Curon Netflix
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Curon – Staffel 1

Kritik

Curon Netflix
„Curon“ // Deutschland-Start: 10. Juni 2020 (Netflix)

17 Jahre war Anna (Valeria Bilello) schon nicht mehr in ihrer alten Heimat gewesen, dem abgelegenen Dorf Curon. Und so richtig willkommen sind sie, Tochter Daria (Margherita Morchio) und Sohn Mauro (Federico Russo) auch nicht. Immer wieder lassen die Einwohner sie wissen, dass sie besser wieder gehen sollten, selbst Annas eigener Vater Thomas (Luca Lionello) ist nicht sehr glücklich darüber, dass sie zurück in dem alten Haus ist, in dem sie aufgewachsen ist. Daria und Mauro, die ohnehin nicht wissen, was sie hier sollen, versuchen dennoch das Beste aus der Geschichte zu machen, mischen sich unter andere Jugendliche. Doch auch sie haben das Gefühl, dass da irgendetwas nicht stimmt – vor allem als Mauro eines Nachts eine eigenartige Begegnung hat …

Wenn Filme oder Serien besonders geheimnisvoll sein sollen, dann ist der erste Schritt, das passende Setting zu finden. Ganz hoch im Kurs stehen dann immer Orte, die so fernab der Zivilisation sind, dass man allein schon deshalb in den Schatten die unmöglichsten Dinge vermutet. Die durchdrungen sind von Mythen und Legenden längst vergessener Zeiten. Wälder bieten sich dafür an, lassen sie einen doch im Handumdrehen die Orientierung verlieren, sind voller unheimlicher Geräusche und versteckter Winkel. Auch Berge sind ganz gut, stehen für unzugängliche Plätze. Curon nimmt beides dankbar an, fügt noch einen See hinzu, auf dem immer Nebel zu liegen scheint und taucht das Ganze in blaues Licht. Natürliche Farben gibt es in der italienischen Netflix-Serie kaum, alles ist auf düster und kalt getrimmt.

Schöne, unheimliche Bilder
Subtil ist das alles natürlich nicht, eher ein bisschen zu sehr gewollt. Vor allem die offensive Farbgebung darf einen an manchen Stellen an den eigenen Augen zweifeln lassen, alternativ an den Einstellungen des Fernsehers. Dabei wäre das gar nicht in der Form notwendig gewesen, da es Curon auch ohne diese plumperen Manipulationen gelingt, eine schöne Mystery-Stimmung zu erzeugen. Gerade die Bilder machen hier doch einiges her, etwa auf dem besagten See, der Erinnerungen an die französische Kultserie The Returned weckt. An diesen Stellen nähert sich die Serie auch noch am stärksten dem Horror-Genre an, als die sie im Vorfeld verkauft wurde.

In diese Richtung sollte man jedoch nicht zu viele Erwartungen hegen. Zwar steigt Curon mit einem echten Knall ein, auch später wird an mehreren Stellen Blut vergossen. Die Serie ist aber stärker mit den Figuren beschäftigt, ihren Verhältnissen untereinander sowie den Vorgeschichten, welche sie geprägt haben. Das droht manchmal, in die Teenie-Drama-Richtung abzudriften, wie so manche Netflix-Produktion – etwa Die Unsterblichen oder Vampires –, wenn es um Themen wie Selbstbehauptung geht. Auch die obligatorischen komplizierten Gefühle, die Teenager in Filmen und Serien brav mit sich herumschleppen müssen, dürfen nicht fehlen.

Das Böse im Menschen
Glücklicherweise halten sich die Aspekte aber in Grenzen. Stattdessen gibt es hier eine interessante Mischung aus Übernatürlichem und Philosophischen, wenn ähnlich zu Dr. Jekyll & Mr. Hyde über unterdrückte böse Persönlichkeitszüge gesprochen wird. Gibt es in uns allen das Böse? Und wenn ja, was braucht es, um dieses hervorzuholen? Curon bleibt in der Hinsicht eher vage, gibt nie die endgültigen Antworten auf die Fragen, die unweigerlich aufkommen. Dafür haben sich die Italiener ein paar fiese Szenen ausgedacht, in der sie diese Dopplung auf die Spitze bringen, zum Leidwesen der anderen Figuren, die selbst nicht wissen, wie sie mit dem Ganzen umzugehen haben.

Das wird nicht für alle befriedigend sein, gerade auch weil die Serie auf eine eigenartige Weise endet. Eigentlich braucht es eine zweite Staffel, um die angeschnittenen Themen zu vertiefen. Gleichzeitig ist nicht klar, wie eine solche aussehen könnte. Doch trotz dieser Mängel ist Curon eine lohnenswerte Ergänzung im Seriensortiment von Netflix, die Fans anderer Mysteryserien wie Dark zumindest mal ins Auge fassen sollten. Die Geschichte hier ist deutlich einfacher, hat man erst einmal den Twist erreicht, der zumindest das Szenario umrahmt, weiß man relativ gut, was gespielt wird – nur eben nicht unbedingt warum. Aufgrund der vergleichsweise kurzen Laufzeit von sieben Folgen à etwa 45 Minuten kann man hier relativ gut reinschalten und erste Eindrücke gewinnen.

Credits

OT: „Curon“
Land: Italien
Jahr: 2020
Regie: Fabio Mollo, Lyda Patitucci
Drehbuch: Ezio Abbate, Ivano Fachin, Giovanni Galassi, Tommaso Matano
Musik: Giorgio Giampà, Ginevra Nervi, Carmelo Emanuele Patti
Kamera: Benjamin Maier
Besetzung: Valeria Bilello, Luca Lionello, Federico Russo, Margherita Morchio, Anna Ferzetti, Alessandro Tedeschi, Juju Di Domenico, Giulio Brizzi, Max Malatesta

Trailer

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„Curon“ nimmt uns mit in eine abgelegene italienische Kleinstadt, in der seltsame Dinge vor sich gehen. Das ist sehr atmosphärisch, wenn auch ein bisschen dick aufgetragen, setzt auf eine interessante Mischung aus Übernatürlichem und Philosophischem. Konkrete Antworten sollte man sich hiervon aber nicht erhoffen, da entscheidende Punkte nie erklärt werden.
7
von 10