzureichend erklärt. Nach den zehn Episoden drängen sich mehrere Fragen auf, aber leider nicht jene, die ein guter Thriller evozieren würde. Eine der brennendsten Fragen wird wohl sein: Wieso habe ich sechs Stunden an diese Serie verschwendet?

Credits

OT: „Olhar Indiscreto“
Land: Brasilien
Jahr: 2023
Regie: Luciana de Oliveira, Fabrizia Pinto, Leticia Veiga
Drehbuch: Marcela Citterio, Marisa Milanesio, Claudia Morales
Vorlage: Camila Raffanti
Musik: Janecy Nascimento, Guilherme Garbato, Hugo Mariutti, Yuri Chix, Rafa Kabelo, Pedro Montessani, Henrique Guimarães, Felipe Kim, Helton Oliveira, Rodrigo Scarcello, André Whoong, Sam Nóbrega, Marcelo Dino, Mauricio Canezin
Kamera: Julia Equi, Hugo Takeuchi
Besetzung: Débora Nascimento, Emanuelle Araújo, Nikolas Antunes, Ângelo Rodrigues, Sacha Bali, Tyler Shamy, Renata Guida, Gabriela Moreyra

Bilder

Trailer

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Lady Voyeur
fazit
Der erotische Teil in „Lady Voyeur“ überzeugt für sich genommen, trägt nur leider so gut wie gar nichts zur Handlung bei. Die Thrillerelemente tun das schon eher, sind aber nicht unbedingt gekonnt ausgearbeitet.
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